Egal ob Dschungel, Wüste, Arktis und Berge oder Downtown, Uptown und der Boulevard der Eitelkeiten – es gibt kaum ein Terrain, auf dem die Mercedes G-Klasse nicht zu Hause wäre. Doch jetzt erobert der Vierkant aus Graz sogar den Laufsteg. Denn statt auf Matsch macht der Geländewagen nun auf Mode und wird in einer Kooperation mit dem Jacken-Label Moncler zum Star auf der London Fashion Show: Für die das Event „The Art of Imagination” haben die Schwaben gemeinsam mit dem Modehaus eine ganz besondere G-Klasse kreiert, die Designelemente beider Partner vereint und mit entsprechenden Kontrasten ganz neue Reize setzt.
„Project Mondo G“ heißt das kolossale Kunstwerk von 4,60 Metern Länge, 2,80 Metern Höhe, 3,40 Metern Breite und 2,5 Tonnen Gewicht, das auf einem rustikalen Youngtimer mit Cabrio-Karosserie basiert. Nur, dass die mannshohen Ballonreifen jetzt das gleiche Puffermuster haben, wie die Moncler-Jacken, und die G-Klasse statt eines Verdecks einen überdimensionalen Anorak im gleichen Stil trägt – den riesigen Reißverschluss inklusive. Und während das Auto mit seinem stumpfem Lack eine schmucke Patina trägt, funkeln die schillernden Moncler-Muster wie die Augen der Zuschauer bei der Jungfernfahrt auf dem Londoner Catwalk.
Natürlich wirke das Projekt auf den ersten Blick etwas überdreht, verrückt und surrealistisch, räumt Designchef Gorden Wagener ein: „Aber genau das war unser Ziel: Artwork – und hierbei geht es um Kunst – erfüllt dann ihren Zweck, wenn Emotionen entstehen.“ Und egal ob irritierend oder inspirierend – ohne Emotionen kann man diese G-Klasse kaum betrachten.
Und natürlich müsse es etwas extravaganter zugehen, wenn sich zwei starke und etablierte Marken aus verschiedenen Luxusbranchen gegenseitig inspirieren, rechtfertigt Wagener und sieht in der Studie viele typische Merkmale beider Marken und außergewöhnliche Details, die in einem künstlerischen Kontrast stehen: „Etwa die geometrische, ikonisch-kantige Form der G-Klasse-Karosserie und die weiche, fluffige Materialität der Moncler Puffer Jacket,“ sagt der Designchef. Beides für sich betrachtet sei zweckmäßig, während die neuartige Kombination beim Showcar provokant und polarisierend wirke. „Wir nutzen dieses Stilmittel bewusst, um so neue Impulse zu geben und neues Terrain für beide Marken zu erschließen.“
Ganz neu ist dieser Ansatz freilich nicht. Soondern schon im Sommer 2020 hat Gorden Wagener mit dem kreativen Mastermind Virgil Abloh erst eine G-Klasse umgebaut und dann mit dem Maybach Offroad-Coupé sogar ein ganz neues Modell entworfen. Zwar ist aus dieser Kooperation zumindest eine Sonderserie der Maybach S-Klasse erwachsen, die natürlich vom Stand weg ausverkauft war. Doch bevor daraus mehr werden konnte, ist der Modemacher überraschend an Krebs gestorben.
Auch das ist ein Grund, weshalb sich Wagener offenbar begeistert ins nächste Abenteuer gestürzt hat. Erst einmal geht es dabei natürlich um Kunst und Kreativität. Doch wer Vertriebschefin Britta Seeger zuhört, der hört durchaus auch ein bisschen Kommerz heraus: „Die erste Zusammenarbeit mit Moncler eröffnet neue Horizonte und ein Potenzial an Möglichkeiten für mehr Neuigkeiten, die bald folgen werden.“
Zwar fällt es schwer, sich tatsächlich eine G-Klasse mit einem derartigen Aufbau vorzustellen. Von den Ballonreifen ganz zu schweigen. Doch man muss gar nicht bis zur Konkurrenz nach München und Jeff Koons’ jüngstem BMW Art Car auf Basis des Achters schauen, um sich zumindest eine Kleinserie dieses Kunstwerks vorzustellen. Dafür reicht schon ein Blick ins Mercedes-Archiv: Denn es ist gerade einmal zehn Jahre her, das hat US-Künstler Jeremy Scott den Smart beflügelt – und Mercedes daraus eine Serienversion gemacht. Gemessen an der G-Klasse war das allerdings – wegen des Formats und des gestalterischen Eingriffs – eher Kleinkunst, während das Project Mondo G ganz großes Kino sein will.