Was braucht man mehr?
Das Hyundai i20-Facelift
Text: Jakob Stantejsky
Ein ziemlich langer Name für so ein kleines Auto, aber was bedeuten denn nun die einzelnen Bestandteile? Also „Hyundai“ und „i20“ muss ich hoffentlich niemandem mehr erklären. Hinter „First Edition“ steckt im Wesentlichen eine aufgemotzte Serienausstattung, die dank Ausstattungslevel 3 noch breiter aufgestellt ist. Dazu zählen in unserem Testwagen nicht nur Annehmlichkeiten wie Klimaautomatik, Rückfahrkamera, Spurwarnassistent und Infotainmentsystem samt Touchscreen, Bluetooth, Apple Car Play und Android Auto. Auch Schmankerl wie ein beheizbares Lederlenkrad, 15-zöllige Alufelgen, Licht- und Regensensor und LED-Leuchten vorne wie hinten sind mit an Bord. Der Gesamtpreis, all inclusive, liegt bei 17.490 Euro. Der i20 ist mit gerade einmal vier Metern Länge zwar ein kleines Auto, bei all diesen Extras ist jedoch auch der dazugehörige Preis erstaunlich klein.
Kommen wir also zum letzten Teil des klingenden Namens: 1,25. Das steht natürlich für den Hubraum des vierzylindrigen (wird auch immer seltener heutzutage) Benziners, der immerhin 84 Pferde an die Vorderräder liefert. Großes Temperament sieht ehrlich gesagt anders aus, – beziehungsweise klingt es auch anders – aber ausreichend motorisiert für die Tücken des Alltags ist der i20 damit trotzdem. Wer wie Tim Tailor mehr Power will, darf auf den einlitrigen Benziner mit 100 oder gar 120 PS upgraden. Da geht die Post bei dem 1.158 Kilogramm schweren Koreaner sicher ganz nett ab.
Die Kurve sollte man allerdings auch mit mehr Pepp unterm Popsch nicht mit Alles und scharf angehen, denn bei der Querdynamik ist der Hyundai i20 eindeutig ein Stadtauto und kein Landstraßenraser. Will heißen: Wendig und flink ist er zwar sehr wohl, aber für die ganz großen Fliehkräfte bei ganz vielen Stundenkilometern wurde er nicht gebaut. In der Stadt tut das der Freude keinen Abbruch und ich sause fröhlich von A über C nach B mit einem Zwischenstopp bei X und einem Schwanzler zu O. Mitten im Metropolengewühl fühle ich mich dem Verkehr im i20 eigentlich eher überlegen als in einem ordentlich fetten SUV. Und das, wo es doch immer heißt, dass man da so herrlich weit oben sitzt und so gut sieht. Hilft aber nix, wenn man dafür den Wendekreis eines blinden Elefanten mit Krückstock hat. Mein Zwanzger (so wie der Elfer bei Porsche) und ich hingegen sind quasi unaufhaltsam, sofern es sich nicht gerade um einen Vollstau handelt.
Überland liegen die großen Stärken des Hyundais, wie schon erwähnt, leider nicht, was vor allem am fehlenden sechsten Gang liegt. Der Lärmpegel und der Verbrauch könnten hier im großen Stil profitieren, aber Kleinwagen mit nur fünf Gängen sind sowieso eine Unart in der gesamten Automobilbranche. Beim 120 PS-igen Aggregat fällt jedoch auch diese Sorge unter den Tisch, den dann stehen tatsächlich sechs Gänge am Menü. Leiden muss man aber auch in unserem Testwagen auf der Autobahn beileibe nicht, es ginge halt nur ein bisserl entspannter. Aber das ist ja auch eine logische Kleinwagenproblematik quer durch die Hersteller.
Es lebt sich übrigens sehr kommod im i20, der zwar mit ausuferndem Hartplastik daherkommt, aber funktional hochwertig ist. Die Bedienung erfolgt logisch und schnell, die Knöpfe wirken schön stabil. Klar muss einem natürlich sein, dass der zweitkleinste Hyundai nicht sein Augenmerk auf höchste Eleganz legt, sondern die Praxis in den Vordergrund stellt. Dementsprechend hat alles Hand und Fuß im Cockpit und das Platzangebot ist auch hinten für ein Auto dieser Größe sehr angenehm. Dank des umfangreichen Infotainmentsystems spielt der Koreaner auch alle Stückerln und wird so zur perfekten Verschmelzung von praktisch, modern und flott. Und was braucht man schon mehr? Antwort: Nix. Deshalb macht uns der Hyundai i20 im Bezug darauf, was er können soll, auch ziemlich wunschlos glücklich.