Während Porsche-Fans aus aller Welt bei Fotos und Meldunger der begehrten Porsche-Umbauten von Singer wässrige Mäuler kriegen, begibt sich der deutsche Ingenieur Dirk Lührmann auf die Spuren der Amerikaner und veredelt einen 964er auf sein Art. Das Ergebnis heißt Mletzko, kann sich sehen lassen und kriegt hierzulande auch eine Straßenzulassung.
von Franz J. Sauer
Irgendwann mitte der 1970er stand der junge Dirk Lührmann vor der Apotheke des Herrn Mletzko und bestaunte dessen neueste, automobile Errungenschaft: einen Porsce 911 2,7 RS. Mletzko hatte immer die neuesten Porsches und dieser hier war besonders schön. Bekanntlich sind es ja die frühesten Bubenträume, die am längsten durchschlagen. Und schon 40 Jahre später fertigen Lührmann und sein Team unter dem Namen „Mletzkos“ die edelsten Porsches, die man sich vorstellen kann.
Jugenderinnerung
Nicht vor 40, aber doch schon vor ein paar Jahren begann diese schöne Story, als Dirk Lührmann, die porschophile Prädisposition noch präsent im Stammhirn, erstmals einen Singer-Porsche sag. Diese automobilen Pretiosen, sozusagen ein Best-Of-Porsche auf Basis eines 964 mit der Karrosserie eines Carrera RS und einem ziemlich handgemachten Innenleben, sind mittlerweile der Inbegriff des Porsche-Customcars und trotz fantastilliardischer Preise auch auf Jahre hinaus ausverkauft. Das weckte den Ingenieurs-Geist von Lührmann und er krempelte die Arme hoch. Aus einem gar selbstbewußten „Wär doch gelacht“ entwuchsen ein paar unschöne Rückschläge, letztlich aber auch viel Belohnung in Gestalt des sogetauften „Mletzko Heartbeat“, einem nicht minder perfekten Elfer-Konglomerat, das aber aufgrund der hiesigen Bauweise auch qua Abgaswerte den Singer überflügelt, nämlich mit einer euroäischen Nummerntafel.
Edel-Elfer
Die Optik des auf einem 964 von 1992 fußenden Porsche wird in 1000stündiger Feinarbeit auf jene eines F-Modells aus neu designten Karbonteilen umgebaut, als Triebwerk dient ein 4,0 Liter Boxermotor mit 369 PS und einem maximalen Drehomoment von 398 Nm. Ein Trockengewicht von nur 1.145 kg schafft Rennsport-Tatsachen, weiters kommt an allerhand Ecken und Enden Elektronik zum Einsatz, die es weder anno F-Modell, noch zu Zeiten des 964 gab. Auch am Aggregat ist nicht mehr viel original, abgenommen wurde das Kraftwerk dennoch vom TÜV – ein Feature, das den Singer-Modellen, Preis her, Lieferzeit hin nur selten zuteil wird. Das Getriebe stammt aus dem 993, allerdings kürzer übersetzt und somit für 274 km/h Spitze gut. Von 0 auf 100 wird in unter 5 Sekunden gespurtet – Ehrensache.
Alles neu am Neunelf
Die Lenkung wurde komplett neu entwickelt, die Anker stammen aus dem 964 Turbo. Das Fahrwerk ist ein Öhlins Spezial, die Felgen wurden von ATS unter Fuchs-Lizenz entwickelt. Sitze, Belederung und Innenleben generell werden nach Maß gefertigt, die Instrumente sind am Original orientiert, aber per LED hinterleuchtet. Für den Prototypen verheizte das Osnabrücker „Mletzko“-Team sieben 964, der „Heartbeat“ ist letztlich das Produkt einer ehrgeizigen Entwickler-Truppe und eines eklektischen Zulieferer-Netzwerkes.
Preis und Dings …
Und nun zu den Zahlen. Da ein Mletzko Heartbeat ähnlich dem kalifornischen Vorbild einiges an Handarbeit braucht, sind die Wartezeiten erklecklich. Und auch am Kleingeld sollte des dem Interessenten nicht mangeln. Neben einer guten 964er-Basis, die anmeldfertig in unseren Breiten etwa mit gut 60.000 Euro zu Buche schlägt werden weitere 600.000 Euro für den Gesamtumbau fällig. Ja, Sie haben richtig gelesen. Aber man hört, der Umbau sei es wert …