Fiat Allradmodelle im Schnee
Fiat Allradmodelle im Schnee mit Panda 4×4 Cross, Freemont Cross und dem neuen Star der 500er-Familie – dem 500X. Winter fun deluxe!
Text: Bosko Andjelic
Nein, nein, nicht der Petzi- sondern der Pandabär hat (neben dem neuen 500X und dem Freemont Cross) eine der drei tragenden Rollen bei der Vorstellung der Fiat Allradmodelle im Schnee in Tirol – genauer gesagt das Panda-Topmodell 4×4 Cross, der gemeinsam mit seinen Brüdern 4×4 Pop und 4×4 Rock gleich eine ganze Familie subkompakter Kraxler bildet. Und wie der Kleine da auf den serienmäßigen Ganzjahresreifen den verschneiten, steilen Forstweg rauf Richtung Hohen Munde in der Mieminger Kette nimmt, ist – gelinde gesagt – beeindruckend. Swift und nimble ist er, weit entfernt von irgendwelchen Traktionsproblemen, flößt Vertrauen ein und gibt dem Fahrer so bereits nach wenigen Bergaufkehren das Gefühl, er wäre ein ziemlicher Gelände-Jackson.
Braver Pandabär
Da gäbe es wahrlich einige, größere und landläufig auch akzeptiertere Vertreter der Offroad-Clique, die der Panda 4×4 Cross so richtig nass machen würde. Eigentlich kein Wunder, gute Gene setzen sich durch – running in the family quasi. Sein Großvater, der Ur-Panda 4×4 von 1983 war als Allradler schon eine Gemse und profitierte ebenfalls vom Geheimrezept für erfolgreiches Offroaden – geringes Eigengewicht, guter mechanischer Grip, kompakte Abmessungen. Bei seinem Enkerl, dem aktuellen Pandabärli mit grimmigem G´schau fürs renitente Unterholz kümmert sich der intelligente Allradantrieb „Torque on demand“ inklusive elektronischem Traktionsregelsystem „Terrain Control“, das drei unterschiedliche Modi zur Verfügung stellt, um den mustergültigen Vortrieb. Die neu gestalteten Front- und Heckschürzen ergeben in Kombination mit den 15-Zöllern und den längeren Federn eine respektable Bodenfreiheit, vielmehr aber noch ziemlich erwachsene Böschungswinkel – den kurzen Überhängen sei Dank. Langsam wird klar, warum er von den PS-Freaks von Top Gear vor nicht allzu langer Zeit das Prädikat SUV of the Year erhalten hat und er zu einem der Lieblinge der österreichischen Oberförster zählt, was ja in echt wichtiger ist. Sehr brav.
Das Design zitiert bekannte Linien und spielt mit Rundungen an Stellen, wo sie das Auge gerne hat. Der 500X ist definitiv der fescheste Spin-off des seit mittlerweile sieben (!) Jahren aktiven Cinquecento.
Friend from Texas
Die andere Seite der Fiat´schen Allradklammer heißt Freemont Cross und tut sein Bestes, um möglichst europäisch rüber zu kommen, obwohl er wie die Konzernschwester Dodge Journey in Mexiko hergestellt wird und man ziemlich rasch erkennt, dass diese hauptsächlich amerikanische Bedürfnisse und Ergonomien befriedigen soll – ich sage nur Knöpfe am Armaturenbrett mit der Faust bedienbar und Hebel zum Umlegen der Rücksitzbank widerstehen dem Handdrehmoment von Dwayne „The Rock“ Johnson. Rugged, aber nicht unsympathisch. Mit dem Freemont Cross erzählt Fiat die in Europa generell sehr populäre Crossover-Story in einem zusätzlichen, halt größeren Kapitel – siebensitzige Mehrzweck-Limo, (sehr) leichter Geländewagen und Kombi in einem: wer will, wer mag? Und das sind, wenn man den Verkaufszahlen in Europa nachgeht, gar nicht mal so wenige – leistbare Vans mit optionalem Allradantrieb wachsen eben nicht auf (allen) Bäumen.
Cinquecento packt den SUV-Trend
Mit Frontantrieb, wahlweise auch mit klugem Allrad, gibt es im Schnittpunkt dessen, was der automobile Kunde derzeit weltweit immer stärker nachfragt – die kompakten Crossover, ein neues Angebot von Fiat und das wird nicht grundlos bei Fiat intern stolz als der beste Fiat aller Zeiten angekündigt: der Fiat 500X. Aufbauend auf derselben small wide-Konzernarchitektur wie sein kantigerer Bruder Jeep Renegade, mit dem er sich btw. knapp 90% der Komponenten unter seiner attraktiven, coupéigen 4,25m langen Außenhülle teilt, ist der 500X ein unglaublich gutes Fahrzeug geworden. Warum? Weil er aufgrund der Tatsache, dass er sich innen gar nicht Fiat-typisch anfühlt, eben nicht nur Fans der Marke ansprechen wird, sondern das Zeug dazu hat, in ganz großem Stile am Zulassungsmarkt mitzuspielen und die Erfolgsstory des Ur-500ers – quasi ein Stockwerk höher – zu wiederholen. Verarbeitung sauber, Materialien wow. Das Design zitiert bekannte Linien und spielt mit Rundungen an Stellen, wo sie das Auge gerne hat. Der 500X ist definitiv der fescheste Spin-off des seit mittlerweile sieben (!) Jahren aktiven Cinquecento.
