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Porsche 911 Speedster: Vollgas in die Vergangenheit

Vollgas in die Vergangenheit

Der Porsche 911 Speedster

Porsche probt die Rolle Rückwärts und fährt mit Vollgas in die Vergangenheit. Denn obwohl in Zuffenhausen längst der neue Elfer vom Band läuft, legen die Schwaben jetzt noch einmal den alten auf und bauen auf dessen Basis einen Speedster. Der gerade zur Autoshow in New York enthüllte Zweisitzer auf Basis des 991 gleicht ziemlich genau der Studie, mit der Porsche im letzten Sommer das 70-jährige Jubiläum des Sportwagenbaus gefeiert hat und ist passend zur Jahreszahl auf 1948 Exemplare limitiert.

Von Thomas Geiger
Wie es bei den Speedstern von Porsche seit dem seligen 356 1500 America Roadster von 1952 gute Tradition ist, ist auch das jüngste Modell vergleichsweise puristisch gehalten: Es gibt deshalb nicht nur eine gestutzte Frontscheibe und entsprechend angepasste Seitenfenster. Sondern statt des aufwändigen und vor allem schweren Komfortverdecks des Cabrios spannt sich nun eine dünne Stoffmütze über die beiden verblieben Sitzplätze – und die muss auch noch von Hand installiert werden.
Dazu gibt es für noch mehr Purismus und weniger Pfunde die üblichen Schlaufen statt der Griffe in den Türen und Netze statt Ablage-Konsolen in den Türen. Und während Porsche viele Karosserieteile wie den neuen Heckdeckel mit seinen großen Hutzen aus Karbon bäckt und zum Beispiel Keramik-Bremsen zum Standard macht, haben die Schwaben die Klimaanlage aus der Serienausstattung genommen, um nochmal ein paar Kilo zu sparen. Aber keine Sorge: Wem Komfort wichtiger ist als Kilos, dem packt Porsche das Thermo-Paket ohne Aufpreis doch wieder rein.
Was den Speedster aber vor allem ausmacht, ist sein Antrieb, den es so wahrscheinlich nie mehr geben wird, Denn im Heck tobt noch einmal der 4,0 Liter große Boxer aus dem GT3, der sich dem Trend zum Turbo tapfer wiedersetzt und sich als Sauger lieber hoher Drehzahlen bedient, um seine imposanten 500 PS zu erreichen. Und als wäre das nicht schon anachronistisch genug, gibt’s den Speedster ausschließlich mit einer manuellen Sechsgang-Schaltung. Mit einer Soundkulisse, gegen die alle neuen Elfer Chorknaben sind, rotzt der Boxer bis zu 460 Nm an die Hinterachse und sorgt hinter der flachen Frontscheibe für um so stürmischere Erlebnisse. Schließlich beschleunigt er in rund 3,8 von 0 auf 100 Sachen und schafft bei Vollgas rund 310 km/h.
Zwar nennt Porsche für Deutschland noch keine finalen Daten und auch noch keinen Preis, obwohl der Speedster bereits im Sommer in den Handel kommen soll. Doch wenn schon die Amerikaner dafür umgerechnet mehr als 240.000 Euro zahlen müssen, wird es ganz sicher kein billiges Vergnügen. Das dürfte dem Erfolg des schnellen Sonderlings allerdings kaum Schaden. Denn es wäre die erste Kleinserie aus Stuttgart, die nicht vom Start weg ausverkauft wäre.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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