Mercedes Pick-Up kommt
So will Mercedes dem VW Amarok und dem Toyota Hilux ans Leder
Unten der Smart, oben der Pullmann und dazwischen bald ein Dutzend Baureihen mi jeder Menge Derivaten – viele Lücken gibt es nicht mehr im Mercedes-Programm. Doch weil die Schwaben weiter wachsen wollen und dafür neue Zielgruppen erreichen müssen, haben sie jetzt doch eine unbesetzte Nische entdeckt und betreten noch einmal Neuland: Als erster europäischer Premium-Hersteller will Mercedes einen Pick-Up bauen und so die globalen Wachstumsziele des Unternehmens unterstützen, sagt Daimler-Chef Dieter Zetsche.
Pick-Ups fürs Volk
Mit „unverwechselbaren Markengesicht und allen markentypischen Fahrzeugattributen in punkto Sicherheit, Komfort, Antriebsstrang und Wertigkeit“ wollen die Schwaben in der so genannten Midsize-Klasse mit etwa einer Tonne Nutzlast antreten. Damit konkurriert das bislang noch namenlose Modell nicht mit so populären US-Modellen wie dem Ford F-150 oder dem Chevrolet Silverado, sondern vor allem mit dem VW Amarok und Japan-Bestsellern wie dem Toyota Hilux oder dem Mitsubishi L200.
Genau wie die Kollegen von VW zielt Mercedes mit dem Pritschenwagen allerdings nicht nur auf Handel, Handel und Gewerbe. Sondern so, wie M-Klasse vor 20 Jahren zu einem Imagewandel des Geländewagen beigetragen habe, registriert Mercedes ein wachsendes privates Interesse für den Pick-Up und will sein Auto deshalb auch als Lifestyle-Laster positionieren. Auch deshalb werde die neue Baureihe vom Bereich Mercedes-Vans verantwortet, der mit dem Doppel aus V-Klasse und Vito bereits Erfahrung mit einer solchen zweigleisigen Strategie habe, heißt es in Stuttgart.
Überall, nur nicht bei den Amis
Obwohl beim Stichwort Pick-Up viele zu erst an die USA denken, weil sich der Pritschenwagen dort besser verkauft als überall sonst und der Ford F-150 seit Jahrzehnten an der Spitze der Zulassungsstatistik steht, will Mercedes sich auf dem Muttermarkt dieser Fahrzeuggattung zunächst nicht messen. Sondern als wichtigste Zielmärkte für den ersten Schritt nennen die Schwaben Lateinamerika, Südafrika, Australien und Europe, weil sie dort überall ein nachhaltiges Wachstum in diesem Segment registrieren.
So viel Mercedes bereits zu Märkten und Möglichkeiten sagt, so wenig verrät das Unternehmen zum Auto selbst. Also kann man nur spekulieren, auf welcher Basis der Pritschenwagen konstruiert wird. Die Geländewagenarchitektur des GLE dürfte dafür kaum in Frage kommen, weil sie für solche Lasten nicht ausgelegt ist. Das G-Modell wäre als Mutterschiff für einen Pick-Up zwar stabil genug, dürfte aber zu teuer sein; außerdem lässt sich die Produktion in Graz kaum um das für einen solche Variante nötige Volumen steigern. Bleiben also nur die auch mit Allradantrieb erhältliche V-Klasse als Teilespender, eine völlige Neukonstruktion oder die Kooperation mit einem anderen Hersteller – zum Beispiel mit Nissan. Schließlich hat der Konzern mit den Japanern und ihrer französischen Schwester vom Twingo-Klon Smart bis zum GLA als Infinti QX30 schon ein paar gemeinsame Projekte am Start und mit den Baureihen Navarra in Europa sowie Frontier und Titan in USA könnte Nissan durchaus Knowhow und die nötigen Komponenten einbringen.
Worauf es am Ende hinausläuft, wird die Zukunft zeigen. Doch ein bisschen Geduld müssen Berufs-Bauarbeiter und Hobby-Cowboys noch haben. Denn mehr als „noch in diesem Jahrzehnt“ lässt Mercedes zum Verkaufsstart noch nicht entlocken.
Ganz so neu ist für Mercedes das Thema Pick-Up nicht, wie folgendes Video beweist.