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Honda Civic e:HEV: Erfrischend erwachsen

Der Honda Civic ist absoluter Kompaktwagenkult. Die bereits 11. Generation des Japaners will das Image des ewig Jugendlichen auffrischen und erwachsener sein. Klingt vielleicht paradox, funktioniert aber. Denn als e:HEV tritt der Civic deutlich gediegener auf und macht dennoch oder vielleicht deswegen besonders Freude.

Fotos: Eryk Kepski

Abgesehen vom Type R, der sowieso immer der feuchte Traum aller 14-jährigen Freunde fetziger Automobile war, sah sich auch der herkömmliche Civic gerade dank des expressiven Designs der letzten Generationen einem latent pubertären Image ausgesetzt. Der neue Civic, der jetzt in Europa nur noch als Hybrid (plus Type R) verkauft wird und den Beinamen e:HEV bekommen hat, macht aber schon rein optisch klar, dass nun andere Saiten aufgezogen werden. Die Front ist schnörkellos gezeichnet und mit klaren Scheinwerfern ausgestattet. Das Gustostückerl ist aber das Heck und die daraus resultierende Silhouette. Auch der neueste Civic will kein normaler Hatchback sein, sondern lässt die Grenze zwischen Limousine, Steilheck und Coupé verschwimmen. Die Heckleuchten samt ihrem durchgehenden Lichtband erinnern an den Kia Stinger und geben sich richtig schmuck. So elegant war noch kein Honda Civic und so knackig sieht kaum ein anderer Kompakter aus.

Auch im Innenraum zieht Honda diese neue, nüchtern-chice Linie durch. Die Instrumente sind digital und der Touchscreen zeigt und tut alles, was man heutzutage so erwartet. Darüber hinaus hat sich Honda aber erlaubt, diverse Knöpfe auf der Mittelkonsole zu behalten – immer seltener und immer eine große Freude! Da fällt die Bedienung direkt doppelt so leicht, wenn nicht die Hälfte der Features, die man täglich so braucht, in irgendeinem Untermenü begraben liegt. Dass auch die Automatik über Tasten betätigt wird, ist vielleicht etwas zu viel des Guten. Da liegt ein Hebel doch besser in der Hand.

Aber gut, nachdem man das „D“ einmal gedrückt hat, kann man die Geschichte vorerst eh wieder vergessen. Das gilt – im besten Sinne – auch für die Automatik und den Antrieb an sich. Das Zusammenspiel zwischen dem Zweilitervierzylinderbenziner und dem Elektromotor funktioniert unmerklich und reibungslos. Getriebe hat der Civic e:HEV ja eigentlich keines mehr an Bord. Entweder treibt der Verbrenner über einen Generator den Elektromotor an, der dann wiederum die Räder anschiebt. Oder, in etwa bei Autobahntempo, werden Generator und E-Aggregat ausgekuppelt und der Benziner schafft alleine Vortrieb. Dank einer kleinen Batterie sind auch rein elektrische Streckenstückchen möglich. So kompliziert das klingt, so smooth und kräftig zieht der Civic e:HEV davon. Der Verbrauch profitiert, tatsächlich sind in der Stadt Werte mit einem Fünfer vor dem Komma drin, was bei einem 143 PS starken Benziner in einem mehr als viereinhalb Meter langen Auto eine echte Bank ist. Der Elektromotor bringt übrigens bis zu 184 PS auf die Räder, unterm Strich sieht die Rechnung also noch schmackhafter aus.

Weil Honda aber immer noch Honda ist, muss der Civic auch weiterhin ordentlich um die Kurve zu treiben sein. Sportwagen ist er keiner, dafür kommt ja schon sehr bald der Type R nach. Aber der Japaner baut nicht nur saftigen Grip an der Haftungsgrenze auf, sondern saust auch brav auf die nächste Gerade. Bei aller Innovation vergisst Honda seine Wurzeln und seine Fans nicht – andere Hersteller haben der Digitalisierung und der Elektrifizierung den Fahrspaß längst untergeordnet.

Natürlich ist auch der Civic cleverer geworden. Im Honda Sensing-Paket steckt eine zweistellige Zahl an Assistenten und Sicherheitssystemen, die allzeit bereit sind, dem Fahrer unter die Arme zu greifen und auch nicht über Gebühr aufdringlich sind. Preislich ordnet sich unser Testwagen in der Top-Ausstattung Advance bei 38.640 Euro ein. Dem Fiskus überweist man dabei nicht viel, denn dank eines CO2-Ausstoßes von 114 Gramm pro Kilometer kommt die NoVA nur auf ein mageres Prozent. Alles in allem bietet der Honda Civic e:HEV zwischen Komfort, Design, Fahrdynamik und Technologie ein starkes Preis-Leistungs-Verhältnis. Das klingt ganz furchtbar erwachsen, ist aber ein großes Lob. Selten hat eine neue Generation ein Modell so entschieden weiterentwickelt, ohne seine Identität zu verwaschen.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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