PORSCHE BOXSTER 25 JAHRE, JUNGS!!!

Zum Geburtstag viel Glück. Und noch viele weitere Jahre. Aber bitte unelektrisch und mit 4-Liter-Sauger. Dass das so nämlich wirklich sehr viel Spaß macht, hat die Jubiläums-Edition des Boxster eben unter Beweis gestellt. Einziges Problem: G’schenkt ist der Porsche Boxster 25 Jahre nicht, Birthday hin oder her.

Aber wo ein Problem, da eine Lösung – so dein Mindset, das dir Bodo Schäfer in einer seiner Seminare ins Hirn gehämmert hat, also im übertragenen Sinne, eh klar. Und wahrlich: Du hast es ja auch geschafft. An deinem Handgelenk tickt die Audemars Piguet, dein Bauch ist mit blattgold überzogenem Kobe gefüllt und deine Blase mit Dom Perignon, was aber nur semi-optimal ist, weil dort eigentlich Harn sein sollte.

Erreicht hast du das natürlich nicht mit harter Arbeit, nicht wie der Hamster im 9-to-5-Rad. Sondern mehr so wie der Falke, der den Hamster in – für so ein kleines Nagetier überraschend viele – Einzelteile zerlegt. Die Natur kann grausam sein, aber dir ist’s egal. Du gehörst jetzt zu den oberen 0,1 Prozent, zu den Falken und Löwen und all den anderen Viechern, die man halt mit Prestige in Verbindung bringt. Weil du in irgend so einem Lifecoaching-Seminar warst. Und natürlich weil du in die WhatsApp-Gruppe aus der YouTube-Werbung gekommen bist. Ein paar Bitcoins hier, ein paar CFD-Trades da, und – schwuppdiwupp – schon konntest du dir einen sechs- bis siebenstelligen Nebenverdienst aufbauen, je nach Jupiter-Position halt.

Nicht mehr ganz State-of-the-Art: der Innenraum. Was aber völlig egal ist.

Was also mit dem ganzen Geld machen – außer Uhr, Rind, Sprudel? Klar, ein Auto muss her. Am besten etwas Exklusives, Extravagantes, Prestigeträchtiges. Zwar liefern die Videos auf YouTube auch gleich Inspiration für ein solches. So ganz überzeugt bist du von der Idee eines Panameras oder Cayman S nicht, da kann der mutmaßliche Schwabe noch so euphorisch „PORSCHE CAYMAN S, JUNGS!“ in die Kamera brüllen. Zu Recht: Vom offenen Pendant, dem Boxster, wurden in 25 Jahren Bauzeit weit über 350.000 Stück produziert. Und so richtig prestigeträchtig ist ein Vierzylinder halt auch nicht. Gegenvorschlag unserseits: der Porsche Boxster 25 Jahre.

Jenes Jubiläumsmodell gönnt sich Porsche zum 25. Geburtstag seines kleinen Roadsters. In der Vergangenheit musste der schon ziemlich viel Kritik einstecken: Zu nah am Elfer, zu wenige Zylinder, zu sehr Frauen-Porsche – was auch immer letzteres im 21. Jahrhundert heißen soll. Der Boxster 25 Jahre bleibt davon unbeeindruckt. Beeindruckt sind dafür wir, wenngleich auch nicht überrascht. Weil halt eh klar war, was uns da erwartet.

Porsche Boxster 25 Jahre, das ist Porsche Boxster GTS 4.0. Und das ist wiederum: sechs Zylinder, vier Liter Hubraum, keine Aufladung. 400 PS? Auch schön, eh klar. Noch schöner allerdings: wo sie anstehen. Erst wenn die Drehzahlnadel die 7.000 erreicht und die Kurbelwelle dementsprechend genauso oft um ihre eigene Achse rotiert, werden die vollen 400 Pferde auf die Hinterachse losgelassen, die damit aber hervorragend zurechtkommt. In unserem Fall geschieht das über ein großartiges 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Als Handschalter gibt’s den Porsche Boxster 25 Jahre aber auch, was dann zwar etwas Zeit beim Paradesprint kostet, aber halt – sorry – verdammt geil ist.

