Und auch Wellen schlagen geht sich aus. Wenn zweimal jährlich zum Schrott-Vierundzwanzigstünder nach Fuglau gebeten wird, zählen Ausdauer und Zähigkeit mehr als Fahrwerk und PS. Auch bei den Fahrern. Der nächste Termin findet am kommenden Wochenende, von 23. bis 24. Juni statt.
von Franz J. Sauer
Die erste, echte Karambolage steigt in Runde 15, also etwa zwanzig Minuten nach dem grandiosen Le Mans-Start aller 49 Teilnehmer. Da sind die Autos noch sauber und man merkt ihnen die Liebe an, die ihnen am Ende ihrer kilometerschwangeren Tage nochmal für diesen Parcours der altblecherenen Eitelkeiten zuteil wurde. Ein Golf mit Minion-Dach, mehrere französische Limousinene mit Taxischildern, ein Reliant-Dreiradler mit dem Kosenamen Igeltöter, wie jedes Jahr der legendäre Tito-Yugo des Jugo-Allstarsteam, ein Mini, zwei Jaguars, viele Opels und ein Käfer mit Golfmotor, der nicht ganz ins Heck passt, weshalb die Motorhaube seltsam wegsteht und das Ding klingt wie ein Monstertruck (und auch so geht).
Aber zurück zur Karambolage: ein Zastava 101 Yugo hat in der Ostkurve kräftigst einen Vertreter jenes Automodels gerammt, das hier mit Abstand am öftesten vorkommt: der gute, alte Lada 1200 Shiguly. Ostblockgeeicht halten die Fiat 124-Derivate eine Menge aus, schlechte Straßen kosten sie ein Lächeln.
Und der Rundkurs hier in Fuglau, der legendäre Nordring, ist eine sehr schlechte Straße. Rutschige Asphalt-Phasen wechseln sich mit Schotterpisten ab, die im Trockenen Stauben wie sonst nur Fredy-Keks, im Nassen allerdings zum Horror jeder Scheibenwaschanlage werden. Grund genug für fast alle Teams, den Tank derselbsen in den ansonsten ausgeräumten Innenraum zu verlegen. Nix mehr da ausser Armaturenbrett, Lenkrad und Türverkleidungen (damit sich keiner am Blech schneidet), die Streber bauen einen Überollkäfig ein.
Basiswissen
Erlaubt ist laut Reglement so ziemlich alles, was Gott verboten hat, schließlich ist man offiziell eine Gleichmäßigkeitsfahrt und kein Rennen. Gewonnen hat, wer nach 24 Stunden am meisten Kilometer auf dem Tacho stehen hat – blöd also, wenn diesem in Runde zwei etwa das Ritzel abreißt …
Es dämmert einem bald: nicht der Schnellste, sondern der Zähste kommt durch. Was den Fokus für die Wahl des Renngeräts (das obere Preislimit fiel vor zwei Jahren, dennoch fahren hier nur mehr oder minder schrottreife Geräte im Kreis) etwa auf ein Auto lenkt, das immer schon zu jenen zählte, die im Alltag am wenigsten Probleme bereiteten.
Renngerät
Die Rede ist hier konkret von der zweiten Generation des Mazda 626 Baujahr 1984, derer das „Nippon Project Racing Team“ des südsteirischen Händlerplatzhirschen Mazda Fellner gleich zwei einsetzt. Eines, das eindeutig motorisch besser gehende, fährt Teamchef und Mastermind Franz Perner nebst Entourage selbst, den zweiten Wagen, einen Hatchback mit weniger Kilometern bekommen wir. Frontantrieb, 82 PS, geht schon.
Rutschige Asphalt-Phasen wechseln sich mit Schotterpisten ab, die im Trockenen Stauben wie sonst nur Fredy-Keks, im Nassen allerdings zum Horror jeder Scheibenwaschanlage werden. .
Überschlag
Im Vergleich zu vielen anderen Teams, die sich Unfälle, Ausfälle sowie spektakuläre Reparaturen liefern, drehen wir recht unauffällig unsere Runden. Bis auf einen ambitionierten Überschlag von Teamkollegin Angelika im Morgengrauen (die Delle im Dach wird per Hubstabler ausgedengelt, bloß die Windschutzscheibe ist nachher bröselig) und einer mehrmals zu schweißenden Hinterachse am anderen Auto, kommen wir gut über die Runden. Sogar sehr gut.
Fazit
1408 Kilometer spulten wir in einem Tag auf den 626. Das reichte für den dritten Gesamtrang, das andere Auto wurde fünfter. Next Year geht’s um den Sieg!
Die Preise
Alle Infos zur und um die Veranstaltung finden sich hier auf dieser Seite. Das zweite Date 2017 geht jedenfalls am 23. Juni über die Bühne. Für nächstes Jahr ist die Zukunft allerdings ungewiß: Man hat uns nun gesteckt, dass der Ring verkauft wurde. Man wird sehen.