Fiat 500 X: Der Mini für Leute, die mit Geld umgehen können.
Maximilian Barcelli
Zwei Benzinbrüder
Fiat 500 X: Der Mini für Leute, die mit Geld umgehen können.
Mit der Wiederbelebung des Fiat 500 landeten die Italiener vor etwas mehr als zehn Jahren einen Volltreffer. Logische Schlussfolgerung: Man baut die Reihe weiter aus. Und als weitere logische Schlussfolgerung auf den SUV-Boom reagierte man mit dem Fiat 500 X.
Text: Maximilian Barcelli
Der Fiat 500 teilt sich mehr Gemeinsamkeiten mit der warmen Semmel, als nur die Form. Zumindest tut er das für Menschen mit einer blühenden, einer sehr blühenden Fantasie. Beide gehen nämlich auch weg wie, naja, wie warme Semmeln eben. Mehr als zwei Millionen Exemplare wurden seit der Neueinführung 2007 an den Mann und die Frau gebracht. Oder besser gesagt: Den jungen Herren und die junge Dame. Denn es sind gefühlsmäßig vor allem die Mittzwanziger, die das knuffige, lifestylige Retro-Design anspricht.
Insofern ähnelt der Fiat 500 nicht nur warmen Semmeln, sondern auch Mini Cooper. Auch dieser kommt blendend bei der Generation Y an. Der 500 ist quasi, so könnte man sagen, der Mini Cooper für Arme. Oder für Menschen, die mit Geld umgehen können und ein besseres Gespür für Preis-Leistung haben. Das könnte man auch sagen.
Jedenfalls werden junge Menschen auch erwachsen und parallel zur stetig wachsenden Zahl der absolvierten Lebensjahre, wächst auch das Bedürfnis nach mehr Raum. Da springen dann der Fiat 500 L und X ein – den letzteren brachte man nun auf den neusten Stand.
Heißt heutzutage: Assistenzsysteme zum Saufüttern. Verstecken tun sich diese beim Kauf aber nicht wie üblich in höheren, teureren Ausstattungslinien oder -listen. Einiges ist schon serienmäßig mit an Bord. Konkret: Für den adaptiven Tempomaten muss ebenso wenig mehr gelöhnt werden, wie für den Spurhalteassistenten oder den Notbremsassistenten. Das spannende dabei: Die Helferlein funktionieren unterm Strich einwandfrei. Klar, tun sie bei anderen Herstellern auch. Aber meist nicht bei Automobilen, die unter 25.000 Euro mit einer fairen Ausstattung zu haben sind. Ganz hysterisch zum Beispiel: Der Front-Assist von Suzuki. Der vom Fiat 500 X verstrahlt hingegen eine gelassene Atmosphäre, brüllt einen niemals grundlos an.
Der Spurhalteassistent ist nicht mehr oder weniger diktatorisch wie bei anderen. Er reißt halt am Lenkrad und bringt dieses zum Vibrieren. Auf der Landstraße ist sowas natürlich kein Quell der Freude, wenn einem etwa beim Überholen das Auto belehren möchte, dass man die Spur nicht verlassen sollte. Oder wenn man die Kurve ein bisserl sportlicher nimmt und minimal die Leitlinie schneidet. Was wir ja nie machen würden, vorkommen tut’s aber allemal.
Wobei eher seltener im 500 X. Fahrwerk und Lenkung sind schon primär auf Komfort getrimmt, bei der Kurvenhatz kommt nicht die ganz große Gaudi auf. Der Wagen gerät schnell ins Untersteuern, wankt auch gut und gerne. Und die Lenkung ist so präzise, wie ein Betrunkener beim Billard spielen. Doch das alles passt schon so. Der 500 X ist halt ein gemütlicher Zeitgenosse, der gar nicht sportlich bewegt werden möchte. Und wenn man den Italiener nicht missversteht, offenbart er sich als ruhiger Gleiter, der dank seiner Außengröße auch im urbanen Bereich Nerven spart und Bodenunebenheiten schön glattbügelt.
Achso, und weil wir vorher übers Überholen auf der Landstraße geredet haben: Das geht mit den beiden neuen Benzinmotoren sorgenfrei. Mit dem 150 PS starken Vierzylinder sowieso, der zieht auch souverän von Null weg. Lediglich 9,1 Sekunden, schon steht man mit einem Fuß im Kriminal, wenn man sich nicht im Überland befindet. Noch mehr überraschen jedoch konnte das 1-Liter-Agreggat. Das muss zwar mit einem Zylinder weniger auskommen, hat dementsprechend auch weniger Ponys, verhältnismäßig fühlt es sich aber nach mehr an als 120 PS an.
Den 1-Liter-Murl kann man schon mit der niedrigsten, dennoch umfangreichen Ausstattungslinie „Urban“ kombinieren. Blechen muss man dann mindestens 21.190 Eier. Den großen Benziner gibt’s ab 25.890 Euro, dann aber schon eine Ausstattungsstufe höher. Für das Geld gibt’s – nur so nebenbei – noch nicht einmal den Einstiegs-Countryman.