Apropos: Natürlich marschiert der Boxster 25 Jahre flott auf 100 km/h, glatte vier Sekunden sind’s laut Datenblatt. Schnell, aber – besonders im Vergleich zu schweren, übermotorisierten Elektro-Kisten – halt nicht: mind-blowing. Was herzlichst egal ist. Und wenn er fünf Sekunden brauchen würde, es geht mehr darum, wie er beschleunigt.

Nämlich sagenhaft linear und von einem Röhren begleitet, wie es nur ein großvolumiger und freiatmender Sechszylinder-Boxer hinbekommt. Und wenn bei 7.800 Touren die Automatik den nächsten Gang rein knallt, dämmert es einem, dass Prestige, Extravaganz und Exklusivität zwar gut und vor allem schön sind, es bei diesem Auto aber um was Anderes geht: Autofahren – in destilliertester Form. Sollen die CFD-Trader zum Posen bei ihren Panameras bleiben. Den Boxster 25 Jahre bewegt man am besten fernab der Innenstadt, fernab neugieriger Blicke – besonders jenen der Exekutive.

Fair enough: Zwar spielt Extravaganz eine untergeordnete Rolle, wenn dein Dopaminspiegel parallel zur steigenden Drehzahl schwindelerregende Höhen erreicht, der 4-Liter-Boxer voller Wut in deinen Nacken brüllt und du wiederum voller Freude „PORSCHE BOXSTER 25 JAHRE, JUNGS!“ brüllst. Allerdings ist das feine rote Leder haptisch wie optisch schon auch eine Show. Quasi das gesamte Interieur ist damit überzogen – von den Sitzen übers Armaturenbrett bis hin zum Lenkrad, das natürlich die perfekte Größe hat. Dazu passend: das gleichfärbige Stoffverdeck. Wem das alles too much ist, nämlich too much bordeauxrot: eine schwarze Ausführung gibt’s alternativ.

Der Innenraum ist vor allem eines: sehr rot.

Sonstige Ingredienzien des Jubiläumsmodells: Allerlei Schriftzüge sowie die Neuinterpretation der Farbe „Neodyme“, die an der ersten Boxster-Studie 1993 zum Einsatz kam, jetzt Felgen, Frontschürze und die seitlichen Lufteinlässe ziert und ganz hervorragend mit der Lackierung „GT-Silbermetallic“ harmoniert. Auch hier würde es Alternativen geben, nämlich Tiefschwarz- und Carraraweißmetallic.

Allerlei Schriftzüge zieren das Jubiläumsmodell, hier sogar in der Jubiläumsfarbe „Neodyme“ gehalten.

Außerdem inklusive: Das Porsche Active Suspension Management-Fahrwerk mit einer Tieferlegung um einen Zentimeter, eine mechanische Sperre an der Hinterachse und das Sport-Chrono-Paket. Hat der GTS 4.0 aber ebenfalls alles serienmäßig mit an Bord. Und vollausgestattet ist der Boxster 25 Jahre halt auch noch nicht, wenngleich man im Konfigurator schon deutlich weniger Geld verballern kann, als bei einem „normalen“ Porsche.

Womit wir wieder beim Ausgangsproblem sind: den rund 125.000 Euro, die für eines der 1.250 Porsche Boxster 25 Jahre-Modelle fällig werden – und zwar mit Luft nach oben, was ja irgendwie in der Natur eines Cabrios liegt, und eines Porsches sowieso. Klar, ein Sondermodell aus Zuffenhausen ist verhältnismäßig wertstabil, besonders mit so einem Motor. Allerdings fällt der Wert eines Boxster Spyders mit 20 PS mehr und 8.000 Maximalumdrehungen am nächsten Tag auch nicht gleich um die Hälfte. Und kosten tut der quasi genauso viel, wie das Jubiläumsmodell. Bevor jetzt aber das Für und Wider abgewogen wird: Nach CFD-Trading soll 2021 ja Network-Marketing das nächste big thing sein. Dann gehen sich beide aus.

Und weil’s so schön ist, hier noch einmal das großartigste Werbevideo aller Zeiten:

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