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Renault R5: Kleiner Freund ganz groß

Er war ihr Bestseller in den 1970ern und 1980ern und ist jetzt ihr größter Hoffnungsträger. Denn damit die große „Renaulution“ endlich in Fahrt kommt, feiern die Franzosen jetzt das Comeback des R5: So, wie der „Kleine Freund“ damals ein Auto für breite Bevölkerungsschichten war, soll er nun als eines der ersten halbwegs bezahlbaren Elektroautos aus Europa antreten und die Mobilitätswende mit einem Grundpreis von 25.000 Euro in die Masse tragen. 

Fotos: Hersteller

Dabei setzen die Franzosen vor allem auf selige Erinnerungen und einen charmanten Blick zurück, der trotzdem nichts von Retro-Design hat. Denn obwohl die Dimensionen ähnlich sind und viele Details wie die Rückleuchten vom Original übernommen werden, sieht der neue R5 auch neu aus und ist ein modernes Auto. So spricht er auch jene Generationen an, die ihre automobile Adoleszenz erst nach dem Rosttod des Originals erlangt haben. Dafür sorgen nicht zuletzt die knackig-knuffigen Proportionen des 3,92 Meter kurzen Wiedergängers, sein  charmantes Gesicht und seine kesse Kehrseite.

Die Platzverhältnisse sind dagegen eher bescheiden: Während man in der ersten Reihe noch sehr ordentlich sitzt, muss man bei 2,54 Metern Radstand hinten schon ein wenig die Knie anziehen. Aber immerhin ist der R5 jetzt ein Viertürer und erspart den Hinterbänklern orthopädisches Origami. Und zumindest der Kofferraum geht mit 326 Litern für einen Kleinwagen in Ordnung.

Auch sonst kann man von dem kleinen Auto allerdings keine großen Sprünge erwarten. Zwar haben die Designer nicht mit Ideen gespart und mit der Liebe zum Detail. Deshalb gibt es von der Tricolore auf dem Blinkerhebel bis zur Ladestandsanzeige auf der Motorhaube so viele augenzwinkernde Accessoires und verspielte Möglichkeiten individueller Verzierung wie sonst allenfalls noch bei Mini. Doch dafür haben die Ingenieure den Rotstift gespitzt und sich auf Basismobilität beschränkt. Das Einstiegsmodell fährt deshalb mit 95 PS und einem 40 kWh-Akku, der für runde 300 Kilometer reicht.  Selbst die Top-Version mit ist mit 150 PS, 50 kWh und 400 Kilometern bescheiden. Beim Laden ist der R5 eher von der lahmen Truppe: 11 kW am Wechselstrom sind für beide Batterien Standard, aber am Gleichstrom kommt der große Akku nur auf 100 und der kleine sogar nur auf 80 kW.  Und beim Fahren ist er nicht viel flotter: Von null auf 100 in bestenfalls knapp acht Sekunden geht noch in Ordnung, aber bei 150 km/h Spitze werden sich die Kunden von Clio & Co ein wenig umstellen müssen. Aber erstens lässt sich so ein Kampfpreis offenbar anders nicht darstellen, und zweitens ist zumindest bei den Fahrleistungen ja Abhilfe in Sicht: Der R5 gibt auch die Basis für die erste elektrische Alpine und kommt als A290 mit dann immerhin rund 220 PS und entsprechend mehr Power.

Zwar hat Renault in den letzten drei Jahren bereits reichlich Beifall für die vielen Iterationsstufen auf dem Weg von der Studie zur Serie bekommen, und wenn nur die Hälfte der Claqueure auch zu Kunden konvertieren, kommen die Franzosen ein gutes Stück voran mit ihrer Renaulution. Doch wollen sie sich dabei nicht alleine auf den R5 verlassen und planen gleich noch einen weiteren Rückgriff in glorreiche Zeiten: Ein Jahr nach dem „kleinen Freund“ feiert deshalb auch der R4 ein elektrisches Comeback – und wird zum smarten SUV für die City.

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