Es wäre irgendwie fast fair, wenn ab dem 1. Juli die Nova auch für den neuen Renault Kangoo Van entrichtet werden müsste. Aber nur: irgendwie. Und: fast.
Am 1. Juli werden nicht nur „dicke große Diesel-Stinker-SUVs“ (Copyright Vizekanzler) teurer, sondern auch leichte Nutzfahrzeuge. Jahrelang von der Normverbrauchsabgabe verschont geblieben, werden jetzt auch Kunden der Fahrzeugklasse N1 freundlichst zur Staatskassa gebeten. Immerhin: Der Abzugsbetrag ist höher als bei PKWs angesetzt, nämlich bei 165 Gramm CO2 pro Kilometer. Und keiner der Motorisierungen im neuen Kangoo Van überschreitet diesen Wert, weshalb auch keine Nova fällig wird. Zumindest noch nicht, denn wie auch bei den PKWs sinkt dieser Freibetrag jährlich.
Warum es jetzt trotzdem fair wäre (das „fair“ stellen Sie sich bitte mit sarkastischem Unterton vor), den Renault Kangoo Van mit der Nova zu besteuern? Weil der vom Fahrgefühl her sowieso nichts mehr mit dem eines klassischen Nutzfahrzeugs zu tun hat. Wobei: So ein richtig klassisches Nutzfahrzeug-Feeling findet man bei solchen seit einigen Jahren ja ohnehin nicht mehr, die Grenzen zum PKW verschwimmen. Beim Caddy, der ja auf der Golf 8-Plattform steht, ist das sogar noch extremer.
Aber auch beim neuen Kangoo Van bügelt das Fahrwerk Unebenheiten solide weg, die Lenkung ist leichtgängig und haaalbwegs präzise, das Geräuschniveau auch bei höheren Geschwindigkeiten relativ niedrig. Was natürlich auch deshalb fein ist, weil es den Kangoo ja nicht nur als Van, sondern auch als Hochdachkombi gibt. Da ist dann ein angenehmes Fahrgefühl noch essentieller. Der 95 PS starke 1,5-Liter-Vierzylinder-Diesel ist eine solide Wahl, quasi die goldene Mitte.
Selten kommt ein Gefühl der Untermotorisiertheit auf, auch, wenn er freilich nicht so rabiat nach vorne marschiert, wie Tante Mitzi nach ihrer Hüft-OP. Und durstig ist der Selbstzünder halt auch nicht: 5,4 Liter Diesel pro 100 Kilometer genehmigt er sich am Papier. In der Realität waren es – mit Luft nach oben, aber auch unten – sechs Liter. Nur minimal sparsamer ist laut offiziellen Daten die 75 PS starke Abstufung des „dCi“, das bessere Argument für sie: die Preisdifferenz von 1.000 Euro. Dafür muss man sich aber ganze 19 Sekunden gedulden, bis 100 km/h am Tacho stehen.
Beide Triebwerke sind auch im brandneuen Renault Express verfügbar. Der ist so ein bisserl der Nachfolger des Dacia Dokker, nutzt auch dessen Plattform, ist darüber hinaus aber schon eine Neuentwicklung. So geschmeidig wie der Kangoo Van fährt sich der kleinere Express zwar nicht, dafür trumpft er mit einem Top-Einstiegspreis auf: 14.500 Euro netto werden mindestens fällig. Das lässt sich allerdings mit Extras – und von denen würde es reichlich geben – schon noch ordentlich in die Höhe treiben. Ein cooles Feature gibt’s im Express allerdings nie: Die „Open Sesam“-Türen.
Weil der Renault Kangoo Van keine B-Säule auf der rechten Seite hat (also quasi: Coupé … ) und sich die Beifahrertür 90 Grad öffnen lässt, verfügt das seitliche Portal über eine Breite von 1,446 Meter. Nicht die einzige coole Lösung im neuen Renault Kangoo Van: Der Beifahrersitz lässt sich etwa komplett versenken und die Trennwand zwischen Laderaum und Fahrgastkabine umschwenken. Heißt: Sogar drei Meter lange Objekte lassen sich im Kangoo Van unterbringen. Die schließbare Galerie unter dem Fahrzeugdach, der Renault den fancy Namen „Easy Inside Rack“ verpasst hat, kann wiederum bis zu zwei Meter lange Objekte aufnehmen – auch nicht schlecht.
Praktisch sind auch die zwölf neuen Assistenzsysteme. Und zwar wirklich: praktisch. Wir reden hier also nicht von nervigen, hypersensiblen Spurhalte-Assistenten, sondern beispielsweise dem permanenten Heck-Überwachungs-Assistent; ein Kamerabild, das beim verblechten Fahrzeug den Rückspiegel ersetzt. Zwar nicht ganz so flott, aber dennoch praktisch: das acht Zoll große Zentraldisplay samt Navi-Funktion. Auch optisch lässt dieses den Innenraum weg vom Nutzfahrzeug und hin zum PKW rücken. Allerdings: Vom Netto-Einstiegspreis von 20.000 Euro für den 95 PS starken Renault Kangoo Van ist man dann weit entfernt. Überhaupt ähnelt die Aufpreisliste fast schon der eines 3er BMWs. Oder positiv formuliert: Man kann, muss aber nicht, sondern hat halt einfach die Wahl.
Die hat man auch beim neuen Renault Trafic: Geht’s nur darum, von A nach B zu kommen – und zwar mit bis zu acht weiteren Personen – bietet sich der Trafic Passenger an. Nobler geht’s hingegen im Trafic Spaceclass zu, besonders in der Signature-Version, die etwa mit feinen Ledersitzen besticht. Der Startpreis liegt beim Passenger bei 37.990 Euro brutto, für den Spaceclass werden minimum 51.390 brutto fällig.