Ab Juli lässt es sich auch von Spanien aus kraxeln. Mit dem Seat Ateca erhält die VW-Tochter ihr erstes SUV und will damit das boomende Segment von hinten aufrollen.
Text: Thomas Geiger
Wenn sich in Genf der Vorhang hebt und der erste Geländewagen aus dem Süden bei uns im Juli in den Handel kommt, soll ein Raunen durch die Reihen der Qashqai- und Kadjar-Fahrer gehen, sagt Designchef Alejandro Mesonero und schwärmt vom neuen Schönheitskönig in diesem Segment.
Allerdings stellt der wie immer nach einer spanischen Stadt – diesmal im Herzen des Landes auf halbem Weg zwischen Madrid und Saragossa – benannte Seat nicht nur die Konkurrenz in den Schatten. Sondern er lässt auch seinen Wolfsburger Vetter ziemlich blass aussehen. Obwohl gemeinsam aus dem Modularen Querbaukasten konstruiert, stempelt er den etwas größeren VW Tiguan mit einer gestochen scharfen Signatur um die LED-Scheinwerfer, mit wenigen, dafür umso präziseren Kanten und mit knackigen Proportionen deshalb zu einem strebsamen Langweiler.
Auch technisch lässt sich die Tochter von der Mutter nicht mehr viel vor machen. „Wir mussten oft genug ein Nein hören“, rechtfertigt einer der Seat-Manager trotzig den gierigen Griff in die Vollen: Egal ob Smartphone-Integration mit Apple CarPlay und Android Auto, ob Einpark-Roboter und Abstandstempomat oder die Heckklappe, die nach einem angedeuteten Fußtritt nicht nur auf-, sondern zum ersten mal auch wieder zu schwingt – bis auf das virtuelle Cockpit und das Head-Up-Display gibt es fast nichts in den aktuellen Kompaktklasse-Modellen des VW-Konzerns, was dem Ateca verwehrt bleiben würde. Nur für die verschiebbare Rückbank war wegen des kürzeren Radstandes und der auf 4,36 Meter beschnittenen Länge kein Platz mehr, entschuldigt sich Entwicklungsvorstand Matthias Rabe. Aber weil der Ateca mit die beste Raumausnutzung im Segment bietet, auch im Fond zwei Erwachsene bequem sitzen können und der Kofferraum bis zu 510 Liter fasst, kann er damit ganz gut leben.
Die Musik zum feurigen Tanz spielen bekannte Konzernmotoren, bei den Seat ungewöhnlich bescheiden einsteigt. Denn im Basismodell begnügen sich die Spanier mit einem Einliter-Dreizylinder von 115 PS. Und ein Verbrauch von 5,2 Litern ist für einen Benziner in diesem Segment auch nicht schlecht. Wer nicht sparen, sondern Spaß haben möchte, dem bietet Seat bei den Benzinern zunächst noch einen Vierzylinder mit 150 PS und drei Diesel von 115 bis 190 PS. Während dem genügsamsten Triebwerk dabei 4,3 Liter reichen, sind mit dem stärksten ein Sprint von 0 auf 100 in weniger als sieben Sekunden und bei Vollgas mehr als 210 km/h drin, verspricht Rabe, der angesichts dieser Fahrleistungen schon von einem noch sportlicheren Ateca Cupra am liebsten in Form eines SUV-Coupé träumt.