Große Klappe, nichts dahinter?
Mini John Cooper Works Clubman
Hat schon der Start des Motors Großes erhoffen lassen, steigt die Freude beim Sichtkontakt mit der ersten Unterführung. Fenster hoch, Schiebedach via Knopfdrück öffnen und rauf aufs Gaspedal. Ein Konzert.
Keine Frage, der Mini John Cooper Works Clubman hört sich brutal an. Es zischt, es röhrt und wenn man’s provoziert, dann knallt’s auch ordentlich aus den zwei Endrohren. Allerdings beißen bellende Hunde, so sagt man ja, nicht. Um herauszufinden, ob das auf den JCW Clubman ebenfalls zutrifft, gibt es nur eine Möglichkeit – fahren.
Es geht in Richtung Höhenstraße. Noch wird der JCW nicht von der Leine gelassen, auch wenn es wider die Natur ist, diese 231 PS starke Schleuder im Green Mode so umweltfreundlich wie möglich zu fahren. Der ein oder andere Kilometer lässt sich dadurch schon gewinnen. Bei der ersten roten Ampel inklusive Pole-Position hat der umweltfreundliche Fahrstil allerdings abgedankt. Der Mini findet sich im Sport-Modus wieder und das Start-Stopp-System muss sich ebenfalls, via Toggle-Schalter, verabschieden.
Inzwischen habe ich im gemäßigten Fahrmodus die Höhenstraße erreicht, ein toller Ausblick über Wien bietet sich für eine kleine Pause an. Klein deshalb, weil ich es eigentlich gar nicht erwarten kann, den Clubman um die Serpentinen und Kurven der Höhenstraße zu schleudern. So schwer es mir auch fällt, geht es aus dem Fahrzeug raus, um es von außen zu betrachten. So schön der Ausblick auch sein mag, der Mini John Cooper Works Clubman zieht meine Blicke immer wieder auf sich. Relativ unscheinbar, eigentlich. Wenn man nicht versiert mit der Marke ist, kann man den Mini nur schwer als JCW identifizieren. Breitere Heckschürze und Lufteinlässe, welche den Nebelscheinwerfern den Todesstoß gaben und diese ins Abseits katapultierten, weißen darauf hin, dass es sich hier um das Top-Modell handelt. Die JCW-Logos sind eher dezent am Auto verbaut, zum Protzen ist der Clubman nicht gemacht. Zumindest nicht, wenn sich der Motor erholt.
Dieser pausiert allerdings nicht mehr lange, auf mich wartet der Abstieg. Rein in den Mini John Cooper Works Clubman, doch bevor der Wagen seiner nächsten Bestandsprobe näherkommt, wird das Cockpit gemustert. Ein Mini halt, wobei sich die Toggle-Schalter in einem JCW verdammt wohlfühlen und zur Kraft des Wagens passen. Der Touchscreen funktioniert hervorragend und ist sehr feinfühlig. Benutzen müssten wir diesen allerdings gar nicht, denn die Bayern gönnen dem Engländer einen iDrive-Controller.
Den Startschalter gedrückt, gibt sich der JCW auch für Unwissende als solcher zu erkennen. Raus aus dem Parkplatz und rein ins Vergnügen. Wechselt man in den Sport-Modus, fällt einem die direkte Gasannahme unmittelbar auf. Die erste Serpentine kommt auf mich zu, noch etwas verhalten bremse ich hin. Doch nach und nach steigt das Vertrauen in die Brembo-Bremsen, die den Mini John Cooper Works Clubman serienmäßig zum Stillstand bringen. Das Limit des Clubman auszureizen offenbart sich als Mammutaufgabe, selbst wenn Mitten in der Kurve der Gasfuß zu Blei wird, lässt sich das Fahrzeug nicht aus der Ruhe bringen und leitet mehr Kraft an die Hinterachse, um eventuelles Untersteuern zu unterbinden.
Wie auf Schienen schlängelt mich der JCW Clubman nach Klosterneuburg, von dort geht es in Richtung Donauuferautobahn, denn der Mini hat sich eine Pause am Wasser verdient. Die blassen Gesichter auf der Rückbank könnten ebenfalls eine gebrauchen.
:Infoporn
Hubraum: 1998 ccm
Leistung: 231 PS
Verbrauch: 6,8 l/100 km
Drehmoment: 350 Nm
Beschleunigung von 0-100 in: 6,3 Sek.
Spitze: 238 km/h
Gewicht: 1.565 kg
Preis: ab 41.367 Euro