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VW Golf: Von Öko bis Rennstrecke

Von Öko bis Rennstrecke

Den VW Golf gibts jetzt von 85 bis 310 PS.

Eiliger Vater!

Die Kids müssen zum Fußball, der Garten schreit nach frischer Blumenerde, zum Schiurlaub zu Ostern kommt sicherheitshalber auch schonmal das Golfbag mit. Und das ganz ohne Minivan.

Text: Bernhard Katzinger

So ein Golf GTI, das war zu meiner Zeit noch das höchste. Ordentlich PS, das war damals: gut im dreistelligen Bereich, aber mehr auch schon nicht, dazu die karierten Sitze und den Golfball als Schaltknauf. Den Golf gabs natürlich auch in zivileren Versionen und für Ärzte, denen die Frauen vertrauen, als Cabrio.

Heute ist das alles anders, soll heißen: besser. Der Golf ist als Modell begeisternd vielfältig aufgestellt: Drei-, Fünftürer und Kombi – das Cabrio für den jungen Dr. Brinkmann kommt wohl erst mit dem Golf VIII zurück.

Auch bei den Antrieben herrscht „dicke Hose“: Vom e-Golf mit der (muss man noch immer dazusagen: optimistisch angesetzten) Normreichweite von 300 Kilometern über den Plug-in-Hybrid namens GTE hinüber zu den bekannten Benzinern und Diesel in zig Motor-/Getriebekombis von 85 bis 310 PS.

310? Jawohl. Aber Schritt für Schritt: Auch den GTI haben die VW-Leute als Evolutionsstufe aufgelegt im Zuge des VII-Updates, als GTI Performance. Den Namenszusatz brauchts eigentlich nicht, an merkt schnell, woran man ist. Dafür sorgen 245 PS aus dem drehfreudigen 2.0 TSI. An der Automatik lässt sich wenig aussetzen, außer das immergleiche: So ein Auto will per Hand geschaltet werden.

Und jetzt zu Papi.  Noch sportlicher als der GTI gibt’s den Golf R, der ebenfalls als Variant zur Konsumation steht. Hier wird der vortriebsbegeisterte Familienvater vollends glücklich, in der schicken dunkelblauen Prospektfarbe wirkt er auf den ersten Blick sogar ein bissl getarnt. Dem Kundigen macht man nix vor, der erkennt schon anhand der schwarzen großen Räder, dass hier alle Teufel werken, um die eiligen Väter wochentags ins Büro und die Familie in den Sommerferien nach Bibione zu schaffen. Die 310 Pferdestärken, die wie im GTI von einem Zweiliter-Vierzylinder an den Start gebracht werden, wirken via 7 Gang-Doppelkupplungsgetriebe und Vierradantrieb auf den Asphalt ein.

Man begreift den Erfolg dieses Autos in allen Iterationen nachhaltig ab dem Hineinsetzen. Vielleicht, weil wir fast alle in Gölfen das Autofahren gelernt haben, jedenfalls hat man den Eindruck: Da passt alles, sitzt alles, wo es hingehört. Auch im Inneren stattet man sich den Golf von „nur das Nötigste“ bis hin zu „allem was das Regal hergibt“ aus – passende Finanzressourcen vorausgesetzt. Dass der physikalische Lautstärkenregler im Cockpit nun einer Touchscreenlösung bzw. der Gestensteuerung gewichen ist, muss dennoch als „too much“ bedauert werden.

Dass auch der aufgefrischte Golf VII die Zulassungsstatistiken anführen wird, ist vorprogrammiert. Die Spreizung zwischen 86 PS-Vernunftwahl und 310 PS-Sportkombi für die eiligen Väter, zwischen Öko-Modellen und Diesel-Zugfahrzeug für den Wohnwagen macht den Golf zum Werkzeug für alle. Bange ist uns höchstens um den e-Golf, der auch mit 300 Kilometern Normreichweite (200 sind wohl zu schaffen) weiterhin einen schweren Stand gegen den Mitbewerb haben wird.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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