Zwei Modellvarianten – einerseits der stylishe, urbane City-Look, der sich mit einer umfangreichen Palette an Lacken in Pastell, Metallic, Dreischicht und Matt (!) schmücken lässt, die innen am Armaturenbrett zitiert werden, andererseits der muskulöse, bulligere Auftritt des Cross im Offroad-Look. Hier überwiegt Anthrazit als Kontrastfarbe und gibt dem Entrée des X eine noch erwachsenere, maskulinere Note. Drei Getriebevarianten sind erhältlich, darunter die bereits aus dem Renegade bekannte – und gemeinsam mit ZF entwickelte – famose 9-Gang-Automatik. Kurzum ein Gedicht. Schaltgetriebe und ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe – mille grazie, Alfa Romeo, für die Leihgabe – runden das Angebot ab. Motorisch spreizt das Angebot von 95 bis 170 Pferden, sowohl bedieselt als auch benzina – hier konnte speziell der 1.4 Turbo MultiAir den winkeligen Zierler Berg aufwärts am Weg ins Interalpen Hotel Tyrol begeistern. Seine 140 Ponies standen brav im Futter und das Drehmoment war brav angeschwollen. Ob´s immer ein Diesel sein muss? Falls doch stehen der 1.6er, wie auch der 2.0er MultiJet Drehmoment bei Fuß und bieten mit 320 bzw. 350 Nm ein ziemliches Schmalz auf Abruf. Das Interalpen Tyrol hat btw. eine befahrbare (!) zweite Rezeption und bekommt hierfür den Motorblock-Oscar in der Kategorie „Beste Kulissen“.
Kraxelkönig dank Elektronik
Der Drive Mood-Selector – nein, kein Reggae-DJ, auch wenn der Name danach klingt – sorgt mit seinen drei wählbaren Fahrstufen dafür, dass Motorsteuerung, Ansprechverhalten der Bremsen und Lenkungsunterstützung an Verkehr und Straßenverhältnisse angepasst werden. Das Setting „Auto“ liefert demnach den optimalen Kompromiss hinsichtlich Komfort, Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen, in „Sport“ wird leistungsorientiertes Fahren gegeben und bei „All Weather“ liegt der Schwerpunkt auf Sicherheit bei unguten Straßenverhältnissen. Beim 500X Cross mit Allradantrieb wird die letztgenannte Funktion gegen „Traction“ getauscht und permanenter Allradantrieb sowie erhöhte Schlupfmomente werden eingeloggt. PilotIn lenkt, Auto denkt. – und das ist gut so. Antriebsseitig konnte man sich für die Allradvariante bei den Erfindern des 4×4-Geländewagens (Jeep – since 1941) im Zuge der internen Leistungserstellung elegantest bedienen und was der 500X Cross 4×4 folglich im leichten bis mittelschweren Gelände zusammenbringt, ist wahrlich nicht von schlechten Eltern. In den einzelnen elektronischen Fahrmodi ist der Allradantrieb dann quasi je nach Rahmenbedingungen „vorgespannt“, „geladen“ oder „abgefeuert“, um im John Wayne-Sprech zu bleiben.
Im Klartext ist der Allrad in der Position „Auto“ auf Abruf bereit, spart durch seine Entkoppelung bis dahin aber Sprit, Emissionen und Verschleiß. In „Sport“ dreht sich die Kardan nach hinten schon pflichtbewusst und einsatzfreudig mit, ist aber an der Hinterachse noch nicht zugeschaltet und bei „Traction“ ist The Full Monty aktiv und der Allrad bis zu einer Geschwindigkeit von 50km/h permanent am Rackern – darüber schaltet das schlaue Kerlchen in den „Auto“-Mode retour. Damit´s g´sagt ist – das Lenkrad ist in seiner Form zwar haptisch sehr angenehm und wertig, jedoch – genau wie beim Renegade- by far überfrachtet und hinten sitzende Franz J. Sauers könnten eine Politur der weichen Kopfhaut bekommen – der eleganten Dachlinie sei´s geschuldet – für normalwüchsige und -ernährte mit Frisur ists aber bene. Wie er sich weiters anfühlt? Welche Assoziationen er weckt? Verdichtet nachzulesen, gleich hier im diesmonatigen Bosko´s 10 – Baby-Hippo im Crossfit-Kurs!