Neuer Opel Karl. Auf Verniedlichung reagiert der neue kleinste Opel (wenn er könnte) mit einem beleidigten Blick. Selten war ein Budget-Auto so eine runde Sache. Properes Design, gutes Platzangebot und eine passende Motorisierung machen den Karl zu so was wie einem First-Class Bedürfniserfüller – mit einem freundlichen Lächeln.
Text: Philipp Stalzer
Nun ist es komplett, das Opel-Zwergen-Triumvirat. Der lifestylige Adam und der erwachsenere und größere Corsa werden vom praktischen und vor allem sehr preiswerten Karl ergänzt. War sein Vorgänger „Agila“ noch ein offensichtlich eher spröder Pflichterfüller (der Aufgrund seiner pragmatischen Hülle zweifellos auch Fans hatte), ist der Karl wesentlich charmanter geraten und weiß seinen attraktiven Preis (ab 8.990 Euro) geschickt zu verstecken. Sein Angebot ist auf die spontan entscheidende Kundschaft zugeschnitten: 3 Ausstattungsvarianten, 1 Motor, 1 Getriebe, dazu noch 10 Außenfarben und einige wenige Sonderausstattungen. Die Chance, dass man den „richtigen“ Karl beim Händler gleich vorfindet und mit Heim nehmen kann, ist groß.
Einheitsmotor mit Berechtigung
Auch wenn der Einheits-Motor, ein 1-Liter 3-Zylinder Benziner mit 75 PS, den Daten nach keine Begeisterungsstürme entfacht, passt er wie von den Ingenieuren bei der Pressekonferenz versprochen sehr gut in den Karl. Das Aggregat ist technisch der neue Turbomotor aus Adam und Corsa, nur eben ohne Turbo.
Die Fahrleistungen sind brav und der Verbrauch ließ sich auf unseren ersten Testfahrten bei verhaltener und gleichmäßiger Fahrweise in die Nähe der 5-Liter Marke (Werksangabe: 4,5 Liter auf 100 km ohne optionalem Eco-Paket) bringen. Mit merklich unter einer Tonne (Werksangabe: 939 Kilogramm) tut man sich auch als Saftpackl-Motor leicht. Der Clou ist aber, dass man den 3-Zylinder kaum raushört, das Auto generell gut gedämmt ist und die für diesen Motortyp üblichen Vibrationen beinahe restlos gefiltert werden. Das passt!
Ein recht schlankes und übersichtliches Armaturenbrett (dem man schon ein bisschen ansieht, dass der Kunststoff nicht all zu teuer sein darf) schafft luftiges Ambiente, die zweifärbigen Ausführungen des Interieurs bringen ein bisschen Abwechslung und Wertigkeit ins Cockpit. Auch hier: Rotstift gut versteckt.
Ausstattungshighlights, wenn man sie sich leistet
Schon die mittlere Ausstattungsvariante „Edition“ ist bis auf eine Klimaanlage und einen Radio für einen Budget-Winzling gut ausgestattet. Alle Karosserieteile sind lackiert, die Fensterheber elektrisch, ein Tempomat und eine Fernbedienung für die Zentralverriegelung sind an Bord. Für Mamas und Papas wichtig: auch zwei ISOFIX-Halterungen auf der Rückbank sind immer Serie, genauso wie 6 Airbags im Fall der Fälle. 400 Euro wären dann noch für eine manuelle Klima und den Radio fällig, weitere 350 Euro wenn auch noch eine Freisprecheinrichtung an Bord sein soll.
Es geht aber auch anders. In der Cosmo-Ausstattung (ab immer noch wohlfeilen 12.750 Euro) sorgt neben dem 850 Euro-Glasschiebedach das Winterpaket mit Lenkrad- und Sitzheizung um 120 Euro (da gibt’s bei einem Premium-Auto nicht mal Fußmatten, die Heizelemente sind aber dieselben…) für kuschelige, kalte Tage. Dann fehlt dem Karl wirklich nix mehr, um als vollwertiges Auto ohne Verzicht durchzugehen – bis auf vielleicht ein bisschen Platz.
Platzangebot im Opel Karl
Wer dauernd zu dritt oder viert fährt, wird natürlich eher zu einem 5-türigen Corsa oder Astra greifen – aber die Ergonomie und das Platzangebot in der ersten Reihe sind erstaunlich gut. Natürlich nur solang man sich nicht mit jemandem der hinten sitzt arrangieren muss. Sollte sich da niemand befinden, ist der 215 Liter große Kofferraum selbstverständlich mit einer klappbaren Rückbank auf über 1000 Liter erweiterbar. Ein- und Aussteigen ist sehr bequem möglich, die Sitzposition leicht erhöht. Ein recht schlankes und übersichtliches Armaturenbrett (dem man schon ein bisschen ansieht, dass der Kunststoff nicht all zu teuer sein darf) schafft luftiges Ambiente, die zweifärbigen Ausführungen des Interieurs bringen ein bisschen Abwechslung und Wertigkeit ins Cockpit. Auch hier: Rotstift gut versteckt.
Fazit zum Opel Karl
Auch wenn der Ab-Preis von 8.990 Euro ein bisschen als Lockangebot verstanden werden darf, um einen glatten 10er gibt’s dann wirklich einen astreinen Neuwagen mit Garantie und allem, der ordentlich fährt und für den man sich aufgrund seiner erwachsenen und wertigen Optik nirgends schämen muss. Diese Paket schlägt voll in die ehemalige Chevrolet-Schiene, die in Europa ja zugunsten von Opel eingestellt wurde und ist somit ein weiterer Baustein von Opels Produktoffensive (in 4 Jahren 27 neue Modelle und 17 Motoren). Die positiven Verkaufszahlen und der Marktanteilgewinn zeigen: die Produkte passen, der Weg ist richtig.