1.000 PS-Hybrid-Hypercar
Der Ferrari SF90 Stradale
Text: Jakob Stantejsky
Nachdem wir euch schon vorgestern von der bevorstehenden Enthüllung des neuen Obermotzes aus Maranello berichtet haben, ist es nun auch schon passiert: Das Tuch wurde vom Ferrari SF90 Stradale gezogen, der den LaFerrari als Familienoberhaupt beerbt. Mit ihm gehen die Traditionalisten aus Italien einen weiteren Schritt weg von den alten Werten. Denn als Plug-in kann das Hypercar tatsächlich an der Steckdose geladen werden und sogar immerhin 25 Kilometer rein elektrisch zurücklegen. Doch natürlich ist der SF90 Stradale kein Öko-Mobil. Die Eckdaten: 1.000 PS Systemleistung und 1.200 Nm Drehmoment werden von insgesamt vier Motoren per Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe an alle vier Räder weitergegeben. Der hinten verbaute Benzinbruder im Bunde treibt die Hinterachse an und geht dabei mit motivierten 780 PS und 800 Nm zu Werke. Vier Liter Hubraum, ein Turbo und acht Zylinder machen’s möglich. Das Aggregat sitzt dabei so tief wie nur irgend möglich im Boden des Fahrzeugs.
Direkt vor dem Motor sitzt eine 7,9 kWh kleine Batterie, die angeblich 25 Kilometer reinen E-Betrieb mit bis zu 135 km/h bietet. In der Praxis muss man sich wohl eher zwischen Maximalreichweite und Höchstgeschwindigkeit entscheiden. An der Vorderachse arbeiten zwei Elektromotoren mit je 85 kW, die bei sehr hohen Geschwindigkeiten abgekoppelt werden. Last but not least sitzt am Ende der Kurbelwelle noch ein Strom-Aggregat mit bis zu 150 kW Leistung. Moment, 150 plus 85 plus 85 ist doch 320 kW (435 PS)! Gemeinsam mit dem Verbrenner käme der SF90 Stradale dann ja auf 1.215 Pferde, nicht wahr? Theoretisch schon, allerdings limitiert die Stromfähigkeit des Akkus die E-Power auf 220 PS. Das macht dann eben die angesprochenen 1.000 Rosse als Systemleistung.
Dank dieses High-Tech-Orchesters orgelt der SF90 Stradale in lächerlichen zweieinhalb Sekunden auf 100 und in 6,7 Sekunden auf 200 km/h und macht erst bei 340 Stundenkilometern Feierabend. Mit den für einen Ferrari hohen 1.570 kg Trockengewicht hat dieser Bolide damit keinerlei Problem, wobei 270 Kilogramm allein schon durch die Hybridkomponenten bedingt sind.
Die Aerodynamik arbeitet außerdem noch aktiv bei der Zeitenjagd mit, weshalb der SF90 Stradale nicht nur bessere Fahrleistungen als der LaFerrari bietet, sondern auch besser bremst und noch fester in der Kurve pickt. Auf der knapp drei Kilometer langen Teststrecke in Fiorano lässt sich das bei 79 Sekunden Fahrt in 64 Meter Vorsprung auf den LaFerrari umrechnen – in diesen Dimensionen eine fette Portion.
Auch beim Interieurdesign wendet Ferrari sich in Richtung Zukunft und pflanzt ein 16 Zoll großes Mega-Display hinter das Lenkrad, auf dem alle relevanten Infos jederzeit abzulesen sind. Trotz all der Technisierung soll der Racer dennoch immer noch so laut brüllen, wie man es von einem Ferrari erwartet – wir freuen uns schon auf erste Hörproben. 2020 werden die ersten Exemplare an die glücklichen Kunden ausgeliefert, deren Börserl dann allerdings um einen noch unbekannten Betrag leichter ist. Gewagte Prognose: Der Ferrari SF90 Stradale wird garantiert teurer als ein VW Golf.