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Mercedes GLB: Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich

Der neue Mercedes GLB

Liebling, sie haben den GLS geschrumpft. Erst hat Mercedes sein Top-Modell in der SUV-Flotte kräftig aufgeblasen und dann offenbar gleich wieder zu heiß gewaschen. Denn während die Schwaben in Utah gerade ihren Konkurrenten für Audi Q7 und BMW X7 präsentieren, haben sie auch das Tuch vom GLB gezogen. Und obwohl die beiden Geländewagen bei Format und Preis kaum weiter auseinanderliegen könnten, haben sie viel mehr gemeinsam als ein überraschend ähnliches Design und das Widescreen-Cockpit mit dem riesigen Bildschirm und dem Bediensystem MB UX. Schließlich sind sie beide Siebensitzer und haben allein deshalb das Zeug zum Bestseller. Während Mercedes beim GLS allerdings auf reichlich Erfahrung zurückgreifen kann, betreten die Schwaben mit dem GLB, der im November startet und mittelfristig für etwa 34.000 Euro aufwärts zu haben sein wird, Neuland und besetzen eine Nische, die in ihrer großen Kompaktklasse-Familie bislang brachgelegen hat.

Von Thomas Geiger
Zwar dürfte GLB damit auch am GLA und der B-Klasse knabbern und ein paar Aufsteiger vom GLC abhalten. Schließlich ist der ähnlich lang, aber mehr als 10.000 Euro teurer. Doch vor allem zielt der GLS für die Westentasche auf ebenso langweilige wie erfolgreiche Konkurrenten wie den VW Touran oder die Tourer-Modelle der BMW Zweier-Reihe.
Deshalb sind es bei all dem Abenteuer-Look eher die alltäglichen Fähigkeiten, auf die Mercedes wert legt. Nicht umsonst haben die Entwickler den GLB in der Länge auf 4,63 Meter und im Radstand auf 2,83 Meter gestreckt. Das schafft zum ersten Mal in der Kompaktklasse bei Mercedes Platz für eine dritte Sitzreihe, deren beiden Sessel man mit einem Handgriff aus dem Wagenboden klappen kann. Und damit man diese beiden Plätze auch halbwegs komfortabel erreichen und zudem seine individuelle Balance zwischen Kniefreiheit und Kofferraum findet, lässt sich in der zweiten Reihe nicht nur die Lehne in acht Stufen neigen, sondern man kann die gesamte Bank zudem um 14 Zentimeter verschieben. So erreicht das Ladevolumen Werte zwischen 560 und 1.755 Liter und als einziger kompakter Mercedes schluckt der GLB eine halbe Kindergartengruppe oder einen großen Kühlschrank.
Form und Format sind zwar neu und in diesem Segment einzigartig, doch sonst birgt der GLB keine großen Überraschungen. Sondern als jüngstes Kind der MFA-Familie übernimmt neben dem digitalen Feuerwerk im Cockpit auch die Wellness-Funktionen des Eergizing Comfort Systems, ein vielfältiges Heer von Assistenten – und die bekannten Motoren. Los geht es zu Preisen ab etwa 35.000 Euro mit je zwei Diesel und zwei Benzinern. Für die Otto-Fraktion gibt es zunächst den GLB 200 mit 1,3 Litern Hubraum und 163 PS oder den GLB 250 mit einem 224 PS starken Zweiliter sowie für die Ölbrenner den GLB 200d oder 220d mit einem 2,0-Liter mit 150 PS oder 190 PS. Geschaltet wird immer mit einer Doppelkupplung mit sieben oder acht Gängen, und für die Diesel gibt es auch Allrad, der beim stärkeren Motor Standard ist. Später folgt die 4Matic auch für die Benziner.
Doch dabei soll es natürlich nicht bleiben: Kurz nach dem Start folgt als Einstiegsmodell für etwa 34.000 Euro der 136 PS starke GLB 180 und ein bisschen später soll es für Sparer einen Hybriden und für Sportler mindestens einen 35er von AMG geben. Nur den Plug-In-Hybriden wird es anders als beim GLS für den GLB nicht geben, weil der Platz für den Akku der Option auf die dritte Sitzreihe geopfert wurde. Dafür allerdings dient der GLB als Basis für einen weiteren, rein elektrischen Mercedes und startet in zwei Jahren als EQ B.
Zwar ist die Familie der Mercedes-Kompakten damit bereits größer als je zuvor. Doch so ganz haben die Schwaben ihr Pulver noch nicht verschossen. Sondern spätestens Anfang nächsten Jahres kommt ein weiteres Modell, das natürlich wieder ein SUV ist: Der neue GLA. Und nachdem der GLB die Praktiker bedient, dürfte der GLA noch ein bisschen sportlicher und schnittiger werden.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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