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Gestatten: Der Rolls-Royce Cullinan

Das nobelste SUV der Welt

Gestatten: Der Rolls-Royce Cullinan

Dass der Rolls-Royce Cullinan offroad so einiges auf dem Kasten hat, wussten wir schon vor seiner Enthüllung. Jetzt können wir euch statt Wüstensand allerdings auch Zahlen und Fakten um die Ohren hauen, denn die Luxuskatze ist aus dem Sack.

Text: Thomas Geiger / Einleitung: Jakob Stantejsky
Sie steht vor den teuersten Hotels der Welt, vor den schillerndsten Openhäusern, den ehrwürdigsten Theatern und den reichsten Palästen, doch bald wird man sie auch in der Wildnis sehen: Die Spirit of Ecstasy, die berühmteste Kühlerfigur der Welt, steigt von ihren elitären Luxuslimousinen herab und macht sich demnächst auf dem imposanten Grill des Cullinan ihre zarten Füße schmutzig. Denn als einer der letzten Luxushersteller beugt sich nun auch Rolls-Royce dem Diktat der Mode und baut nach über 100 Jahren das mittlerweile offenbar unvermeidliche SUV. „Das wird eine der wichtigsten Neuheiten dieses Jahres und vielleicht der am sehnlichsten erwartete Rolls-Royce aller Zeiten“, sagt Markenchef Torsten Müller-Ötvös. „Denn seit Jahren werden wir von unseren Kunden nach einem Auto gefragt, mit dem man wie schon mit den Rolls-Royce aus den Kindertagen der Marke mühelos überall hinkommt“, rechtfertigt er den Bruch mit dem letzten Tabu in der Modellplanung.
Aber Rolls-Royce wäre nicht Rolls-Royce, wenn der nach dem größten jemals gefunden Diamanten benannte Cullinan ein gewöhnlicher Geländewagen wäre: Wo Bentley für seinen Bentayga den Audi Q7 einfach nur neu eingekleidet hat, hat die BMW-Tochter eben keinen X7 in einen Smoking gesteckt, sondern das Auto mit der typischen britischen Verschrobenheit neu entwickelt. Deshalb trägt der gute fünf Meter lange Cullinan eben nicht nur den charakteristischen Kühlergrill mit der Präsenz eines griechischen Tempels, sondern natürlich sind die vier Türen wie bei Phantom & Co. gegenläufig angeschlagen. Und um sich gar vollends von der Konkurrenz abzusetzen, haben die Briten dem dicken Brocken noch ein kleines Stufenheck geschneidert. Das ist zwar nicht ganz so konsequent und so augenfällig wie bei der gerade präsentierten Maybach-Studie aus Peking, dafür aber in ein paar Wochen in Serie und nicht auf ein chancenloses Einzelstück beschränkt.
Während der Cullinan außen ziemlich überraschend wirkt, dürfte sich die Hautevoleé innen gewohnt geborgen fühlen. Denn es gibt die übliche Mischung aus Lack und Leder, die sattsam vertrauten Polstersessel und die riesige Chaiselonge für die zweite Reihe. Nur wenn man hinter den Wagen tritt, sieht man etwas Neues. Zum ersten Mal in der Firmengeschichte hat Rolls-Royce eine echte Heckklappe konstruiert und sich ernsthaft Gedanken über den Laderaum gemacht: 555 Liter fasst der Kofferraum hinter einem elektrischen Raumteiler, wenn man die noch nie dagewesene Gepäckraumabdeckung entfernt, sind es 600 Liter und wenn man die – Achtung, ebenfalls eine Premiere – Rückbank umlegt, gehen 1.930 Liter hinter die elektrische Klappe. Dann bietet der Cullinan mehr Platz als ein Volvo V90 oder das T-Modell der Mercedes E-Klasse, rühmen sich die Briten.
Die technische Basis für den Cullinan bildet die Architecture of Luxury, die Rolls-Royce im letzten Jahr mit dem neuen Phantom eingeführt hat. Von ihm übernimmt das SUV auch die Allradlenkung und vor allem den opulenten V12-Motor mit seinen sündigen 6,75 Litern Hubraum, der bei 571 PS und 850 Nm allemal genügend Kraft für den gut und gerne 2,5 Tonnen schweren Koloss haben wird. Zumal es Rolls Royce traditionell ja nie um das höchste Tempo, sondern um den maximalen Komfort geht: „Wie auf dem fliegenden Teppich“, lautet das Motto der Entwickler. Und zwar nicht nur auf der Straße, sondern, einer Luftfederung und einem speziellen Wankausgleich sei Dank, auch über Stock und Stein.
Offiziell gibt es für den Cullinan noch keinen Preis. Doch Rolls-Royce wäre nicht Rolls-Royce, wenn die Briten sich nicht an Bentley Bentayga und Lamborghini Urus orientieren – und deren Preise stolz um ein stattliches Sümmchen übertreffen würden. Unter 300.000 Euro dürfte also zumindest am Anfang nichts gehen für ein Auto, das die Briten selbstbewusst das praktischste, familienfreundlichste und am besten zu fahrende Luxus-SUV am Markt nennen. Schließlich sollen sich der Bruch des Tabus und die schmutzigen Füße der Spirit Of Extasy wenigstens lohnen.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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