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Jaguar F-Pace SVR: Schluss mit Schmusekatze

Schluss mit Schmusekatze

Der Jaguar F-Pace SVR

Er ist der meistverkaufte Jaguar in der Modellpalette und hat seinen Konkurrenten schon ein paar ordentliche Schrammen zugefügt. Doch wenn jetzt auch noch die Abteilung für die Special Vehicles Operations ins Spiel kommt, ist es mit dem Schmusen gar ganz vorbei. Denn als SVR-Modell fährt der Jaguar F-Pace ab Mai gar vollends die Krallen aus und legt sich an mit Autos wie einem Mercedes-AMG GLC 63 oder dem stärksten Alfa Stelvio.

Von Thomas Geiger
Dabei setzen die Briten einmal mehr auf ihren so wunderbar sündigen Achtzylinder mit unsittlichen fünf Litern Hubraum und wilden Kompressor-Gebläse, das ohne die beim Turbo übliche Gedenksekunde vom ersten Kickdown an Druck macht. Wo bislang bei 300 PS Schuss war, stehen deshalb künftig 550 PS im Datenblatt und das Drehmoment gipfelt erst bei 680 Nm. Kein Wunder, dass es mächtig vorangeht, wenn man den rechten Fuß ans Bodenblech heftet. Während aus dem Klappenauspuff ein wütendes Brüllen dröhnt und scharfe Ohren aus dem Bug das feine Sirren des Laders hören, schnellt der F-Pace in 4,3 Sekunden auf Tempo 100 und schiebt danach munter weiter, bis die Physik bei 283 km/h dem wilden Treiben ein Ende bereitet.
Dazu gibt es, wie es sich für ein Auto in dieser Liga gehört, ein paar PS-Proteine fürs Design, damit der Motor durch größere Lufteinlässe im Bug besser atmen kann, die 395 Millimeter großen Bremsen in den 21-Zöllern besser gekühlt werden und ein neuer Spoiler am Heck den Wagen fester auf die Straße presst. Das Fahrwerk ist spürbar strammer abgestimmt und eine elektronisch geregelte Differentialsperre bringt den Wagen zusätzlich zur variablen Kraftverteilung des Allrad-Antriebs schneller ums Eck. Deshalb sind auch die Umbauten im Innenraum nicht nur zur Zierde. Sondern den besseren Seitenhalt der Sportsitze lernt man genauso schnell zu schätzen wie das Comeback eines ordentlichen Schaltknaufs anstelle des Drehrades auf dem Mitteltunnel. Denn selbst wenn die achtstufige ZF-Automatik ihre Sache tadellos macht und man eigentlich nie eingreifen muss, hat man das Auto so gefühlt einfach besser im Griff.
Dass die Werkstuner einen guten Job gemacht haben, merkt man nicht nur beim imposanten Kavalierstart nach dem Kickdown und wenn der Zweitonner erstaunlich behände, weil bretthart und bocksteif durch die Kurven kleiner Bergsträßchen fliegt und dabei fast ein bisschen zur Heckschleuder wird, so lustvoll sind der variable Allrad und das Differential an der Hinterachse abgestimmt. Sondern vor allem merkt man es, wenn man vom Sport- wieder in den Komfort-Modus wechselt und das Raubtier plötzlich doch wieder zur Schmusekatze wird. Denn ein Sportmodell sportlich zu machen, das ist keine Kunst. Doch ein Sportmodell so abzustimmen, dass man alleine damit großen Spaß haben und mit der Familie sehr komfortabel fahren kann, dazu braucht es schon ein bisschen mehr. „Aber wir wissen, dass der F-Pace das SVR-Modell mit dem größten Alltagsanteil ist und haben das bei der Auslegung entsprechend berücksichtigt“, sagt Chefingenieur Ross Restell.
Mehr Power und mehr Performance und trotzdem voll und ganz alltagstauglich, mehr Präsenz aber nicht wirklich protzig – so hat Jaguar dem F-Pace als SVR-Modell gewaltig den Horizont erweitert und eine attraktive Alternative zu den Body-Buildern aus Deutschland geschaffen: Allerdings hat das Vergnügen auch seinen Preis: Erst ab über 100.000 Euro geht der Spaß los.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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