Der Minivan ist tot – hoch lebe der Minivan. Die geräumigen Zweckfahrzeuge werden international langsam von Crossover-Vehikeln verdrängt, am heimischen Markt ist die Nachfrage aufgrund der Steuerbestimmungen nach wie vor hoch. Gut, dass VW den Sharan aktuell hält und ihn einer Modellpflege unterzogen hat.
Text: Philipp Stalzer
Sie sind ja wirklich universell einsetzbare, tolle Dinger. Aber eines kann man einem Minivan nicht attestieren – besondere coolness. Die braven Zweckvehikel werden die Herzen von Autofetischisten selten höher schlagen lassen, dafür aber die jener, die mit ihrem einzigen Auto keine Kompromisse eingehen wollen. Der Sharan ist auf tägliche Benutzung in sämtlichen Einsatzmöglichkeiten penibel optimiert, nur in der Fahrspaß-Wertung sind konzeptbedingt halt keine großen Sprünge drin. Wer täglich viele Kilometer auf der Autobahn abspult (der Sharan ist im Innenraum sehr leise), seine drei Kinder täglich zum Kindergarten und/oder in die Schule bringt (in der mittleren Sitzreihe haben drei Kindersitze nebeneinander Platz) oder mit dem Surfbrett, Kajak oder Mountainbike zur Wochenendtour starten möchte (das Zubehörprogramm bietet Dachträger und Fahrradhalter für die Heckklappe, der Innenraum fasst mit umgelegten Sitzen bis zu 2.430 Liter) – wird den Sharan mit seinen Nehmerqualitäten lieben.
Der VW Sharan als Steuersparer
Groß ist die Auswahl für schlaue Unternehmer zur Zeit ja nicht. Neben dem VW Sharan buhlt noch der Ford Galaxy um die Gunst der Fuhrparkleiter, die anderen Konkurrenten Ford S-Max und Renault Espace sind nicht Vorsteuerabzugsberechtigt. Das bedeutet, dass bei betrieblicher Nutzung die Mehrwertsteuer von Anschaffung und Betriebskosten steuerlich geltend gemacht werden kann, man also einfach gesagt um 20% günstiger fährt. Das ist neben dem guten Werterhalt des Sharan das Hauptargument für gewerbliche Fahrzeughalter, für die der Kaufpreis weniger zählt als die „TCO“, die „Total Cost of Ownership“. Noch dazu kommt der Sharan bei Mitarbeitern in der Regel gut an, weil er sich trotz seiner stolzen Abmaße (4,85 Meter lang, 2,08 Meter breit) gut und übersichtlich fahren lässt und sich mit seinen hinteren Schiebetüren, der großen Heckklappe, den einzeln umzulegenden Sitzen und der bequemen Gesamtauslegung Alltagsaufgaben wacker stellt.
Weiteres Highlight in der Aufpreisliste: die serienmäßig schon sehr gut langstreckentauglichen Sitze lassen sich um eine Massagefunktion auf der Fahrerseite erweitern. Man merkt: VW weiß, dass die Kundschaft des Sharan viel auf Achse ist.
Bequemling XXL
Alles im VW Sharan ist auf Bequemlichkeit getrimmt. Das fängt mit der erhöhten Sitzposition und dem dadurch einfachen Ein- und Aussteigen an, geht über das sanft gefederte Fahrwerk (auf Wunsch auch mit adaptiven Dämpfern mit den Einstellungen „Comfort, Normal oder Sport“) bis hin zu den praktischen Schiebetüren, die man in der engsten Parklücke ohne aufzupassen aufreißen kann und die es auch als nobles Feature elektrisch angetrieben gibt. Neben der 5-sitzigen Standardkonfiguration gibt es nach wie vor eine 6-sitzige Businessbestuhlung (2 Sitze in jeder Reihe) und auch eine 7-sitzer Option, die vor allem große Familien ansprechen wird. Im überarbeiteten Sharan ist nun auch die aktuellen Generation von Infotainmentsystemen verfügbar, die neben einem größeren Screen und schnellerer Bedienung mit „AppConnect“ auch die Protokolle moderner Mobiltelefone (Android Auto, Apple CarPlay und Mirrorlink) unterstützt. Nun auch im Minivan-Segment erhältlich: der adaptive Radartempomat „ACC“, der von 30 km/h bis 160 km/h den Abstand zum Vordermann selbstständig einhält und auch eine Staufunktion mitbringt. Weiteres Highlight in der Aufpreisliste: die serienmäßig schon sehr gut langstreckentauglichen Sitze lassen sich um eine Massagefunktion auf der Fahrerseite erweitern. Man merkt: VW weiß, dass die Kundschaft des Sharan viel auf Achse ist.
Motorisierungen im Sharan
Selbtsverständlich bei einer Modellüberarbeitung wurden die Motoren aktualisiert und „neue, alte Bekannte“ aus dem Konzernregal tun nun ihren Dienst auch im Bug des Sharan. Naturgemäß wird der Sharan in Österreich beinahe ausschließlich als Diesel bestellt. Dafür stehen drei Stück Euro 6-fite Aggregate mit 115 PS, 150 PS oder 184 PS zur Auswahl, die sich nur durch die Leistung unterscheiden. Alle haben 2 Liter Hubraum, die beiden stärkeren lassen sich optional auch mit einem Doppelkupplungsgetriebe verknüpfen. Allradantrieb ist nur beim 150 PS starken Handschalter vorgesehen. Die blaue Mauritius unter den Sharans, also einer der mit Benzin fährt, hat daweil einen 1,4 Liter Turbomotor mit 150 PS, im August 2015 wird noch ein 220 PS-2 Liter folgen. Der Einstiegspreis für einen Basis-Sharan liegt bei 33.070 Euro für einen 115 PS-TDI, die gern bestellte Business-Variante (mit Xenon-Licht und Nebelscheinwerfer, trotzdem günstiger als der sonst baugleiche „Comfortline“) mit dem 150 PS-TDI und DSG kommt auf 43.250 Euro. Unternehmer können sich aus den Preisen wie gesagt noch die Steuer rausrechnen, was den Sharan nicht umsonst zu einem so beliebten Firmenwagen macht.
Fazit: dezente Überarbeitung
Um ein Optik-Update ging es VW bei der Überarbeitung des auch ohne der neuen LED-Heckleuchten immer noch frisch wirkenden Sharans gewiss nicht. Bei den möglichen Ausstattungen und bei Verbrauch und Leistung der Motoren hat sich aber was getan. Zwar schafft auch der sparsamte Sharan (115 PS TDI) mit 5 Litern Durchschnittsverbrauch lt. Werksangabe (entspricht 130g CO2-Emission pro Kilometer) die für Firmenwagen künftig magische Grenze von 120 Gramm CO2/km nicht, das wird seiner Beliebtheit aufgrund seiner vielen Einsatzmöglichkeiten und dem Vorsteuerabzug für Unternehmer aber aller Voraussicht nach kein Ende setzen.