Er kam, sah und siegte: Seit Kia seinen Kompakten zum XCeed aufgerüstet hat, steht er an der Spitze der Familie. Aus gutem Grund. Denn wo die Konkurrenz bei solchen SUV für Softies meist nur ein bisschen Plastik aufs Blech pappt und ihnen einen Hauch mehr Bodenfreiheit gönnt, haben die Koreaner den Ceed vor gut zwei Jahren komplett neu eingekleidet und vom herkömmlichen Schrägheck nur die Türen und Hauben übernommen.
Das war offenbar so überzeugend, dass fast jeder zweite Ceed-Kunde sein Kreuzchen beim X gemacht hat. Doch auch wenn sich der XCeed weiter wacker schlägt und hübsch auf der SUV-Welle schwimmt, ist er gegen Alterungserscheinungen nicht gefeit. Das wissen sie auch bei den Koreanern und machen ihren Bestseller deshalb jetzt fit für die zweite Halbzeit.
Wer in diesen Tagen zum Kia-Händler geht, der sieht den Konkurrenten für Softroader vom Schlage eines VW T-Roc oder eines Mazda CX-30 deshalb buchstäblich mit neuen Augen. Denn die stark veränderten LED-Scheinwerfer sind neben den neuen Felgen und ein paar Retuschen an Schwellern und Schürzen das wichtigste Erkennungsmerkmal der Modellpflege. Es sei denn, man bestellt den XCeed in der sportlichen GT-Linie, die sich als neue Top-Variante dann zum Trekking-Outfit auch noch ein paar Muskeln leistet. Dazu gibt es innen ebenfalls ein paar neue Formen und Farben und vor allem mehr Digitalisierung im Cockpit. Und wer lieber auf die eigenen Bildschirme schaut, der hat künftig mehr Möglichkeiten, Telefon und Tablet zu laden.
Während die Koreaner dabei das richtige Maß zwischen Attraktivität und Aktionismus gefunden haben, sind sie bei den Assistenten ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen. Natürlich freut man sich auf der Langstrecke an einem weitgehend automatisierten Autobahn-Piloten, der einem die allermeiste Arbeit abnimmt, nimmt dankend Spritsparhinweise in Kauf und lupft entsprechend frühzeitig den Gasfuß oder schaut an der roten Ampel nach einem sanften Reminder rechtzeitig vom Smartphone auf, wenn der Vordermann losfährt. Doch insbesondere der Spurhalteassistent ist so nervös und wachsam, dass man schnell genervt ist und ihn am liebsten mit einem Knopfdruck wieder ausschalten möchte. Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb diese Funktion erst tief in den Menüs zu finden ist.
Unter der Haube tut sich mit der Modellpflege nach nur zwei Jahren nichts. Es bleibt deshalb bei der Auswahl an Dieseln und Benzinern von 120 bis 204 PS und an dem in dieser Klasse vergleichsweise seltenen Plug-In-Hybrid, auf den die Koreaner deshalb besonders stolz sind – selbst wenn er mit den Teilzeitstromern etwa bei Stellantis nur eingeschränkt mithalten kann: Eher aufs Sparen ausgelegt als aufs Spurten, kombiniert er einen 1,6-Liter mit vergleichsweise mageren 105 PS mit einer E-Maschine von 61 PS. Gespeist aus einem Akku von knapp neun kWh treibt der Stromer die Systemleistung auf 141 PS, mit denen man auf der Überholspur freilich keinen Staat machen kann: Denn für den Sprint von 0 auf 100 km/h gönnt sich der Kia stolze 11,0 Sekunden und Schluss ist schon bei 193 km/h. Und weil die E-Maschine in der Doppelkupplung integriert statt mit der Hinterachse verblockt ist, fährt der Abenteurer auch in dieser Variante ohne Allrandantrieb. Auch ja – und das Laden dauert auch: Bei maximal 3,3 kW Ladeleistung steht man an der Wallbox schon im besten Fall fast drei Stunden. Immerhin überzeugt der XCeed damit bei der E-Performance, kommt auf dem Papier 58 und in der Praxis knappe 50 Kilometer weit und erreicht einen Verbrauch, der im Normzyklus bei lachhaften 1,2 Litern liegt und sich im normalen Betrieb auch mit dem schwersten Bleifuß nicht weit über sieben, acht Liter treiben lässt.
Während die Antriebsingenieure also nur wenig zu tun hatten mit der Modellpflege, haben sich auch die Verkäufer noch einmal ins Zeug gelegt und neu gerechnet. Deshalb gibt’s zum neuen Design und der erweiterten Ausstattung auch neue Preise: Die beginnen künftig bei 23.990 Euro (D) für das Grundmodell, die neue GT-Line gibt es ab 30.190 Euro (D) und der Plug-In steht ab 36.890 Euro (D) in der Liste.