Honda Civic Type R, der Name ist Programm. Apropos Programm: Die Sportabteilung haben die Japaner in letzter Zeit etwas vergessen, weil sie dachten, dass der grüne Daumen voll durchschlagen wird. Zum Glück ist Honda wieder zur Vernunft gekommen.
Text: Rainer Behounek
Der Honda Civic Type R holt das richtige Bisschen Radikalität aus der Aussenhülle raus, die Techniker bei der Ausfahrt auf dem Wachauring betonen, dass jedes Anbauteil einem Zweck dient: der optimalen Ausnutzen des Fahrtwindes. Alle Sicken, Flaps, der flache Unterboden und der mächtige Heckspoiler, der die Luft über all die kleinen Optimierungen an der Karosserie bereits vorkanalisiert zur Verfügung gestellt kriegt und sie eigentlich nur mehr runterdrücken braucht, sorgen für noch mehr Stabilität im Grenzbereich.
Wenn die Japaner Sport machen, dann richtig – so erfüllt auch der Heckdiffusor nicht nur die Herzen der Optik-Liebhaber mit Freude, sondern auch seine Aufgabe als Strömungsausnutzer perfekt. Honda nimmt sehr viel vom 2013er Einstieg in die WTCC mit, wo Unmengen an Daten aus dem Rennsport in den Straßenboliden flossen.
Das Design freut die Passanten, die durchdachte Herangehensweise den Fahrer. Eines gleich vorweg: Der neue Honda Civic Type R ist eine Wucht. Die Lenkung ist praktisch frei von Antriebs- und Beschleunigungskräften und erledigt ihren Job präzise, die 1.450 Kilogramm fallen nicht sonderlich ins Gewicht, denn unter die Arme greift ihnen ein 2,0-Liter Turbo-Vierzylinder mit variabler Ventilsteuerung i-VTEC, der es auf 310 PS bei 6.500 U/min und 400 Nm bei 2.500-4.500 U/min bringt. Unglaublich, nicht?
Was heutzutage im Frontantriebsbereich alles Möglich ist, 310 PS auf die vorderen Räder, die sich bislang immer rausgeredet haben, wenn es bei Sportwagen um die Antriebsverteilung ging: „Neee du, wir müssen lenken.“ Der Honda Civic Type R vereint beides prima und die Überschrift sollte eigentlich heißt „Das Beste aus zwei Welten“ aber die nimmt ja mittlerweile jeder dahergelaufene Burgerladen für seine spezielle Ketchup-Mayo-Mischung. Beeindruckend ist das 6-Gang-Schaltgetriebe, das mit Schaltwegen von vier Zentimetern ultra kurz und präzise arbeitet.
… und der mächtige Heckspoiler, der die Luft über all die kleinen Optimierungen an der Karosserie bereits vorkanalisiert zur Verfügung gestellt kriegt und sie eigentlich nur mehr runterdrücken braucht …
5,7 Sekunden von Null auf 100, 270 km/h Höchstgeschwindigkeit, um die Kerndaten zu komplettieren. Alles zusammen ergibt eine Fabelzeit für frontgetriebene Fahrzeuge auf der Nordschleife: 7:50,63 Minuten. Seat Leon Cupra, Renault Mégane R.S., bitte zurück an den Start. (hüstel dafür fehlten Beifahrersitz, Klima und Audio-Zubehör hüstel) Jetzt, wo die Verantwortlichen der Nordschleife Handschellen angelegt haben, spielen die Zeiter aber ohnehin keine Rolle mehr.
Was bekommt man für seine 37.190 Euro für die Type R-Version beziehungsweise für die Type R GT-Variante die ab 40.390 Euro erhältlich ist? Bei beiden findet sich die +R-Taste links neben dem Lenkrad. Damit schärft man Lenkung, Gasannahme und mehr. LED-Scheinwerfer mit Abblendlicht, schlüsselloser Zugang, Sportsitze, Tempomat und gelochte 350 Millimeter große Scheibenbremsen vorne sind ebenso gleich. Unterschiede finden sich im Multimedia- und Sicherheitsbereich, da verfügt die Type R GT-Version über Navi und ein Paket an Fahrerassistenzsystemen (Auspark-, Fernlicht, Spurhalte-, Toter-Winkel-Assistent, etc.) Die Klimaaautomatik regelt im „GT“ zwei Zonen.
Fazit: Mit dem Civic Type R gelingt Honda ein slickes, derbes, schnelles Produkt… endlich wieder! Nichts gegen den Honda Insight, aber verzettelt hat sich Honda schon ein wenig.