Immer rein damit!
Der neue Kia Ceed Sportswagon
Von Thomas Geiger
Möglich wird das, weil Kia den Kombi gewaltig in die Länge gezogen hat. Zwar bleibt der Radstand unverändert bei 2,65 Metern. Doch nach hinten wächst der Sportswagon und streckt sich nun auf 4,60 Meter. So wächst auch der Kofferraum um knapp 100 auf 625 Liter und übertrifft damit nicht nur die direkte Konkurrenz von VW oder Opel, sondern sogar so manchen vermeintlichen Lademeister aus der Mittelklasse. Und natürlich lässt sich das Gepäckabteil wie immer stufenweise erweitern. Legt man die je nach Modellvariante zwei- oder dreigeteilte Rückbank um, passen deshalb bis zu 1.694 hinter die auf Wunsch natürlich elektrifizierte Klappe.
Aber der neue Sportswagon bietet nicht nur mehr Platz, sondern sein Kofferraum ist auch leichter zu nutzen. Nicht nur, dass die Koreaner gegen Aufpreis ein System aus Stangen und Schienen verkaufen, mit dem man das Gepäck perfekt fixieren kann. Sondern vor allem haben sie die Ladekante um rund neun Zentimeter abgesenkt und ermöglichen so den rückenschonenden Transport schwerer Güter.
Wie der 30 Zentimeter kürzere Fünftürer überrascht auch der Kombi mit einem ungewöhnlich noblen Innenleben: Zwar fehlt ihm zum Golf zum Beispiel das digitale Kombiinstrument. Doch vornehme Materialien und große Touchscreens machen einen schmucken Eindruck und das Komfortniveau ist wie immer überdurchschnittlich. Nicht umsonst gibt es nun nicht nur Lenkradheizung, klimatisierte Sitze vorne und beheizte im Fond, sondern auch kaum sichtbare Heizdrähte für die Frontscheibe. Von der Online-Navigation und der induktiven Smartphone-Ladeschale ganz zu schweigen. Ebenfalls kräftig aufgerüstet hat Kia bei den Assistenzsystemen: Neben der automatischen Abstandsregelung und den Warnern für Kreuzungen und Querverkehr gibt es deshalb jetzt zum ersten Mal bei einem Auto aus Korea auch eine aktive Spurführung mit Lenkeingriff und damit den ersten Schritt zum autonomen Fahren – zumindest auf der Autobahn und bis 130 km/h wird der Griff zum Steuer damit zur Formsache.
Das passt zu einem Fahrverhalten, das im besten Falle unauffällig ist. Denn mit seiner eher gewöhnlich programmierten Lenkung, mit einem ausgewogenen Fahrwerk und einem auf Kompromiss ausgelegten Set-Up ist der Ceed zwar eine tadellose Familienkutsche, schürt aber nicht gerade die Fahrfreude.
Wie nebensächlich das Fahren um des Fahrens willen in diesem Kia ist, zeigt auch die Motorauswahl in der Startaufstellung. Nicht dass sich die Koreaner damit keine Mühe gegeben hätte. Immerhin ist einer der drei Benziner ganz neu und die beiden anderen fahren jetzt zumindest ebenfalls mit Partikelfilter. Und auch der Diesel mit SCR-Katalysator gibt im Ceed seinen Einstand. Doch wer fünf Motoren anbietet und damit trotzdem nur eine Spanne von 100 bis 140 PS abdeckt, der plant womöglich am Markt vorbei. Nicht umsonst hat Kia schon einen Mild-Hybrid und ein Spitzenmodell mit etwa 200 PS avisiert.
Dabei ist der stärkere Diesel mit seinen 136 PS beileibe keine schlechte Wahl: Leise und laufruhig aber mit bis zu 280 Nm stark im Antritt, macht er den Sportswagon zu einem idealen Allrounder, mit dem man zwischen Baumarkt und Büro genauso gut aufgehoben ist wie auf dem Weg in die Ferien. Dabei bietet er mit einem Sprintwert von 10,8 Sekunden und einem Spitzentempo von 200 km/h zumindest ein bisschen Fahrspaß und bedient mit einem Normverbrauch von 3,9 Litern zugleich die Vernunft.
Bloß nicht anecken, bloß nicht aufregen – genau wie der VW Golf als das große Vorbild setzt auch der Ceed auf den größtmöglichen Kompromiss und wird deshalb etwas langweiliger als bisher. Das gilt für den Kombi genau wie für das Schrägheck – nur dass man hier von der schlichteren Form sogar noch profitiert, weil so noch mehr Raum für Koffer bleibt. Und wem das Heck bei aller Eleganz zu langweilig ist, für den hat Kia noch einen schönen Trost: Nächstes Jahr gibt es den Ceed auch als Shooting Brake – mit etwas weniger Platz, aber dafür umso mehr Pfiff.