Sabine Reisacher, Thomas Sykora, Florian Folkmann, Johannes Richter, Stephan Schätzl – möge man diese Namen in feinstes Marmor hauen! Denn was die fünf Damen und Herren am 18. Juni 2015 zustande gebracht haben, kann aus vollster Überzeugung als das Wunder von Rechnitz bezeichnet werden.
Text: Rainer Behounek
Waren die Mitglieder des Škoda Journalisten Teams am Tag davor noch Fremde füreinander, die bei einer angenehm warmen Spargelcremesuppe über dieses und jenes plauschten, so gehen sie seit dem schicksalshaften Dienstag als geeintes, perfekt harmonierendes, ineinandergreifendes Team nach Hause. Die Verbindung, die dort geschaffen wurde, die fußt auf Ehrgeiz, Schweiß und Disziplin.
Die Geschichte beginnt so. Škoda lädt ein zu einem Biogas-Kart-Rennen im burgenländischen Rechnitz. Der Kurs, die Speed Arena, ist 1.007 Meter lang und zwischen acht und 16 Meter breit. Von der FIA ist sie als offizielle Rennstrecke anerkannt. An den Start gehen 16 Teams, alle motiviert, alle mit nur einem Ziel angereist: Den ultimativen Sieg nach Haus zu tragen. Škoda selbst geht mit zwei Teams an den Start, einem internen Team bestehend aus Mitarbeitern und einem Team voller Journalisten, bestehend aus einfachen Journalisten mit Herz, Güte und einer so großen Portion Mut, dass deren Namen im Fahrerlager nur geflüstert wurden. Das interne Team wird von Mister Rallye-Rekordmeister Raimund Baumschlager angeführt, das Oberhaupt der Schreiber-Gruppe heißt – wait for it – Thomas Sykora. Richtig gelesen, der zweimalige Slalomweltcupgewinner Thomas Sykora!
Die Stimmung unter den Teams ist großartig. Ich denk mir noch, das wird eine lässige Relax-Veranstaltung als plötzlich unser Teamname unter den ersten Drei auftaucht.
Da war der Ofen aus kann ich Ihnen sagen. 16 Teams und unsere fünf Leut’, die sich noch nie gesehen haben, fahren denen davon. Dass der Spaß hiermit für beendet erklärt wurde, erklärt sich doch wohl von selbst. Ja und als Florian Folkmann, der sympathische Motorblock-Vertreter, Mundl Baumschlager in der zweiten Geraden außen wegschnupfte, konnte sich niemand mehr halten. WTF!? (Und da reden wir nur vom Qualifying nebenbei bemerkt.)
Pause. Essen. Ansprache. Lachen. Kurvendiskussionen. Zigaretten. Kennenlernen. Beglückwünschen. Lästern. Taktiken ausarbeiten. Hoffen.
Den ersten Stint legt Flo ein (ich hab ihn gefragt, was ihm lieber ist, ich glaube Florian), er startet rechts. Die saubere Spur. Zwar würde die Nummer eins aus der Linkskurve besser rauskommen, Flo könnte aber in der zweiten rechts innen vorbeistechen.
Drei.
Zwei.
Eins.
Go!
Die Karts schießen nach vorne. Der Erstplatzierte erwischt die erste Kurve perfekt, Flo ist genau hinter ihm.… Da war der Ofen aus kann ich Ihnen sagen. 16 Teams und unsere fünf Leut’, die sich noch nie gesehen haben, fahren denen davon. Dass der Spaß hiermit für beendet erklärt wurde, erklärt sich doch wohl von selbst …
Und tatsächlich! Flo sticht in die zweite Kurve hinein als gäbs kein Morgen, lässt die Nummer eins stehen und übernimmt die Führung! Ich mache mir Sorgen, weil ich mein Plusmessgerät zu Hause vergessen hab, als alle auf die Schlüsselstelle zufahren und Flo in perfekter „Wir sind hier nicht am Rummelplatz“-Manier die Schikane ohne ein Wimpernzucken meistert. Wir sind vorne und bleiben es! Oh Mann, noch nie war Kartfahren so spannend.
15 Minuten vorbei. Fahrerwechsel. Sabine Reisacher. Blonde Haare. Etwas kleiner. Nett. „Ich bin so nervös!“ sagt sie. „Sabine, hurch ma zua“, hab ich zur ihr gesagt. „Sabine, da draußen ist kein Platz für Furcht! Da draußen überlebt nur der Stärkere.“ Sie fährt los. Und brennt gleich mal eine Zeit in die Anzeigetafel, dass die etablierten Speed-Arena-Teams nur so mit den Ohren schlackern. Thomas ist fertig, ich bin fertig, Sebastian Scheibl ist fertig. Der tut mir sowieso leid, ist er doch der Overall-Teamchef von zwei Škoda-Teams und muss feststellen, dass ein Team viel viel besser performt. Woran das liegt? Im Kartsport liegen Sieg und Niederlage hauchdünn beieinander.
Die Sabine hält unseren Vorsprung. Stephan macht sich bereit. Er hat ja einen Ruf, so ist es nicht. Brechstangen-Steff nennt man ihn und das zurecht. Der hält drauf, biegt ein, bricht auf, schießt durch und steckt nicht zurück. Gut einmal schon, aber das 19er-Kart sollte meiner Meinung nach sowieso Under Investigation sein aber anscheinend macht der Biogas-Rechnitz-Kart-Verband gerade irgendwas, nur nicht einen Blick auf Kurve drei werfen.
Johannes fährt raus. Der Ton am Schlachtfeld wird rauer. Er ist ein Netter und das wird ihm teilweise zum Verhängnis, beißt aber trotzdem rein.
Platz zwei. Nur noch drei Stints. Flo ist dran. „Ich fahre wie eine Rakete und ihr bringt es dann heim.“ Uns läuft es kalt den Rücken runter. Was meint er denn damit? Und dann werden wir Zeuge einer absoluten Vernichtung. So schnell können wir gar nicht schauen fetzt er an den Racern vorbei. In zwei Kurven drei Karts! Eine Runde später: Erster. Jetzt dreht er auf, fährt Fabelzeiten, überrundet und überrundet. Sabine macht weiter. Und Thomas gelingt der Streich des Jahrhunderts. Überrundet er doch glatt die Nummer zwei! Ich meine, was!? Wären wir nicht in Rechnitz und müssten fast zwei Stunden nach Wien brauchen, wir würden feiern bis zum Morgengrauen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Erdgas und Škoda funktionieren. Škoda und Spaß auch. Spaß und Thomas, Florian, Sabine, Johannes und Stephan auch. Auf uns!