Im Segment der SUVs residiert der Seat Ateca auf Platz 4 der meist neuzugelassenen Fahrzeugen im Jahr 2019. Damit das auch 2020 so bleibt – oder, und danach sieht’s nach dem ersten Halbjahr aus, noch besser wird – spendieren die Spanier dem Bestseller ein Facelift.
Text: Maximilian Barcelli
Was wiederum bedeutet, dass der Ateca noch nicht auf der neusten Plattform des VW-Konzerns, dem MQB evo, steht. Und das stört kein bisschen. Also bitte nicht falsch verstehen: Ob Golf, Leon oder Octavia – die neue Generation der Kompakten fährt sich fantastisch. Der semi-neue Seat Ateca tut das aber auch.
Klar, ein Quell der reinen Fahrfreude ist so ein Kompakt-SUV selten, da ist auch der geliftete Ateca keine Ausnahme — zumindest, wenn das Seat- und nicht das Cupra-Logo an Heck und Front thront. Doch die Lenkung ist angenehm direkt, ohne nervös zu sein und gibt im richtigen Maße Rückmeldung. Das DSG erlaubt sich keine Fehler und verwaltet die Gänge kaum spürbar. Ganz generell liegt der Ateca solide in der Kurve, ist sehr ausgeglichen ausbalanciert. Und der von uns getestete 2-Liter-Vierzylinder-Benziner? Der hat mit seinen 190 PS eigentlich mehr Leistung, als man braucht: In nur 7,1 Sekunden geht’s auf Landstraßentempo. Auf der anderen Seite: Ein bisserl Überhol-Reserve hat noch niemandem geschadet.
Klingt wenig aufregend – und ist es auch. Wobei das durchaus als Kompliment zu verstehen ist: Der Ateca geht zwar auch nach dem Facelift kaum Risiken ein, erlaubt sich dafür aber keine Fehler. Lediglich das neu gestaltete Infotainmentsystem bietet eine Angriffsfläche, weil es nicht mehr ganz so intuitiv ist. Aber auch dieses Gegenargument ist schnell weggekontert; Immerhin haben Kunden ja nicht nur ein paar Stunden Zeit, sich damit auseinander zu setzen.
Neben dem Infotainmentsystem und der auf den neusten Stand gebrachten Konnektivität und den Assistenzsystemen wurde der Ateca vor allem optisch überarbeitet. Er trägt nun das neue Markengesicht, das mit dem Tarraco eingeführt wurde und das der Leon weitergeführt hat. Auch der Schriftzug folgt dieser neuen Designphilosophie und ist in geschwungener Optik gehalten.
Apropos Tarraco: Auch beim Dickschiff der Spanier tut sich etwas. Mit der, für den Tarraco neuen, Ausstattungslinie FR verleihen die Spanier dem SUV einen sportlichen Anstrich. Und nicht nur das: Auch bei der Fahrwerkstechnik wird angesetzt. So hat Seat dem Tarraco FR ein neues Sport-Setup für das adaptive Fahrwerk spendiert. Durchaus merkbar liegt das rund 4,7 Meter lange SUV dann satter in der Kurve, ist aber nicht unnötig hart, was auch nicht zum Charakter des Fahrzeugs passen würde. Was bestens zum Fahrzeugcharakter passt, ist hingegen der zwei Liter große Selbstzünder, der den Tarraco souverän nach vorne schiebt.
Alles in allem bleibt der Seat Ateca auch nach dem Facelift ein grundsolides und sympathisches Auto, während dem Tarraco der sportliche Trimm gut steht. Aber da erzählen wir ja nichts Neues, die Zahlen sprechen für sich: Mit einem Anteil von sechs Prozent bei den Neuzulassungen 2019 befindet sich Seat immerhin auf den dritten Platz. Geschlagen geben müssen sich die Spanier nur von Skoda und VW.
Und wenn wir schon über Zahlen sprechen: Was muss denn eigentlich gezahlt werden, um so einen Seat Ateca respektive Tarraco sein Eigen nennen zu dürfen? Für den Ateca, den wir im Umland Wiens bewegt haben, werden satte 53.000 Euro veranschlagt. Das mag anfangs etwas erschrecken, relativiert sich dann aber beim Blick auf die nicht zu wenig ausgewählten Extras. Hier wurde mehr geklotzt als gekleckert. Dabei ist die Serienmitgift bei der FR-Version ohnehin schon ordentlich, bei den fast 13.000 Euro teuren Optionen gibt’s folglich einiges an Einsparungsmaterial.
Das zeigt auch der Blick auf den Preis des von uns gefahrenen Seat Tarraco FR: Mit etwa 58.000 Euro ist dieser verglichen mit dem deutlich kleineren Ateca „nur“ um fünf Riesen höher. Auch der lässt kaum einen Wunsch übrig – zumindest nicht für nüchterne Mobilisten. Denn die emotionaleren werden ohnehin von Cupra bedient.