Mit der neuen DSR/X hat der kalifornische E-Motorrad-Pionier Zero Motorcycles das erste rein elektrische Adventure Bike im Programm. Immenses Potential ist absolut angezeigt.
Text: Gregor Josel / Fotos: Hersteller, Gregor Josel
Es ist schon etwas ganz Neues, wenn man auf einem ausgewachsenen Adventure-Bike nahezu vollkommen geräuschlos durch den Wald schleicht. Kein dumpfes Gebrabbel aus dem Auspuff, man hört das Knacken der Äste unter den Rädern oder das Abrollgeräusch der Reifen im Kies. Zero Motorcycles hat es getan und den Sprung in das Haifischbecken der Adventure-Eisen gewagt, und das rein elektrisch. Was das Handling und Fahrverhalten betrifft liegt die DSR/X mit ihrem Gewicht von 247 Kilogramm auf Augenhöhe mit der Verbrennerkonkurrenz und das zieht sich auch in Sachen Fahrbarkeit weiter. Die tief liegende Batterie sorgt für einen tiefen Schwerpunkt, das Bike liegt satt auf der Straße, lässt sich überraschend leicht durch die Berge dirigieren und bietet dank der entspannten Sitzposition Komfort auf langer Strecke, aber auch gutes Handling offroad. Fünf Fahrmodi stehen zur Auswahl für den Straßenbetrieb, weitere fünf für den Offroadbereich. 225Nm Drehmoment und 100 PS Leistung zerren ab dem ersten Zug am Gasgriff am Hinterrad, dass es eine wahre Freude ist. Für Sicherheit sorgen unzählige Assistenten und vor allem auch das erstmals eingesetzte Verbundbremssystem. Dieses wird durch die integrierte, hoch entwickelte Stabilitätskontrolle von Bosch gesteuert und wird sofort aktiviert, sobald Haftungsverlust oder Schlupf registriert werden. Das System wendet unverzüglich die angemessene Bremskraft auf Vorder- und Hinterradbremsen gleichzeitig an und bietet zusätzliche Kontrolle beim Bergauf- oder Bergabfahren in steilem Gelände oder bei losem Untergrund.
Einen weiteren Schritt schafft Zero auch in Sachen Reichweite, denn zur serienmäßigen Kapazität vom 17,3 kWh gesellt sich ab kommendem Frühjahr auch ein optionaler Powertank, mit dem das Bike dann auf 21kWh Ladekapazität kommt. Standardmäßig lädt die DSR/X mit 6kW, durch ein ebenfalls optionales Lademodul kann man auch mit bis zu 12,6 kW laden, womit man in nur einer Stunde wieder auf 95% laden kann. Darüberhinaus ist es für längere Etappen auch möglich, die Batterie auf 110% aufzuladen, was die Gesamtreichweite in sporadischen Fällen nochmals erhöht. Bei normaler Vollladung gibt Zero (mit dem 17,3 kWh Akku) die Reichweite in der Stadt mit 290 Kilometern an, Autobahn 137 und kombiniert 185 Kilometer. Im echten Leben und bei zügiger Gangart sollten also mit dem Standard Akku rund 170 Kilometer-Etappen problemlos möglich sein. Klar, da heißt es gut zu planen, was die Ladeinfrastruktur auf der Strecke betrifft, doch das Fahrerlebnis ist es allemal wert, sich vorab hinzusetzen und den Trip gut aufzusetzen, denn auch das nahezu lautlose Rauschen auf ambitionierter Bergpartie ist ein wahres Erlebnis, das man so bislang nicht kennt.
Wer seine Zero DSR/X noch offroadtauglicher machen möchte, kann sie optional mit Drahtspeichenfelgen und gröberen Stollenreifen versehen. Weitere Extras sind diverse Anbau- und Schutzteile, verschiedene Windschilder, ein Kofferset, Sitzbänke in verschiedenen Höhen und eben mehr Akkukapazität. Nun kommen wir last but not least zum derzeit noch größten Nachteil der Zero DSR/X: Dem Preis. Denn mit 26.755 rückt das Thema E-Mobility im Zweiradbereich für viele in weite Ferne, wobei das auch nur mehr eine Frage der Zeit sein dürfte, bis sich die Preise hier normalisieren, was im Autobereich ja vielerorts bereits passiert ist.