Bereits zum 57. Mal findet vom 1. bis zum 9. April in der Heimat von Jeep in Moab, Utah, die Easter Jeep Safari statt. Die Ingenieure durften sich im Vorfeld wieder kreativ austoben und bringen sieben Konzepte mit in die Wüste, die den Geist von Jeep auf ganz neue Weise ausleben.
Zehntausende Jeep-Fans werden vor lauter Staunen die Kinnlade kaum vom sandigen Boden bekommen, wenn die Schmuckstücke ihren Auftritt haben. Das vielleicht spektakulärste Konzept ist der Jeep Wrangler Magneto 3.0, da er zwar mit seiner extremen Offroadkompetenz die Werte der Marke eindrucksvoll widerspiegelt, aber als vollelektrisches Auto doch etwas ganz Neues ist. Kenner wissen, dass es sich bei ihm nicht um den ersten seiner Art handelt, doch die Entwickler haben seit dem letzten Magneto Concept noch weiter gefeilt und geforscht. Das Ergebnis ist ein Elektro-Jeep, dessen E-Aggregat tatsächlich mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe verbunden ist. Nein, das ist kein Tippfehler. Der Axialfluss-Elektromotor wird tatsächlich per Hand geschalten und macht den Magneto so zu einem echten Jeep-Erlebnis. Neu sind im Vergleich zum Vorgänger 20 Prozent mehr Reichweite sowie drei besondere Funktionen: Der Fahrer kann jederzeit zwischen 285 PS und 370 Nm Drehmoment sowie der Obermotz-Variante mit 650 PS und 1.220 Nm Drehmoment umschalten. So sind selbst Herkulesaufgaben kein Problem. Außerdem ermöglicht der zweistufige Regenerationsmodus immer das perfekte Maß an Bremsenregeneration. Und im Bergabfahrmodus wird das Bremspedal obsolet, da sich der Magneto 3.0 ausschließlich per Gaspedal bedienen lässt – ähnlich, wie man das One-Pedal-Fahren von anderen modernen E-Autos kennt. 40 Zoll fette Geländereifen machen jeden Untergrund zum Spielplatz und die Karosserie wurde nicht nur ordentlich durchgestylt, sondern sorgt ohne Türen und Rücksitze für zusätzliches Freiheitsgefühl und Platz.
Doch nicht nur die Zukunft, auch die guten alten Zeiten wollen hoch leben. Deshalb haben die Bastler von Jeep einen Jeep Cherokee von 1978 aufgetrieben und ihn zu einer perfekten Hommage an die 70er gemacht – mit moderner Technik unter dem Blech. Der oldschoolige Auftritt des farbenfrohen Vehikels täuscht nämlich, denn unter der Haube arbeitet ein Hybridantrieb bestehend aus einem Zweiliter-Turbobenziner, zwei E-Motoren und einer Hochspannungsbatterie. Die Achtgang-Automatik des 1978 Jeep Cherokee 4xe Concept sorgt in Verbindung mit dem 4:1-Verteilergetriebe für Vortrieb in jedem Gelände. Die Insassen sind durch einen Vierpunkt-Käfig zusätzlich geschützt und ein Reserverad im Heck darf natürlich bei einem echten Jeep wie damals auch nicht fehlen.
Ebenfalls als 4xe präsentiert sich der wohl knalligste Jeep aller Zeiten: Das Wrangler Rubicon 4xe Concept. Angelehnt an die beliebte Tuscadero-Lackierung des Wranglers aus 2011 in Magenta hat das Team von Jeep ein Offroad-Monster erschaffen, dessen Farbe nicht zuckersüßer sein könnte. Auch im Interieur kommen Magenta- und Rosatöne unter und peppen jedes Offroadabenteuer mit einem frechen Kontrastprogramm auf. Man sollte sich von der jugendlichen Farbwahl nicht täuschen lassen. Mit einer AccuAir-Luftfederung, 37 Zoll-Reifen, massiven Stoßfängern, Differentialabdeckungen und einer Warn Zeon Winde ist der knallpinke Kollege besser fürs Gelände gerüstet als die allermeisten anderen Geländewagen.
