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Lexus UX300e: Dem Markt geschuldet

Sie haben es mit dem Hybrid-Antrieb zum Weltmeister gebracht und wollen der Brennstoffzelle endlich zum Durchbruch verhelfen. Deshalb kann man Toyota eine gewisse Verantwortung fürs Weltklima kaum absprechen. Doch der Jagd auf Tesla & Co haben sich die Japaner bislang verweigert. Denn so sehr sie um niedrigere Emissionen ringen und dem Auto den Benzinhahn zudrehen wollen, so wenig halten sie angesichts der hohen Kosten, der energieaufwändigen Produktion und dem Mangel an grünem Strom von batterieelektrischen Antrieben und haben ihre Kunden deshalb bislang auf einen Platz an der Ladesäule warten lassen. Doch weil es der Markt und vor allem die Politik verlangt, schwimmt der Riese jetzt wider besseren Wissens doch mit dem Strom und bringt bei uns zum Jahreswechsel sein erstes Akku-Auto in den Handel. Das startet allerdings nicht bei der Muttermarke, sondern bei der feinen aber kleinen Tochter Lexus und ist obendrein keine Neukonstruktion, sondern nur eine gut gemachte Umrüstung auf Basis des UX: Für 47.550 Euro (D) aufwärts und damit für 12.000 Euro mehr als das Hybridmodell 250h wird er zum 300e und muss sich gegen Autos wie den Volvo XC40 oder den BMW iX3 behaupten. 

Weil die Japaner aus Mangel an Begeisterung eher bedächtig ans Werk gegangen sind, ist der UX300e ein vergleichsweise nüchterner Stromer. Am Design ändert sich deshalb bis auf den Schriftzug nichts, und auch innen gibt’s nur ein paar neue Grafiken für den Bildschirm hinter dem Lenkrad. Selbst die analoge Tankuhr haben sie übernommen und nur ein Batteriesymbol anstelle der Zapfsäule daneben gedruckt. Immerhin ist ihnen die Batterieintegration gut gelungen: Weil die 288 Zellen in ihrem stabilen Gehäuse unter den Wagenboden geschraubt wurden, geht drinnen kein Platz verloren und gegenüber dem Hybridmodell wächst sogar der Kofferraum: Statt 320 fasst er jetzt 367 Liter. 

Am deutlichsten wird die rationale Herangehensweise aber beim Antrieb selbst. Wo sich die Konkurrenz bei der Reichweite überbietet und bei den Fahrleistungen ins alte Imponiergehabe verfällt, hat der Lexus-Motor, der allein die Vorderräder antreibt, fast schon bescheidene 150 kW und die Batterie eine in diesem Segment konkurrenzlos kleine Kapazität von 54,3 kWh. Damit macht man zwar im Batterie-Quartett keine Stiche, spart dafür aber beim Kauf und kommt trotzdem locker durch die Woche. Denn im Schnitt, so rechnen es die Japaner vor, fährt der deutsche UX-Kunde gerade mal 36 Kilometer am Tag. Selbst wenn die 400 NEFZ-Kilometer auf eine reale Reichweite von 250 Kilometern schrumpfen, muss man deshalb erst zum Wochenende wieder an die Box. Dort allerdings münzt der Lexus den kleinen Akku nicht zu seinem Vorteil um: Weil die Japaner aus der Gleichstromleitung mit maximal 50 kW laden, steht man trotzdem mindestens 50 Minuten für die ersten 80 Prozent. 

Beim Fahren selbst ist der elektrische Erstling der Japaner dagegen ein Stromer wie alle anderen – leise, antrittsstark und ausgesprochen geschmeidig beschleunigt er in 7,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und wird mit Rücksicht auf die Reichweite bei 160 km/h wieder eingebremst. Dabei drückt die Batterie unter dem Wagenboden den Schwerpunkt und verbessert so die Straßenlage. Zumindest im Sport-Modus schleicht sich bisweilen sogar ein zartes Grinsen ins Gesicht des Fahrers, das erst vom künstlichen Motorsound wieder empfindlich gestört wird. Der klingt weniger spacig als synthetisch und hat deshalb zurecht einen Schalter, mit dem man ihn abschalten kann. 

Zwar ist der UX300e für einen Umbau ganz gut gelungen und man merkt ihm zumindest nicht auf Anhieb an, dass Toyota damit eher eine Pflicht der Märkte als einen Herzenswunsch des Managements erfüllt. Und mit einer Akku-Garantie über zehn Jahre oder eine Million Kilometer können die Ingenieure doch noch etwas von der Erfahrung mit vielen Millionen Hybrid-Modellen einbringen. Doch langfristig wollen sich die Japaner mit solchen Halbherzigkeiten nicht begnügen. Sondern nach dem Motto „Wenn schon, denn schon“ entwickeln auch sie mittlerweile eine dezidierte Elektro-Plattform und bauen darauf einen solitären Stromer. Dumm nur, dass der noch ein wenig auf sich warten lässt. Aber das sind Elektro-Enthusiasten bei den Japanern ja gewohnt. 

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