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Renault Kangoo Z.E.: Der Elektro-Praktiker

Elektro-Praktiker

Der neue Renault Kangoo Z.E.

Jeden Tag rumpeln zahllose Transporter auf ihren Arbeitswegen kreuz und quer durch alle Städte dieser Welt und fallen dabei oft vor allem durch Lärm und Gestank auf. Renault brachte also folgerichtig 2011 mit dem Kangoo Z.E. den allerersten elektrischen Großserientransporter auf die Straße. Nun kurvt bereits die zweite Generation durch die Häuserschluchten und wir haben uns angeschaut, ob der Kangoo Z.E. der Aufgabe wirklich meistern kann.

Text: Jakob Stantejsky
270 Kilometer Normreichweite gibt Renault für den Kangoo Z.E. an. Jetzt wissen wir alle, dass bei Elektroautos unter Umständen wie Hitze, Kälte, hoher Geschwindigkeit und einem bewegungsfreudigen Gasfuß große Abweichungen in dieser Hinsicht entstehen können. Deshalb wäre es sinnvoll, wenn der Elektro-Kangoo uns die Restreichweite auch anzeigt, wie es jede halbwegs moderne Auto tut. Macht er aber nicht. Stattdessen gibt es lediglich eine „Tank“anzeige, der wir im Sommer bei 35 Grad im Schatten beim Schrumpfen zuschauen können. Ideale Testbedingungen sind das für einen Stromer natürlich nicht, aber Arbeitstätige können sich schließlich auch nicht aussuchen, wann die nächste Fahrt ansteht. So rapide, wie die Batterie sich leert, könnte es jedoch mit einem achtstündigen Arbeitstag fast knapp werden. Aber das ist natürlich nur eine grobe Hochrechnung, die mein hoffnungslos überhitzter Redakteurskopf nach den ersten paar Kilometern anstellt.

Abgesehen von einer Tankanzeige bietet der Kangoo Z.E. jedoch so ziemlich alles, was man sich von solch einem Auto erwarten darf. Ablagen in allen Formen und Größen finden sich im gesamten Innenraum verteilt, das üppige Platzangebot in beiden Sitzreihen wird nur von der schier endlosen Ladefläche übertroffen. Außerdem fährt er sich gemütlich und sicher etwas längsdynamischer als ein gleichwertiger Verbrenner, doch die 60 PS machen auch als Elektropower keinen Sprinter aus dem Transporter. Gut, soll er ja auch gar nicht sein, also alles bestens so. Trotzdem tut sich der Motorredakteursfuß rein emotional schwer, den Kangoo Z.E. wirklich artgerecht zu bewegen und darunter leidet natürlich der Ladestand ebenso wie unter der voll aufgedrehten Klimaanlage.
Das Interieur bietet nicht nur Platz für (fast) alles, sondern ist auch seiner Mission entsprechend gestaltet. Hartplastik dominiert und weckt jetzt nicht gerade das große Schwelgen, aber ein robusteres und einfacher zu reinigendes Material findet man wohl kaum. Der Renault Kangoo Z.E. ist durch und durch Praktiker – eine weise Entscheidung der Franzosen. Denn in einem Transporter geht es nunmal rein um Praxistauglichkeit und da geht der Stromer keinen Kompromiss ein. Überkandidelte Features würden das Image des Kangoo Z.E. in meinen Augen deshalb sogar schädigen; so nach dem Motto: „Diese Elektroautos können keine gescheiten Arbeitstiere sein, überall muss es Extrawürschte geben.“ Die gönnt Renault dem Kangoo Z.E. nicht und macht ihn damit zu einem echten Hackler für alle Firmen, deren Einsatzgebiet topografisch geeignet ist. Denn mit einem Ab-Preis von 21.450 Euro kostet der Franzose wahrlich nicht die Welt und amortisiert sich im täglichen intensiven Stadteinsatz sicher flugs. Flüsterleise und völlig geruchslos ist er außerdem, das danken ihm die menschliche wie auch die natürliche Umwelt voller Inbrunst.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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