Papis aufgepasst – jetzt wird die Elektromobilität bei Mercedes familienfreundlich. Denn als drittes SUV setzen die Schwaben nun den GLB unter Strom. Und wo der EQA mit Nachwuchs etwas knapp sein könnte und der EQC die bei vielen das Haushaltskonto sprengt, wird der EQB zur ebenso praktischen wie bezahlbaren Zwischengröße. Denn trotz Akku-Aufschlag sollte der EQB noch für knapp unter 50.000 Euro zu haben sein, wenn er im Herbst bei uns in den Handel kommt.
Mit dem dritten neuen Elektroauto im noch jungen Jahr 2021, das diese Woche auf der Motorshow in Shanghai enthüllt wird und dort aus lokaler Produktion bereits im Sommer in den Handel kommt, besetzt Mercedes geschickt eine Lücke im Markt. Denn abgesehen von Tesla Model Y und Model X ist der 4,68 Meter lange EQB das einzige Elektroauto diesseits klassischer Kastenwagen, das in dieser Liga sieben Sitze zu bieten hat. Und selbst wenn auf den versenkbaren Einzelsesseln im Fond nur der Nachwuchs bis 1,65 Metern Platz findet, ist das ein deutliches Plus gegenüber Konkurrenten wie dem VW ID.4 oder dem BMW iX3, von Mokka, Mini Cooper SE & Co ganz zu schweigen. Zumal der EQB auch ohne die dritte Reihe ein paar Vorteile bietet: Die mittlere Bank lässt sich auf Wunsch um zwei Handbreit verschieben und der Kofferraum fasst im besten Fall zwischen 495 und 1.710 Liter.
Die Technik teilt sich der EQB mit dem EQA – auch ihn wird es deshalb als Fronttriebler oder mit Allrad und mit bestenfalls mehr als 200 kW/272 PS geben, geplant sind mehrere verschiedene Akkus für Reichweiten jenseits von 400 Kilometern und geladen wird mit bis zu 100 kW, so dass der EQB bei Ionity & Co den Hub von 10 auf 80 Prozent in weniger als 30 Minuten schafft. Während er im Stand schnell ist, gehört der EQB auf der Straße aber zu den Schleichern: genau wie die Konkurrenz aus Wolfsburg zieht Mercedes bei 160 km/h den Stecker.
Wie üblich will es Mercedes vor allem Umsteigern und Elektro-Novizen leicht machen und setzt deshalb nicht nur auf ein vertrautes Fahrgefühl, sondern auch auf das bewährte Bedienkonzept, das für die Arbeit mit den Akkus nur ein wenig erweitert wurde. So optimiert die Navigation Route und Reichweite nun auch unter Berücksichtigung von Temperatur und Topographie, sucht passende Ladesäulen entlang des Weges und kalkuliert bei der Ankunftszeit die Power-Pausen gleich mit ein. Und wer die Mercedes Me-App nutzt, kann damit nicht nur das Laden steuern und kontrollieren, sondern bekommt so auch problemlosen Zugang zu 450.000 Steckdosen in ganz Europa. Knapp die Hälfte davon gibt es auch mit grünem Strom oder einem nachträglichen CO2-Ausgleich durch Mercedes.
Selbst beim Design verkneifen sich die Schwaben anders als beim EQS alle avantgardistischen Experimente. Außen sind es deshalb lediglich der schwarze Kunststoffgrill, die aerodynamischen Felgen und eine neu gestaltete Heckklappe, die den Unterschied machen. Und innen muss man die für alle EQ-Modelle typischen Applikationen in Roségold sogar extra bestellen, wenn man sich zum elektrischen Umsteiger bekennen will.
Zwar ist der EQB fürs Erste die beste Familienpackung in der elektrischen Mercedes-Flotte. Doch schon bald droht ihm Konkurrenz aus den eigenen Reihen. Denn bei den Van-Kollegen läuft sich die nächste Generation des Citan warm, der als familienfreundlicher Kleintransporter mit noch mehr Platz und einem niedrigeren Preis im nächsten Jahr auch als EQT an den Start gehen wird.