Der Ford Fiesta läuft bald aus und hinter den Polo setzt VW-Chef Thomas Schäfer dicke Fragezeichen – Kleinwagen haben bei vielen Herstellern offenbar keine große Zukunft mehr. Zumindest nicht, wenn sie konventionell angetrieben sind und aus Deutschland kommen. Im Ausland sieht das ganz anders aus – vor allem in Frankreich. Dort verantwortet Stellantis die Plattform, die Peugeot 208, Opel Corsa und Citroen C3 trägt und dort baut Renault den Clio, der es über die Jahre zum absolut meistverkauften Auto im Land gebracht hat und auch in Europa oft die Zulassungsstatistik anführt. Während die Konkurrenz schwächelt, dreht Renault deshalb jetzt noch einmal richtig auf und schickt im Sommer einen so gründlich überarbeiteten Clio ins Rennen, dass sie frech von einem „neuen“ Modell sprechen.
Fotos: Hersteller
Damit nehmen sie den Mund zwar ein wenig voll. Schließlich sind die Plattform und mit ihr die Abmessungen von 4,05 Metern Länge und 2,58 Metern Radstand unverändert. Doch haben die Franzosen dafür umso tiefer in den Topf mit der Schminke gegriffen und dem Charmeur ein völlig neues Design verpasst: Eine geänderte Frontpartie mit einem Grill wie ein Schachbrett und Tagfahrleuchten wie ein der Länge nach halbierter Renault-Rhombus sollen zur neuen Signatur der Marke werden und vom Clio aus auf die ganze Modellpalette übergehen. Dazu gibt’s ein knackigeres Heck mit neuen Lufteinlässen, die die Breite betonen und für mehr Glanz und Gloria in der Großstadt sorgt die exklusive Ausstattungslinie Alpine, die mit Chrom umhängt ist wie ein Sportstar mit Medaillen.
Auch innen probt der Clio den Neuanfang und bekommt deshalb endlich ein digitales Cockpit, das je nach Ausstattung mit sieben oder zehn Zoll Diagonale aufrecht und rahmenlos hinter dem Lenkrad steht. Daneben bleibt es beim vertikalen Touchscreen für das serienmäßige Infotainment und die rund 20 Assistenzsysteme.
Fortschritt melden die Franzosen auch unter der Haube: Zwar muss die Generation E weiter mit dem alten Zoe vorlieb nehmen oder auf das Comeback des R5 als Elektroauto warten. Doch zumindest ein bisschen elektrisches Feeling bietet künftig auch der Clio. Denn wie sonst nur die Asiaten bietet nun auch Renault in dieser Klasse einen Voll-Hybriden an. Neben den beiden Benzinern mit 65 oder 90 PS steht deshalb künftig der E-Tech Full Hybrid 145, für den Renault einen 1,6-Liter-Benziner von 94 PS mit gleich zwei E-Maschinen kombiniert und so auf 145 PS Systemleistung kommt. Natürlich ist mit einem gerade mal 1,2 kWh großen Akku auf der Electric Avenue kein Stich zu machen, zumal die Batterie sich nur beim Bremsen lädt und erst gar keinen Stecker hat. Doch schon das reicht, um zumindest im Stadtverkehr bis zu 80 Prozent elektrisch zu fahren, rechnen die Franzosen vor. Und ein Verbrauch von 4,0 Litern ist ja auch nicht so schlecht.
Während sich elektrifizierte Knauser also auf einen sparsamen Benziner freuen dürfen, müssen Spirtsparer aus der alten Welt von einer besonders effizienten Variante Abschied nehmen. Der Diesel fliegt beim Facelift zumindest hierzulande aus dem Programm.