Jaguar F-Pace: Zukunft schon jetzt

Es ist zwar noch keine vier Wochen her, dass der neue Chef von Jaguar Land Rover seine große Strategie-Rede gehalten und eine elektrische Zukunft für die beiden Traditionsmarken versprochen hat. Doch im vorauseilenden Gehorsam nimmt der F-Pace Monsieur Thierry Bollorés Kurs jetzt schon vorweg. Denn wenn der feine Lord fürs Grobe in diesem Frühling zu Preisen ab 58.903 Euro in die zweite Halbzeit geht, gibt es nicht nur ein verfeinertes Design und ein weiter digitalisiertes Cockpit, sondern auch durchweg elektrifizierte Motoren. So ganz ausgemustert ist der Verbrenner natürlich noch nicht, und im 2,0 Liter großen Basis-Benziner mit seinen 250 PS muss er den Job auch weiterhin alleine machen. Doch alle anderen Aggregate fahren jetzt zumindest mit 48 Volt-Technik und Mild-Hybrid und an der Spitze der Palette steht künftig der erste Plug-In im Jaguar-Portfolio. 

Von außen ist die britische Antwort auf Mercedes GLE und BMW X5 vor allem an der neuen Front zu erkennen: Schlankere Scheinwerfer, eine flachere Motorhaube, ein neuer Grill und geänderte Schürzen lassen den Geländewagen jetzt noch sportlicher wirken und wenn er vorbei ist, bleiben die retuschierten Rückleuchten länger in Erinnerung.

Innen macht neben feineren Materialien und einem Schaltknauf im Dekor eines Cricket-Balls das Cockpit den Unterschied. Denn es gibt nicht nur neue Grafiken auf dem Display hinter dem Lenkrad, sondern vor allem einen größeren, sogar leicht gebogenen Touchscreen daneben, auf dem die nächste Generation des Jaguar-Infotainmentsystems läuft. Das ist immer Online, wird über die Mobilfunkverbindung ständig aktualisiert und bietet fast so viele Apps wie ein Smartphone. 

Zwar wagt der F-Pace so den Flirt mit der Generation iPhone. Doch wirklich zukunftsfest wird das SUV dank seiner neuen Motoren, selbst wenn es zur vollständigen Elektrifizierung noch nicht gelangt hat. Aber immerhin gibt es neben den 2,0 Liter großen Vierzylindern mit 250 PS beim Benziner und 163 oder 200 PS bei den Dieseln, sowie zwei famosen Reihensechszylindern mit drei Litern Hubraum und 300 PS für den Diesel oder 400 PS für den Benziner nun einen Plug-In-Hybrid, mit dem sich Jaguar-Fahrer schon einmal auf die Electric Avenue vortasten können. Denn mit seinen brutto 17,1 kWh liefert der Pufferakku genügend Strom für immerhin bis zu 59 Kilometer und drückt so zugleich den Normverbrauch auf ebenso lächerliche wie lachhafte 2,4 Liter. Der übliche Lade-Hub von 0 auf 80 Prozent dauert mit 32 kW Gleichstrom etwa 30 Minuten und an der Wallbox kaum mehr als zwei Stunden.

Dabei erreicht der F-Pace mit dem 105 kW starken E-Motor alleine bis zu 140 km/h und schnurrt wie auf Samtpfoten wunderbar leise durch die Stadt. Doch ruft man mit einem beherzten Tritt den Benziner zur Arbeit, fährt der Jaguar die Krallen aus. Ja, das Fauchen des Vierzylinders klingt weniger souverän als beim R6-Motor und lange nicht so leidenschaftlich wie beim seligen V8, der dankenswerterweise noch ein wenig im Programm bleibt. Doch bei 404 PS Systemleistung und einem vereinten Drehmoment von 640 Nm mangelt es dem Biathleten zumindest nicht an Elan und Engagement. Immerhin ist Tempo 100 dann in 5,3 Sekunden erreicht und erst bei 240 km/h dreht ihm die Elektronik den Hahn zu. 

Natürlich hat der PHEV auch seinen Preis und Jaguar lässt sich das Ticket in die Zukunft mit mindestens 72.033 Euro bezahlen. Doch der großzügigen Förderung sei dank, kostet der P400e am Ende trotzdem deutlich weniger als der Sechszylinder-Benziner und kaum mehr als der Vierzylinder mit 250 PS. 

Komplett modernisierte Motoren, ein runderneuertes Design und ein weiter digitalisiertes Cockpit – für eine normale Modellpflege haben sich die Briten diesmal beim F-Pace reichlich Mühe gegeben. Doch das Engagement kommt nicht von ungefähr. Denn wenn Monsieur Bolloré bei seinem Kurs bleibt und Jaguar schon bis bis 2025 tatsächlich zur reinen E-Marke machen will, muss der F-Pace noch ein paar Jahre durchhalten – und wird wohl keinen konventionellen Nachfolger mehr bekommen. 

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