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Porsche Cayenne: Mehr Pfeffer

Mehr Pfeffer

Der neue Cayenne will zurück zum Ursprung

Zum Cayenne haben sie bei Porsche gerade ein ziemlich gespaltenes Verhältnis: Auf der einen Seite steht der Geländewagen für die erfolgreiche Ausweitung der Modellpalette und dafür, dass sich der Sportwagenhersteller längst auch im Alltag seiner Kunden etabliert hat. Nicht umsonst haben die Schwaben seit der Premiere im Jahr 2002 in zwei Generationen mehr als 500.000 Exemplare des dynamischen Dickschiffs verkauft. Doch auf der anderen Seite steht der Geländewagen eben auch für Porsches peinlichen Beitrag zum Dieselskandal und hat sich so entsprechend viel Gegenwind eingefangen. Kein Wunder also, dass die Spannung ein bisschen größer war, als die schnelle VW-Tochter jetzt kurz vor der großen Publikumspremiere auf der IAA in Frankfurt daheim in Stuttgart das Tuch von der dritten Generation des Bestsellers gezogen hat.

Von Thomas Geiger

Die neue Auflage, die mit sechs Zentimetern mehr Länge, einem flacheren Dach, mehr Platz im Fond und einem 100 Liter größeren Kofferraum noch in diesem Jahr zu Preisen ab über 70.000 Euro in den Handel kommt, zieht sich dabei ganz geschickt aus der Affäre: Denn erst einmal wird es den Wagen nur mit zwei V6-Benzinern geben, danach kommen der V8 und der Plug-In-Hybrid und wenn frühestens im nächsten Sommer doch noch Selbstzünder nachgereicht werden, haben sich die Wogen vielleicht schon wieder geglättet.
Genau wie die letzten beiden Generationen teilt sich auch der neue Cayenne eine Plattform mit den großen Konzernmarken und ist deshalb ein enger Verwandter von Audi Q7 oder Bentley Bentayga. Aber natürlich ist der Cayenne das dynamischste Auto in diesem Trio: Mit Mischbereifung wie beim 911er, mit einer neuen Dreikammer-Luftfederung, zum ersten Mal mit einer Hinterachslenkung und mit einem Wankausgleich durch rasend schnelle 48-Volt-Steller kommt er schneller um die Kurven als die Konkurrenz und bietet auf der Autobahn trotzdem noch einmal mehr Komfort. Zurück zu den Wurzeln, lautete das inoffizielle Motto der Entwickler, die den Cayenne so kräftig nachgepfeffert haben, dass er näher an den Markenkern kommt und sich fährt wie ein Elfer auf Stelzen.
Während die Plattform also vom Q7 kommt, erinnert das Interieur an den Panamera: Es gibt jetzt genau wie in allen anderen neuen Baureihen das kleine Drehrad am Lenker, das genau wie das Mannettino bei Ferrari die Fahrprofile verändert und leider noch immer ein bisschen billig aussieht. Es gibt wie beim Audi ein digitales Display dahinter, das aber – so viel Ehre erbietet Porsche der Erinnerung an den Sportwagenhersteller dann doch noch – von einem analogen Drehzahlmesser überlagert wird. Und genau wie im Gran Turismo prangt daneben ein riesiger Touchscreen, der nach unten hin von den großen Sensorfeldern auf dem Mitteltunnel abgerundet wird. Das sieht selbst dann nach Panamera aus, wenn es weniger stark geneigt ist und man die Lüfterdüsen hier – shocking! – tatsächlich noch von Hand verstellen muss, statt sie mit einem Fingerzeig zu steuern.
In Fahrt bringen den Cayenne dabei zunächst zwei V6-Benziner: Im Basismodell ist es ein 3,0 Liter, der jetzt 340 statt 300 PS leistet und auf 245 km/h kommt. Und im Cayenne S setzen die Schwaben auf einen Doppelturbo mit 2,9 Litern, dessen Leistung um 20 auf 440 PS steigt. Mit maximal 550 Nm beschleunigt er die knapp zwei Zentner leichtere Wuchtbrumme in bestenfalls 4,9 Sekunden auf Tempo 100 und schafft bei Vollgas immerhin 265 km/h.
Zwar haben auch die Designer ihren Teil zur neuen Sportlichkeit des Cayenne getan, die Proportionen besser ausbalanciert, Kanten und Konturen geschärft, den Blick mit serienmäßigen LED-Scheinwerfern entschlossener und das Heck knackiger gezeichnet. Doch sind die Kreativen mit ihrem Latein damit noch nicht am Ende. Sondern anders als die Vorgänger soll es den Cayenne diesmal angeblich auch als Coupé geben.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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