Renault Talisman – der Name ist Programm. Wenn Renault auf der IAA im September in Frankfurt den Laguna aufs Altenteil schickt und durch den Talisman ersetzt, werden die Franzosen alle Glücksbringer der Welt brauchen.
Text: Thomas Geiger
Denn so elegant die stattliche Limousine mit der coupéhaften Linienführung auch sein mag und so unverwechselbar die Lichtsignatur am Heck ist: Sie wird sich gegen Platzhirsche wie den VW Passat oder den Skoda Superb und gegen Aufsteiger wie den Hyundai i40 oder den Mazda6 so dermaßen schwer tun, dass ohne Glück nicht einmal ein Anstandserfolg gelingt.
Zwar gleicht dieses Ansinnen dem Kampf gegen Wundmühlen, doch ficht Renault diesen Fight ab Anfang nächsten Jahres wenigstens mit scharfen Waffen. Denn der Talisman macht nicht nur eine ausgesprochen gute Figur und bietet bei 4,85 Metern Länge und 2,81 Metern Radstand reichlich Platz auf allen Plätzen sowie mehr als 600 Liter Kofferraum. Sondern Renault verspricht den Passagieren zu Schätzpreisen ab 25 000 Euro zudem ein Upgrade in die Business-Klasse.
Dafür haben sich die Entwickler einen tiefen Griff in den Baukasten des neuen Espace erlaubt und so ziemlich alle Highlights übernommen, die das heimliche Renault-Flaggschiff zu bieten hat – von den LED-Scheinwerfern und dem Head-Up-Display über die Allradlenkung und die vielen Assistenzsysteme bis hin zur Charakterregelung Multi-Sense, dem Online-Infotainment und einem aufwändigen Beleuchtungskonzept mit Willkommensinszenierung, Abschiedsfunkeln und Ambientelicht in vielen Farben.
Dazu gibt es als vorgebliche Weltneuheit einen Sitz mit Cover-Carving-Technologie. Sie haben ein Skelett aus einer speziellen Schale, die gleichermaßen stabil und nachgiebig ist. So wird der Sitz bequemer und trotzdem leichter und bietet obendrein noch drei Zentimeter mehr Beinfreiheit für die Hinterbänkler.
… Dafür haben sich die Entwickler einen tiefen Griff in den Baukasten des neuen Espace erlaubt und so ziemlich alle Highlights übernommen, die das heimliche Renault-Flaggschiff zu bieten hat …
So ambitioniert das Innenleben des Talisman und so attraktiv sein Design auch sein mögen – unter dem Blech ist die Limousine von eher konventioneller Machart und wird es deshalb zumindest in Deutschland doppelt schwer haben. Denn die zwei Benziner und drei Diesel haben ausschließlich vier Zylinder, das größte Triebwerk hat gerade einmal 1,6 Liter Hubraum und die Leistungsspanne reicht lediglich von 110 bis 200 PS. Von dem in dieser Klasse immer öfter bestellten Allradantrieb ist für den Fronttriebler keine Rede und besonders sparsame oder gar alternative Antriebe stehen auch nicht zur Diskussion. Zwar gibt es Start-Stopp für alle und der Basisdiesel kommt auf 3,6 Liter. Aber Hybrid oder gar Plug-In-Hybrid sind für die Franzosen kein Thema.
Dafür allerdings hört man in Paris bereits von einer zweiten Karosserie-Variante. Denn wie den Laguna und vor ihm den Renault 21 soll es natürlich auch den Talisman bald wieder als Kombi geben. Vielleicht kann der dem Glück dann ja ein bisschen nachhelfen.