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McLaren Speedtail: Ultimativer Überflieger

Ultimativer Überflieger

Der McLaren Speedtail

Bislang war der Bugatti Chiron der ungekrönte König auf dem Boulevard der Eitelkeiten. Doch jetzt muss sich das stärkste, schnellste und teuerste Serienauto der Welt die Schau von einem englischen Emporkömmling stehlen lassen. Denn McLaren krönt den erfolgreichen Wechsel von der Rennstrecke auf die Straße jetzt mit dem Speedtail, den die Briten als ultimativen Gran Turismo feiern und ihn dafür in die Kategorie der Hypercars sortieren.

Von Thomas Geiger
Zwar ist der McLaren mit einem Preis von rund 2,1 Millionen Euro nicht ganz so teuer wie der Bugatti, hat nur 1.050 statt 1.500 PS und erreicht selbst im „Velocity“-Modus „lediglich“ 403 km/h und keine 420 km/h. Doch in allen anderen Kategorien hat der Chiron gegen den Speedtail keine Chance: Mit nur 106 Exemplaren, die freilich alle längst verteilt sind, ist er deutlich exklusiver und mit seiner Konstruktion sehr viel extremer.
Nicht nur das Design der 5,20 Meter langen Karbon-Flunder, die von oben an einen Tropfen erinnert, ist spektakulärer. Sondern McLaren hat auch das Layout radikal verändert. Zum ersten Mal seit dem seligen F1, mit dem die Briten vor drei Jahrzehnten schon einmal auf der Straße unterwegs waren, sitzt der Fahrer wieder buchstäblich in der Mitte des Geschehens, während die beiden Passagiere leicht nach hinten versetzt links und rechts von ihm Platz nehmen.
Unmittelbar dahinter steckt der Antrieb, für den die Briten ihren hauseigenen V8-Turbo mit einer E-Maschine zusammenspannen und so auf aberwitzige 1.050 PS kommen. Weil der Speedtail mit seiner Tropfenform, verkleideten Vorderrädern, Kameras statt Außenspiegeln und allerlei andren aerodynamischen Kunstgriffen windschnittiger ist als alle anderen Sportwagen und obendrein nur 1.430 Kilo wiegt, beschleunigt er in 12,8 Sekunden von 0 auf 300 km/h und wenn man vorher den Velocity-Modus aktiviert hat, weiter bis jenseits von 400 Sachen.
Dass man sich dabei fühlt wie ein Jet-Pilot liegt nicht allein am Mittelplatz und der gläsernen Kanzel, die die Passagiere umgibt, sondern auch am spektakulären Cockpit: Die wenigen Schalter sind in eine Konsole im Dach gerückt und rund ums Lenkrad gibt es nur noch fünf große Bildschirme für die virtuellen Außenspiegel, die digitalen Instrumente und die Bedienung von Klima und Infotainment. Selbst die Sonnenblenden haben sich die Briten gespart und stattdessen elektrochromes Glas verbaut. Auf Knopfdruck verdunkelt sich deshalb der obere Teil der Frontscheibe und auf Wunsch trüben sich auch die Seitenfenster sowie das Bullauge im Dach ein.
Der McLaren kommt dem Bugatti aber nicht nur bei Prestige und Performance gefährlich nahe – auch in Sachen luxuriöser Individualisierung stehen die Briten den Franzosen in nichts nach: Nicht nur, dass sie mehr Optionen für Lack und Leder bieten als je zuvor und neue Wege beim Oberflächen-Finish für ihr Karbon gehen. Selbst dem Typenschild und dem Speedtail-Schriftzug gelten die Liebe zum Detail – beides wird deshalb aus Weißgold geschnitten.
Zwar haben die Briten in den letzten Jahren viel Zeit und Kapazitäten auf ihren Überflieger verwandt, doch sind sie deshalb mit ihrem Latein noch lange nicht am Ende. Im Gegenteil. Der Speedtail ist nur das erste von insgesamt 18 neuen Autos, die sie bis 2025 auf den Markt bringen wollen. Selbst wenn die 106 Exemplare dieses Extremisten längst vorbestellt sind, sollte so also (fast) jeder eine Chance auf einen neuen McLaren haben.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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