Skoda Citigo e iV: Understatement – nicht nur akustisch

Ob ID.4 oder Enyaq – der VW-Konzern präsentierte in den letzten Wochen ein stylisches Elektroauto nach dem anderen auf Basis des Modularen E-Antriebsbaukasten (MEB). Die Auslieferung des ID.3 hat sogar schon begonnen. In weniger Munde sind hingegen die E-Autos, die der VW-Konzern schon länger im Sortiment hat. Wieso eigentlich nicht?

Und damit meinen wir freilich nicht den Audi e-tron. Der ist zwar generell toll, versucht aber Unvereinbares miteinander zu vereinen; nämlich Langstrecke und Elektroantrieb. Dass er darin, wie andere E-Autos auch, scheitert, ist hier zu lesen. Mit dem derzeitigen Stand der Technik eignen sich Elektrofahrzeuge, da werden Hardliner jetzt vehement widersprechen, überwiegend für Kurz- und Mittelstrecke. Und für solche braucht man ja wirklich keine 400 PS und 4,9 Meter Länge.

Vom Preis sprechen wir da noch gar nicht – und der sprengt immerhin das Budget der meisten Automobilisten. Aber wie bei Tesla startete auch die Volkswagen-Gruppe mit dem Nonplusultra in die Ära der Elektromobilität, so diese denn wirklich eintreten wird, und arbeitet sich nun von oben nach unten.

Wobei das nur gilt, wenn man die eigenständigen E-Fahrzeuge für sich betrachtet: Obwohl auf Taycan und e-tron jetzt VW ID.3, ID.4, Cupra el-born, kurzum: die ganzen kompakteren E-Autos auf dem Modularen E-Antriebs-Baukasten, folgen, so hat der Konzern schon längst preiswerte Elektroautos im Portfolio – nur halt gut in konventioneller Optik getarnt.

So sieht man auch dem Skoda Citigo e iV (wir ersparen uns hier mal die korrekte Schreibweise, die uns irgendwie an Exponentialfunktionen erinnert …) kaum an, dass er seine Kraft von einem Elektromotor bezieht. Abgesehen vom geschlossenen Kühlergrill und freilich der Modellbezeichnung am Heck deutet nichts auf den lokal emissionsfreien Ritt hin. Niemandem wird auf die Nase gebunden, dass man elektrisch unterwegs ist – das kann man gut finden, muss man aber nicht.

Der Kühlergrill kühlt nichts und ist geschlossen.

Was man auf jeden Fall gut finden muss, ist der überaus faire Basispreis von 21.350 Euro – und zwar exklusive Förderung. Und die ist aktuell gewaltig: Statt 3.000 Euro lässt der österreichische Staat seit Juli 2020 satte 5.000 Euro für E-Autos springen, was die Kosten im Falle des Skoda Citigo e iV um fast ein Viertel reduziert.

Dafür bekommt man zwar nicht das luftige Raumgefühl eines E-Autos, das im Vorhinein als solches konzipiert wurde und deshalb oft ohne Getriebetunnel auskommt. Und auch auf einen monströsen Akku (36,8 kWh) wird verzichtet. Allerdings erwartet man sich von einem 3,6 Meter langen und 1,6 Meter breiten Fahrzeug ohnehin nicht das Platzangebot eines Turnsaals. Und weil das Gewicht des Fahrzeugs – nicht zuletzt wegen der kompakteren Batterie – bei nur 1,2 Tonnen liegt und der E-Motor mit seinen 83 PS auch nicht wahnsinnig viel Strom frisst, sind offizielle Reichweiten von 225 bis zu 274 Kilometer möglich.

Viele E-Autos können aufgrund ihrer Architektur auf den Getriebetunnel verzichten.

Sollen es bei offensiver Fahrweise 200 Kilometer sein, Fakt ist: Mit dem Skoda Citigo e iV lässt es sich komplett stressfrei innerhalb eines 80 Kilometer Radius leben. Selbst in Niederösterreich oder im Burgenland, wo es aufgrund der Nähe zum Wasserkopf Wien überdurchschnittlich viele Berufspendler gibt, spulen nur rund 5 respektive zehn Prozent der Arbeitnehmer über 100 Kilometer für den Weg in die Bude ab.

Und auch Autobahn-Etappen sind dank des Spitzentempos von 130 km/h keine Tortur, wenngleich man sich dann von der versprochenen Reichweite getrost verabschieden kann. Abschrecken lassen sollte man sich auch nicht von den 12,3 Sekunden, die der elektrische City-Flitzer auf Landstraßengeschwindigkeit benötigt.

Denn erstens ist er damit schneller als sämtliche Citigos mit Verbrennungsmotoren (die ohnehin nicht mehr produziert werden). Und zweitens verdient sich der elektrische Tscheche mit seinen stets anliegenden 210 Nm Drehmoment den Titel „City-Flitzer“ auch tatsächlich (wobei der Aktionsradius, wie eben ausgeführt, ja deutlich über die Stadt hinausgeht).

Man mag zu E-Autos stehen wie man will, aber dass 83 PS in urbanen Tempobereichen derart spritzig sind, ist schon eine Wohltat. Weniger wohltuend ist das nicht mehr ganz so aktuelle „Infotainmentsystem“ oder die plastiklastige Materialienauswahl.

Auf der anderen Seite: Das Handy lässt sich via Bluetooth verbinden und eine Halterung für dieses ist serienmäßig mit an Bord. Google Maps ist sowieso das Maß aller Dinge in Sachen Live-Traffic. Und wer sich bei einem Einstiegspreis von rund 21.000 Euro ob der Materialen echauffiert, schießt sowieso am Ziel vorbei.

Die Handy-Halterung geht aufs Haus.

Ganz besonders, weil für Extras ohnehin nicht mehr viel Geld ausgegeben werden kann: Nur noch Felgen, Lackierung, Nebelscheinwerfer mit Corner-Funktion, Netzset im Kofferraum und abgedunkelte Scheiben können optional geordert werden. Ach, und nicht zu vergessen dass Raucherpaket! Weil wenn der Kohlenstoffdioxid ausstoßende Verbrennungsvorgang schon beim Autofahren eingespart wird, darf man sich vom CO2-Fußabdruck her den einer Zigarette schon leisten. Der Natur schadet’s nicht allzu sehr. Dem Körper halt schon.

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