Gute Schlagzeilen sind rar geworden bei Nissan in den letzten Jahren. Denn wenn man zuletzt was über Renaults japanischen Allianzpartner gelesen hat, dann waren es Agentengeschichten um den seines Glorienscheins beraubten Konzernchef Carlos Ghosn und seine Flucht aus dem japanischen Polizeigewahrsam oder tiefdunkle Post-Brexit-Prognosen für das Werk in Sunderland. Doch jetzt wollen die Japaner mal wieder gute Nachrichten generieren und Optimismus verbreiten und setzten dabei auf ihr wichtigstes Modell. Denn nach 14 Jahren und drei Millionen Exemplaren bringen sie nun die dritte Generation des Qashqai auf den Weg. In London gezeichnet, in Cranfield entwickelt und auf einer gemeinsam mit Renault genutzten Plattform aufgebaut, soll er wieder zur Cashcow für die gebeutelten Japaner werden und den Karren so quasi im Alleingang aus dem Dreck ziehen.
War der Qashqai bei seiner Premiere 2007 Jahren noch beinahe allein auf weiter Flur, muss er sich als SUV von 4,43 Metern nun allerdings in der vielleicht am dichtesten besetzten Klasse des Marktes gegen Autos wie den VW Tiguan, den Mazda CX-5 oder den Kia Sportage behaupten. Deshalb ist es mit neuer Form und neuem Format auch nicht getan – selbst wenn dem Qashqai die schärferen Linien gut zu Gesicht stehen sowie die drei Zentimeter mehr Breite, die zwei Zentimeter mehr Radstand und die vier Zentimeter mehr Länge innen für spürbar mehr Platz und immerhin 50 Liter mehr Kofferraum sorgen.
Sondern punkten will Nissan vor allem mit seinen neuen Antrieben: Der Diesel ist Geschichte und die Benziner werden elektrifiziert: Los geht es mit einem 1,3 Liter großen Turbo, der grundsätzlich als Mildhybrid-System angeboten wird. Manuell geschaltet und mit Frontantrieb oder mit stufenloser Automatik und Allrad, gibt es den Vierzylinder in zwei Leistungsstufen mit 138 PS oder 155 PS.
Aber so richtig spannend wird es im Herbst, wenn der Qashqai als erster Nissan in Europa das in Japan extrem erfolgreiche e-Power-Paket bekommt. Bei diesem Konzept übernimmt der E-Motor den Antrieb und der 1,5 Liter große Benziner läuft lediglich als Generator, der den Strom liefert und in einer Batterie puffert. Mit einer Leistung von 188 PS soll der Qashqai dann weniger verbrauchen als ein konventioneller Hybrid und weiter elektrisch fahren als ein Plug-in-Modell, versprechen die Japaner.
Zu den elektrifizierten Antrieben gibt es reichlich Elektronik für Komfort, Assistenz und Infotainment. So blickt der Fahrer natürlich in digitale Instrumente und auf Wunsch in ein größeres Head-up-Display, der Touchscreen vernetzt sich kabellos mit dem Smartphone und das ProPilot-System für Spurführung und Abstandsregelung passt die Fahrweise nun nicht nur dem Verkehrsfluss, sondern auch dem Tempolimit und der Topographie an.
Zwar sieht der Qashqai wieder frisch aus, hat schlaue Assistenten und sparsame Motoren. Doch wissen die Japaner offenbar selbst, dass ihr Bestseller damit auf der Straße in die Zukunft nicht ganz so weit kommen wird. Deshalb bekommt der Qashqai schon bald einen Vetter mit dem „Fit for Future“-Siegel. Denn in wenigen Wochen tritt im gleichen Segment als rein elektrische Alternative der neue Nissan Ariya an.