Giftig ist die Farbgebung auch beim Jeep Scrambler 392 Concept. 1981 war der Scrambler der erste Pickup der Marke mit einem abnehmbaren Dach. Allerdings hatte er damals nie so viel Power wie heute: Ein 6,4 Liter-Hemi-V8 wuchtet 470 PS und 637 Nm Drehmoment auf die vier Räder. Trotz des gewaltigen Aggregats setzt der Scrambler 392 aber voll auf Leichtbau, dank einer maßgeschneiderten Kohlefaser-Karosserie. Da fetzt es sich besonders leichtfüßig über Stock und Stein, Hindernisse überwindet man dank der AccuAir-Luftfederung mit ihren 3,8 bis 14 Zentimetern Hub problemlos. Das Herz des Autos ist gut sichtbar ausgestellt, dank eines durchsichtigen Einsatzes in der Mitte der Motorhaube. So wird der ohnehin schon markante Jeep-Ausblick durch die Windschutzscheibe noch ein Stückchen spektakulärer.
Das Jeep Grand Wagoneer Overland Concept scheut zwar ebenso wie seine Brüder keine Action, geht es aber doch deutlich komfortabler an. Statt lockerem oben ohne-Feeling überzeugt er als mobile Wohnstatt. Der 3.0 Hurricane Twin Turbo 510 Motor mit seinen 510 PS und 678 Nm Drehmoment bringt den Riesen sicher ans Ziel, wo dann auch direkt das Lager aufgeschlagen werden kann. Und anstatt sich mit einem Zelt abzumühen, klappt man einfach innerhalb von zehn Sekunden das RedTail Overland Skyloft auf. Es ist dank Kohlefaserfertigung besonders leicht und kann durch das Schiebedach sogar direkt aus dem Fahrgastraum betreten werden – falls das Wetter mal besonders scheußlich wütet. Sowohl vorne als auch hinten gibt es allerdings auch Schiebetüren, damit man aus dem klimatisierten Inneren jederzeit an die frische Luft kann. Der Laderaum des Grand Wagoneer Overland gleich mit seinen riesigen Sitzsäcken und dem Plüschteppisch in ein mobiles Wohnzimmer verwandelt, das immer für heimeligen Komfort sorgt – egal wo. Platz für Ausrüstung und Geräte bleibt dank der ausgebauten hinteren Sitzreihen aber immer noch mehr als genug. So wird Camping zum Luxuserlebnis.
Auch das Jeep Performance Parts by Mopar-Designteam hat sich ausgelebt und stellt mit dem Jeep Wrangler Rubicon 4xe Departure Concept in Dark Harbor Blue und dem Jeep Gladiator Rubicon Sideburn Concept in Solar Flash Yellow zwei Konzepte auf die Räder, die Lust auf mehr machen. Der Wrangler unterzieht sich dabei nicht nur einer Schönheitskur und sieht so knackig aus wie noch nie zuvor, sondern ist dank zahlreicher Extras wie der schwenkbaren Reserverad-Halterung so anpassungsfähig wie noch nie. Der Gladiator lässt sich allerdings auch nicht lumpen und ist gleich um fünf Zentimeter höher gelegt. Gepaart mit dem zu einer Sitzbank umfunktionierbaren Kühlergrillschutz und dem Überrollbügel, auf dem dank vier T-Schienen jederzeit Fahrrad-, Kajak- oder andere Ladesysteme montiert werden können, ist auch der Sideburn ein echter Offroad-Abenteurer.
Wie jedes Jahr wird das Herz des geneigten Offroad-Enthusiasten bei den genialen Konzepten von Jeep auch heuer wieder ein bisschen schwer. Denn gerade die Tatsache, dass die auf der Easter Jeep Safari enthüllten Fahrzeuge so spektakulär sind, lässt den Wunsch nach einer Serienfertigung nur umso schmerzhafter widerhallen. Aber auch so ist es schön zu sehen, dass Jeep auch 2023 seinen Abenteuergeist nicht verliert.