Mit dem Renault Kadjar beweisen die Franzosen viel Fingerspitzengefühl. Die mit Nissan geteilte Plattform wurde ansprechend und deutlich diversifiziert. Das Resultat: ein SUV mit formidablem, eigenen Renault-Charakter.
Text: Philipp Stalzer
Auto XY basiert auf Plattform sowieso, Gemeinschaftsprodukt, Ressourcennutzung – ein Garant für Langeweile und Beliebigkeit. Was bis vor einigen Jahren noch als plumpes Badge-Engineering heftigen Gähnreflex auslöste, funktioniert 2015 richtig gut. Warum? Dazu ist man als Hersteller ganz einfach gezwungen und es wurde perfektioniert. Um den Entwicklungskosten Herr zu bleiben und auch beim Einkauf und der Produktion zu sparen, werden immer mehr Produkte grundlegend in Gemeinschaftsarbeit entwickelt. Früher oder später (nun eher früher) trennen sich dann die Wege der Alliierten und das Produkt wird selbst fertigentwickelt und designt. So geschehen mit dem Renault Kadjar, der sich seine grundlegende Architektur mit seinem Konzern-Cousin Nissan Qashqai teilen muss. Oder darf?
Renault Kadjar setzt auf die Komfort- und Wohlfühlschiene
In einer Zeit, wo alles super-sportlich und dynamisch sein muss, stellt sich der Kadjar auf ersten Testkilometern als Abtrünniger heraus. Das Fahrwerk fühlt sich smooth und komfortabel an, die aus der Nissan-Architektur entliehenen Sitzgestelle wurden französisch und somit weich und bequem bespannt. Prinzipiell Kleinigkeiten, die aber den grundsätzlichen Charakter des Autos formen. Der ist: ganz klar entspannt. Die zur Verfügung stehenden Motorisierungen passen da gut dazu. Turbo-Benziner mit 130 PS aus 1,2 Litern Hubraum, 1,5l Diesel mit 110 PS (Doppelkupplung optional) oder 1,6l Diesel mit 130 PS. Letzterer auch als Allrad erhältlich. Allesamt dezent werkende Aggregate, dem Benziner geht bei höherem Tempo aufgrund des kleinen Hubraums schneller die Luft aus. Dafür ein interessanter Einstiegspreis: 21.490 Euro in der Basisausstattung „Life“.
Das Fahrwerk fühlt sich smooth und komfortabel an, die aus der Nissan-Architektur entliehenen Sitzgestelle wurden französisch und somit weich und bequem bespannt. Prinzipiell Kleinigkeiten, die aber den grundsätzlichen Charakter des Autos formen.
Ausstattungslinien im Renault Kadjar
Vier Ausstattungslinien sollen den unterschiedlichen Bedarf der Kunden gut abdecken, jedoch erwartet Renault etwa die Hälfte der Verkäufe in Top-Ausstattung. Der „wenn-schon-denn-schon“ nennt sich „Bose“ und hat neben einem feinen HiFi-System alles an Bord, was das Renault-Technikregal so zu bieten hat. Zum Beispiel Voll-LED Scheinwerfer, das flott und einfach zu bedienende Infotainment-System „R-Link 2“ mit einem kapazitiven 7-Zoll-Touchscreen (sonst 860 Euro) oder einen Fernlichtassistent. Um gleich den „Worst-Case-Preis“ genannt zu haben: 33.990 Euro für den 130 PS-Diesel mit Allrad als „Bose“.
Technik-Features am Puls der Zeit
Wer sich für die „XMOD“ genannte Ausstattung darunter und gegen einen Allradantrieb entscheidet, findet ein Drehrad zur Steuerung der „Extended Grip Taktionskontrolle“. Mit Hilfe des ESP wird die Traktion der Vorderachse so gut wie möglich optimiert, um auch auf losem oder rutschigem Untergrund sicher voranzukommen. Das Park-Premium-Paket (leider nur für „Bose“ erhältlich, 850 Euro) kann „Handsfree Parking“ in Längs- Quer- und Schrägparkplätze und beinhaltet eine Rückfahrkamera. Für die Zukunft: digitaler Radioempfang (in Österreich noch nicht möglich) ist um 200 Extra-Euros an Bord. Serienmäßig: ein digitaler Tacho mit LCD-Schirm.
Fazit
Der ausgewogene Charakter, das gute Platzangebot und die harmonisch in die Renault-Designsprache transformierte Nissan-Plattform ergeben ein eigenständiges Auto, das alte Fans der Marke ansprechen, sowie neue generieren wird. Der Renault Kadjar ist fair eingepreist und bietet alles, was von einem praktischen Alltagsflitzer verlangt wird. Kleines Manko, das auf Nachfrage bei den Technikern aber als bereits in Arbeit befindlich bezeichnet wurde: Allradantrieb ist mit dem Doppelkupplungsgetriebe „EDC“ vorerst nicht kombinierbar, einen Termin für die Einführung der „Österreich-Kombination“ gibt es noch nicht.