Autoscooter für die Stadt
Der neue Mini Electric
Von Thomas Geiger
Dabei setzen die Briten auf drei Eigenschaften, die auch den normalen Mini zum Dauerbrenner gemacht haben. Das charakterstarke Design, das sich nur in Details wie einem geschlossenen Grill und einer Heckschürze ohne Endrohre unterscheiden wird, ein verspieltes Interieur mit reichlich eingebautem Augenzwinkern bei der Programmierung des Infotainment-Systems in der LED-Jukebox und ein Fahrverhalten, das nah am GoKart oder hier besser am Autoscooter ist.
Denn auch wenn der Mini beim Anlassen klingt wie ein Raumschiff vor dem Lift-Off, fühlt er sich beim Kickdown an wie ein Cooper S beim Start zur Rallye Monte Carlo. Während eine neue Traktionselektronik das Scharren der Vorderräder verhindert, schießt er davon, als wolle er beim Ampelspurt selbst einen M3 hinter sich lassen. Und auch wenn das Auto sich deutlich schwerer anfühlt und mit den Batterien im Boden ein bisschen höher baut als der normale Dreitürer, liegt er satt und stabil auf der Straße und geht zackig ums Eck. Von 0 auf 100 vergehen kaum mehr als sieben Sekunden und dass schon bei 150 Sachen wieder Schluss ist, stört bei einem designierten Stadtauto wahrscheinlich kaum jemanden. Viel eher muss man sich an die Stille gewöhnen, nachdem man gerade bei Mini sonst gerne mal ein bisschen Krawall geschlagen hat. Und natürlich ans Bremsen. Denn auch Mini hat zwei unterschiedliche Rekuperationsstufen für den E-Motor programmiert und lässt den Wagen entweder endlos segeln oder so viel Energie zurückgewinnen, dass er tatsächlich nach wenigen Metern zum Stehen kommt und man die Fußbremse kaum mehr benötigt.
Spritzig und spaßig, und das ganz ohne schlechtes Gewissen – so wird die Stadt zum Rummeplatz und hinter dem Steuer fühlt man sich wie im Autoscooter – nur den Spaß mit den Rempeleien lässt man besser. Schließlich wird der Mini E wohl um die 26.000 Euro kosten, wenn zum Jahresende die ersten Exemplare auf die Straße kommen.
Die Technik dafür stammt diesmal – zumindest das ist eine Art ausgleichende Gerechtigkeit – von der jüngsten Evolutionsstufe des BMW i3. Von ihm übernimmt der Mini E die 96 Lithium-Ionen-Zellen mit einer Kapazität von zusammen 33 kWh, die im Mitteltunnel und unter der Rückbank montiert sind, so dass der ohnehin schon knappe Innenraum nicht weiter geschmälert wird, und den E-Motor für die Vorderachse, der hier auf rund 190 PS kommt.
Genaue Zahlen will Mini noch nicht herausrücken. Doch wenn man den i3 tatsächlich als Maßstab nehmen darf, dann sollte der batteriebetriebene Brite auf gute 200 Kilometer Reichweite kommen – deutlich mehr als der Smart ED aber weniger als Konkurrenten wie der Renault Zoe, den es schon seit Jahren gibt, oder der Peugeot 208, der die Stadt erst noch unter Strom setzen möchte.
Das wissen sie natürlich auch in Oxford und München. Doch trösten sie sich darüber mit einem Blick in die Statistik hinweg: Weil der Mini nach Smart das vielleicht urbanste Auto ist, sind die Kunden damit pro Tag im Schnitt gerade mal 37 Kilometer unterwegs – und kommen so mit einer Akkuladung im Idealfall durch die gesamte Woche. Und was den späten Start angeht, so hoffen sie einfach, dass sie genau dann auf den Markt kommen, wenn das Geschäft mit den Elektroautos endlich anzieht. Und dass man dem Volksmund auch das Wort umdrehen kann – und die Letzten tatsächlich die Ersten sein werden.