Neuer Opel Corsa: Ihm geht ein Licht auf
Ihm geht ein Licht auf
Neuer Opel Corsa mit LED-Scheinwerfern
Als Opel vor 120 Jahren mit dem Automobilbau begonnen hat, waren die ersten Ausfahrten noch ein gefährliches Vergnügen. Denn auch wenn es der Lutzmann-Motorwagen beim Tempo mit jeder Express-Kutsche aufnehmen konnte und sich um die alle fünf bis zehn Kilometer fällige Inspektion meist ein Mechaniker aus der Begleitmannschaft gekümmert hat, wurde die Fahrt spätestens bei Dunkelheit eine große Herausforderung – schließlich hatte der Lutzmann nicht viel mehr als zwei Kerzen zu bieten, die hinter Glas vor sich hin glimmen sollten.Von Thomas Geiger
„Damals ging es eher ums gesehen werden, als darum, selbst etwas zu sehen“; sagt Ingolf Schneider, der bei den Hessen die Lichttechnik verantwortet. Das hat sich über die Jahre dramatisch geändert und Schneider rühmt Opel dabei als einen der Schrittmacher. Denn egal ob Karbit-Lampe, Glühbirne, die Klappscheinwerfer des GT, das Xenon- oder das LED-Licht – immer waren die Hessen bei den Ersten, die eine solche Technologie eingeführt oder zumindest der breiten Masse verfügbar gemacht hat.
Das gilt besonders für die Einführung der LED- und mit ihr der Matrix-Technologie, bei der die Leuchtdioden in einzelnen Segmenten individuell angesteuert werden können. Mit Anfangs acht und aktuell 16 Blöcken pro Scheinwerfer lässt sich der Lichtkegel gesteuert von einer Kamera so permanent den aktuellen Verhältnissen anpassen: Das Sichtfeld des Fahrers wird maximiert und die Blendwirkung für den Vordermann oder den Gegenverkehr minimiert, weil entsprechend Bereich im Lichtstrahl einfach abgedunkelt werden können. So kann man zum Beispiel Objekte am Fahrbahnrand viel früher wahrnehmen als zuvor: Bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h macht dies ein Plus von 30 bis 40 Metern gegenüber konventionellem Halogen- oder Xenon-Abblendlicht aus und gibt dem Fahrer 1,5 Sekunden mehr Reaktionszeit.
In der Oberklasse ist diese Technik mittlerweile gang und gäbe, doch bei den bürgerlichen Modellen beschränken sich die Hersteller zumeist auf konventionelle LED-Scheinwerfer mit statischer Lichtverteilung, die allenfalls automatisch auf- und abblenden können. „Als wir 2015 den neuen Astra gebracht haben, war Opel deshalb der erste Hersteller, der damit auch in der Kompaktklasse angetreten ist“, prahlt Schneider und freut sich über eine hohe Akzeptanz für das System. Obwohl Opel dafür natürlich einen soliden Aufpreis verlangt, machen je nach Baureihe bis zu 60 Prozent der Kunden an dieser Stelle ein Kreuzchen.
Jetzt macht Opel den nächsten Schritt zur Demokratisierung: Denn wenn im Herbst nach der Publikumspremiere auf der IAA im September in Frankfurt der neue Corsa an den Start geht, wird erstmals auch einem Kleinwagen ein neues Licht aufgehen und als erstes Modell im Segment tritt er ebenfalls mit Matrix-LED-Scheinwerfern an. Erstens, weil Opel damit wieder eine Sicherheitstechnologie weiter nach unten durchreicht. Zweitens, weil die Hessen damit ganz nebenbei auch noch was für ihren Flottenverbrauch tun. Denn mit neuen Energiespar-LED reduzieren sie den CO2-Ausstoß immerhin um ein Gramm pro Kilometer. Und drittens, weil sie sich so ein wenig differenzieren wollen von Brüdern wie dem nächsten Peugeot 208, der mit derselben Plattform schon etwas früher an den Start geht.
Natürlich hat Opel den LED-Matrix-Scheinwerfer für den Corsa nicht neu erfunden, das weiß auch Lichtexperte Schneider. Doch sind die Hessen damit die ersten, die diese Technik auch in der Kleinwagen-Klasse anbieten und erhoffen sich damit einen deutlichen Sicherheitsgewinn. Denn anders als Airbag & Co. schützt die LED-Technik nicht vor den Folgen eines Unfalls, sondern kann mit besserer Sicht die Sicherheit erhöhen und so verhindern, dass überhaupt Unfälle entstehen. Und besser sehen die neuen Scheinwerfer obendrein aus, zumal die Autos damit auch bei Nacht unverwechselbar werden. Durch diese Brille betrachtet, hat sich in den letzten 120 Jahren dann vielleicht doch nicht so viel getan. Denn genau wie damals beim Lutzman wird es auch beim Corsa eben doch auch wieder darum gehen, dass und wie das Auto gesehen wird.