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Kia Stonic: She’s a Rainbow

Farbenspiel im Großstadtdschungel

Kia Stonic: She’s a Rainbow

Sie sind souveräner geworden, sicherer und solider – doch so richtig spannend sind Kleinwagen noch immer nicht. Das haben sie jetzt auch bei Kia erkannt und stellen dem braven Rio ab dem 30. September deshalb den Stonic zur Seite.

Von Thomas Geiger

Als Tigerbaby im SUV-Segment soll er für mindestens 15.790 Euro gegen die Langeweile im Großstadtdschungel ins Feld ziehen und ein bisschen mehr Flair und Farbe in die City bringen. Nicht umsonst haben die Koreaner dem Konkurrenten von Citroen C3 Aircross, Peugeot 2008 oder Renault Captur eine schmucke Coupé-Silhouette gezeichnet, das Dach trotz der hohen Bodenfreiheit ziemlich flach gehalten und sogar die wie einen Targa-Bügel geformte C-Säule der vier Jahre alten Studie Provo in Serie gerettet. Und nicht ohne Grund tünchen sie den kleinen Bruder des Sportage in Lacken wie Denimblau oder Floridagelb und bieten sogar Kontrastfarben fürs Dach an, mit denen der Stonic gar vollends zum bunten Hund wird. Acht Lacke und vier Dekorfarben ergeben bald 20 Farbkombinationen, sagt Produktmanager Ivan Batard, „so viel Auswahl und Individualisierung gab es bei uns noch nie.“

Innen treibt es Kia mit zahlreichen Designpaketen und Color-Konsolen für das Cockpit, farbigen Fäden im Lenkrad und Applikationen an den Sitzen nicht weniger bunt. Aber wie man es von den Koreanern mittlerweile kennt, gibt es dazu eine sehr ansehnliche Materialauswahl und zumindest auf Wunsch eine üppige Ausstattung. Das Touchscreen-Infotainment samt Apple CarPlay und Android Auto ist deshalb Serie und gegen Aufpreis kann man unter anderem einen Radarwarner gegen Auffahr- und Fußgängerunfälle sowie einen Tempomaten oder ein schlüsselloses Zugangssystem bekommen. Und natürlich das beheizte Lenkrad, das es auch in Rio und Picanto gibt. Nur die LED-Scheinwerfer fehlen dem Stonic noch zum Strahlemann.
Zwar schwimmt Kia mit dem Stonic auf der SUV-Welle und zielt auf Autos wie den VW T-Roc, den Opel Mokka und ein bisschen vermessen sogar auf den Audi Q2. Doch im Grunde ist der Koreaner nicht mehr als ein aufgebockter Kleinwagen im Abenteuer-Dress. Denn ein paar Millimeter mehr Bodenfreiheit und eine Bauchbinde aus schwarzem Hartplastik machen aus einem soliden Stadtflitzer noch keinen Geländewagen. Müssen sie aber auch nicht: Weil sein Revier ohnehin die City ist und für die meisten Kunden der Drang nach Freiheit und Abenteuer an der Bordsteinkante endet, wird niemand den Allradantrieb vermissen, sagt Batard und verweist auf Ausstattungsquoten, die bei der Konkurrenz meist deutlich unter zehn Prozent liegen. Erst recht nicht, wenn er so ein paar Tausend Euro und ein paar Zehntelliter Sprit sparen kann. Wichtiger sind da das ordentliche Platzangebot auf der Rückbank und der Kofferraum, der mit dem Staufach unter dem doppelten Boden auf ein Fassungsvermögen von immerhin 352 Litern kommt.
Dass sich der Stonic trotzdem ein bisschen anders anfühlt als Rio & Co liegt am etwas gutmütiger abgestimmten Fahrwerk, an der gegenüber dem Rio allerdings nur leicht angehobenen Sitzposition und an der etwas besseren Übersicht, mit der einem der Wagen im Kampf um die letzte Lücke auf dem Parkplatz gleich ein bisschen handlicher vorkommt. Allerdings darf man nicht zu viel erwarten: Weil der Ausblick nach hinten eher bescheiden ist, ist der Aufpreis für die Rangierkameras und den Bordmonitor gut angelegt.
Auch jenseits der Ortsbebauung holt einen der Stonic schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Denn so groß und erwachsen sich das Auto zumindest in der ersten Reihe anfühlen mag, so handlich es durch die Stadt kurvt und so spritzig es auf der Landstraße noch wirkt, outet sich der Stonic spätestens auf der Autobahn eben doch als Kleinwagen. Klar, für einen Dreizylinder-Turbo mit einem Liter Hubraum sind 120 PS nicht schlecht. Und mit einem Sprintwert von 10,3 Sekunden muss man sich genauso wenig Verstecken wie mit einem Spitzentempo von 185 km/h. Doch für die nötige Souveränität poltert das kleine Turbo-Triebwerk zu laut und dem Fahrwerk fehlt es an jenem Maß an Entspannung, das man auf langen Strecken braucht. Dann doch lieber einen großen Tiger wie den Sportage und nicht das junge, wilde Tigerbaby.
Erst recht, wenn man nicht die mindestens 18.390 Euro in das Top-Modell investieren möchte und stattdessen einen der beiden Vierzylinder-Sauger mit 1,2 Litern Hubraum und 84 oder 99 PS bestellt. Alternativ dazu bietet Kia noch einen Diesel, der mit 1,6 Litern Hubraum 110 PS, 180 km/h Höchstgeschwindigkeit und einem Normverbrauch von 4,2 Litern zwar auf dem Papier eine gute Figur macht, in dieser Klasse aber kaum mehr eine Rolle spielt. Und bei einem Preis von 20.090 Euro aufwärts werden die Koreaner das auch kaum ändern.
Noch stellen die kleinsten SUV auch den kleinsten Anteil am riesigen Kuchen der Geländewagen. Doch Produktplaner Batard ist guter Dinge, dass sich das bald ändern wird: „Wir gehen davon aus, dass dieses Segment bis 2020 die SUV aus der Kompaktklasse beim Absatz überholen“, sagt der Chef-Stratege und glaubt fest daran, dass aus dem Tigerbaby spätestens dann eine feste Größe geworden ist.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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