Das SUV steht am Klimapranger und Land Rover hat ein Problem. Denn so gut sich die Geländewagen derzeit auch verkaufen, so schlecht ist deren Erfolg für die CO2-Bilanz und damit für die Buchhalter. Schließlich müssen sie für jedes Gramm über der Norm bald hohe Strafen nach Brüssel überweisen. Deshalb wollen die Briten jetzt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und rüsten nach dem Range Rover auch den Evoque und den Discovery Sport zu Teilzeitstromern um.
Von Thomas Geiger
Ab dem Sommer gibt es die beiden ungleichen Geschwister zu Preisen ab 50.750 Euro für den feinen und 49.255 Euro (beides D) für den praktischen Bruder unter dem Kürzel 300e auch als Plug-In-Hybriden mit einem Verbrauch, der zumindest in der Theorie der Prüfstandsformel frei von jeder Kritik bleibt. Denn der Evoque steht dann mit 1,9 Litern und der Discovery Sport mit 2,0 Litern in der Liste. Und selbst der Preisaufschlag von nicht einmal 2.000 Euro auf den stärksten Diesel ist kein ernsthafter Hinderungsgrund. Denn erstens kostet ein vergleichbar starker Benziner sogar etwas mehr und zweitens lockt Vater Staat mit einem Zuschuss und spendiert Firmenfahrern auch noch einen Steuerbonus.
Für das gute Gewissen auf Boulevard und Buckelpiste hat Land Rover einen komplett neuen Antrieb entwickelt. Vorn unter der Haube steckt deshalb künftig ein 1,3 Liter großer Turbo-Benziner mit 200 PS, an der Hinterachse ist eine E-Maschine mit 109 PS montiert und dazwischen gibt es eine neue Achtgang-Automatik sowie einen Puffer-Akku von 15 kWh, der sich unter die Rückbank duckt.
Er liefert dem Elektromotor genügend Strom für 68 und 64 Kilometer und eine Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h. Und wenn beide Motoren mit vereinten 309 PS zusammenwirken, geht es flott zur Sache: Von 0 auf 100 beschleunigt der Evoque in 6,4 und der Discovery in 6,6 Sekunden und Schluss ist bei 213 bzw. 209 km/h.
Wie bei den meisten Plug-Ins gibt es auch für die beiden teilelektrischen Land Rover unterschiedliche Fahrprogramme: Man kann das Auto in den E-Modus zwingen, man kann den Stromer abschalten, um die Energie später zu nutzen, oder man überlässt der Elektronik die Regie. Was die Briten allerdings nicht bieten, das ist ein Charge-Mode, in dem der Verbrenner mehr leistet und so den Akku lädt. Dafür knausern die Briten nicht bei der Ladeleistung an der Steckdose: Zwar dauert es daheim mehr als sechs Stunden, bis der Akku voll ist. Doch wer an einer 32 kW-Gleichstromsäule zapfen kann, der bekommt 80 Prozent in 24 Minuten – und kann das auf Wunsch live auf einer Smartphone-App verfolgen. Denn natürlich gibt’s zum Plug-In-Hybrid auch die entsprechende Vernetzung zur Fernsteuerung vom Telefon.
Zwar nimmt Land Rover mit der langen Leine für Evoque und Discovery Sport zwei weitere SUV aus dem Kreuzfeuer und hat auch den neuen Defender bereits als Teilzeitstromer angekündigt. Doch bis es wirklich spannend wird bei der Offroad-Marke, dauert es wohl noch ein wenig. Denn obwohl es mit dem I-Pace als Akku-CrossOver bei der Schwester Jaguar ja bereits eine Vorlage gibt, ist der erste voll elektrische Land Rover noch nicht in Sicht.