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Ein erstes Mal im E-Klasse-Facelift

Sie ist das Herz der Marke und für Mercedes traditionell das wichtigste Modell. Schließlich haben die Schwaben von der E-Klasse in zehn Generationen und über 70 Jahren mehr als 14 Millionen Exemplare verkauft. Entsprechend behutsam gehen sie mit dem Bestseller um – zumal kaum eine andere Baureihe konservativere Kunden haben dürfte. Doch jetzt wagt auch der Biedermann von Benz den Flirt mit der Generation iPhone und macht einen weiteren Schritt in Richtung Digitalisierung. Während die Designchef Gorden Wagener auf der CES in Las Vegas gerade von einem Raumschiff mit Rädern für einen fernen Planeten träumt, ist E-Klasse-Chefingenieur Michael Kelz deshalb mit seinen Prototypen in den Canyons um die Spielermetropole unterwegs, um ein letztes Mal das große Update zu testen, das die Baureihe in diesem Sommer bekommt.

Von Thomas Geiger

Wie sich das Design ändert, wenn der Bug neue Schürzen und das Heck einen neuen Deckel mit geteilten Rückleuchten bekommt, das wollen die Schwaben erst bei der Premiere der Viertürer im März auf dem Genfer Salon und der Enthüllung der Zweitürer rund um die Autoshow im April in New York verraten. Doch was sich im Innenraum und unter dem Blech tut, das lässt sich Kelz schon jetzt entlocken. Denn wenn es nach ihm ginge, hätte die Limousine mit all ihrer neuen Elektronik mindestens genauso gut auf die Hightech-Show in Nevada gepasst wie auf den Benzin-Gipfel in Genf.

Grund dafür ist das Bediensystem MB UX, das in der E-Klasse wieder einen Entwicklungsschritt macht. So gibt es jetzt nicht nur serienmäßig digitale Instrumente und den großen Touchscreen daneben, die Sprachsteuerung nach dem Vorbild von Apples Siri und Amazons Alexa sowie eine erweiterte Gestensteuerung, die bestimmte Bewegungen erkennt und dann die entsprechenden Menüs aufruft, sondern genau wie beim letzten Generationswechsel führt Mercedes mit dem Update für die E-Klasse auch eine neue Generation von Lenkrädern ein. Die Blackberry-Tasten gehören dann der Vergangenheit an und machen Platz für Sensorfelder, die man wie einen Touchscreen bedient. Dazu gibt es, wie in allen Autos von der A- bis zur S-Klasse, künftig das elektronische Wellnessprogramm inklusive Powernap und eine verbesserte Luftgüte-Kontrolle für Megacities wie Peking oder Sao Paulo.

Auch unter der Haube legt Mercedes nochmal nach und ringt weiter um jedes Gramm CO2. Deshalb gibt es nicht nur sieben Plug-In-Hybriden mit Benzin oder Diesel und unterschiedlichen Leistungsstufen, mit Allrad, Stufen- oder Kombi-Heck. Sondern Kelz ist auch der erste, der die neuen Benziner aus dem Regal holen durfte – alle mit 48 Volt-Technik und mit Startergenerator statt Lichtmaschine. Der boostet mit bis zu 15 kW und stopft auch noch das letzte Turbo-Löchlein, und er verbessert die Rekuperation und verlängert die Start-Stopp- oder Segelphasen, so dass am Ende tatsächlich ein nennenswerter Effizienzgewinn dabei herauskommt.

Und auf Spaß muss man, das zeigt die erste Mitfahrt rund um Las Vegas, dabei nicht verzichten: Schon der zwei Liter große Vierzylinder leistet 272 PS und für den Reihensechser mit drei Litern Hubraum stellt Kelz 367 PS in Aussicht – kein Wunder, dass der Erlkönig schneller am Limit ist als die Cops erlauben und Kelz sich bisweilen mit breitem Grinsen kleine Ampelspurts mit Camaro & Co liefert.

Zwar hat Kelz auch bei den Assistenten nachgelegt, das automatische Parken so verfeinert, dass einem angesichts von Tempo und Rangierdichte angst und bange wird, und die automatische Abstandsregelung mit noch mehr Weitblick ausgestattet.

Doch den wirklich großen Schritt haben ihm die Strategen im Vorstand verwehrt. Schließlich kommt in diesem Jahr auch noch eine neue S-Klasse. Und selbst wenn die E-Klasse über die Jahrzehnte zum Fixstern am Mercedes-Himmel gereift ist, gebührt die Rolle als Leitstern traditionell dem Flaggschiff.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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