Seit 2017 ist der Ford Fiesta am Markt, 2022 kam die Überarbeitung. Was neu ist, mit welcher traditionellen Tugend er auch weiterhin punktet und wo es auch nach dem Facelift Nachholbedarf gibt – Test!
Also folgender Story-Aufhänger: Die Inflation liegt bei über neun Prozent, die Benzinpreise haben sich zwar eingependelt, allerdings auf einem hohen Niveau. Und wenn dann noch die Strom- und Gasrechnung ins Haus flattert – gute Nacht. Deshalb üben wir uns in Verzicht. Und was brüllt dir „weniger ist mehr“ lauter ins Gesicht, als ein Kleinstwagen mit Dreizylindermotor und mittlerer Ausstattungslinie? Außer U-Bahn fahren: fast gar nichts. So zumindest hätten wir uns das vorgestellt. Problem nur: Auf richtig viel muss man im Ford Fiesta gar nicht verzichten – besonders, wenn der als Mildhybrid vorfährt.
Derlei gibt es zwei. Beide kommen mit einem Liter Hubraum daher und werden von einem Turbolader tatkräftig unterstützt. Der Stärkere bietet 155 Pferdchen. Im Testwagen werkelte allerdings das schwächere Triebwerk, dessen drei Töpfe 125 PS erwirtschaften. Mehr als genug: Von 0 auf 100 km/h geht’s in 9,4 Sekunden, schon im Drehzahlkeller macht der Ford Fiesta einen elastischen Eindruck. Kein Wunder: Die 170 Nm Drehmoment liegen bereits ab 1.400 Touren an.
Kann sein, dass das auch das 48-Volt-Bordnetz am spontanen Ansprechverhalten mitwirkt. Bemerken tut man das aber vor allem bei der Start-Stopp-Automatik. Überhaupt leistet sich der Motor viel Ruhe, pausiert noch vor dem Stillstand. Mit Auswirkungen auf den Verbrauch: Ford gibt einen Verbrauch von 5,3 bis 6,1 Liter an. Wir sind auf 6,4 Liter gekommen – Fahrweise weder zurückhaltend noch Röhrl.
Apropos Röhrl: Was der Ford Fiesta auch nach dem Facelift bietet, ist viel alltäglicher Fahrspaß. Die Zutaten: Eine direkte und eher schwergängige Lenkung, ein knackiges Schaltgetriebe sowie das zart-sportlich abgestimmte Fahrwerk. In Kombination mit dem der Fahrzeugklasse geschuldetem, geringen Gewicht (unter 1,3 Tonnen trotz Mildhybridisierung) legt er, überspitzt formuliert, zwar immer noch keine Siebener-Zeiten auf der Nordschleife hin, aber würzt die tägliche Pendelstrecke ins Büro mit Fahrspaß.
Und falls man mal weniger aktiv unterwegs sein möchte: Fürs Facelift hat Ford dem Fiesta vor allem neue Assistenzsysteme spendiert. Der Abstandstempomat verfügt nun über eine Stop-and-Go-Funktion und Matrix-LED-Scheinfwerfer, die den Gegenverkehr selbstständig ausblenden, gibt’s auch. Freilich alles gegen einen Aufpreis, sodass bei allzu sorglosen Kreuzchenmacher der Ford Fiesta schon mal die 30.000-Euro-Marke überspringt. Außerdem neu: Statt analoger Armaturen werden Tempo, Drehzahl und Co. auf einem Display angezeigt.
Allerdings kostet auch dieser digitale Tacho extra, bei unserer Titanum-Ausstattungslinie war er nicht dabei, aber wir haben es auch so geschafft, nicht zu schnell zu fahren. Wenngleich, so ehrlich muss man sein, der Ford Fiesta so sein im Vergleich zum neuen Skoda Fabia oder Peugeot 208 etwas altbackenes Cockpit-Design noch stärker hervor streicht. Anderseits: Das Infotainmentsystem, das über den Acht-Zoll-Zentralbildschirm bedient wird, ist logisch aufgebaut und reagiert schnell.
Als 125 PS starker Mildhybrid und mit der Titanium-Ausstattungslinie startet der Ford Fiesta bei 24.800 Euro. Die Matrix-LED-Scheinwerfer kosten zusätzliche 1.000 Euro, die geballte Kraft an Assistenzsysteme gibt es für faire 300 Euro. Das Digitaltacho schlägt mit 500 Euro zu Buche. Voraussetzung allerdings: zumindest die Titanium X-Ausstattungslinie.