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Skoda Enyaq iV: Das Ende der Fahnenstange

Der modulare Elektrifizierungsbaukasten wird uns in den kommenden Jahren noch einen ganzen Haufen E-Autos aus dem Hause VW bescheren. Nach Audi und Volkswagen hat nun Skoda seinen ersten Beitrag zum Thema enthüllt und bestätigt die hohen Erwartungen wieder einmal. Der Enyaq iV beweist, dass das Ende der Fahnenstange noch lang nicht erreicht war.

Text: Jakob Stantejsky

Wo der e-tron mit Prestige und der ID.3 mit vertrautem Golf-Feeling auftrumpfen wollen, geht der Enyaq iV den (goldenen?) Mittelweg. Vier Zentimeter kürzer als der Octavia tritt er zwar kompakt auf, strahlt dank des muskulösen Crossover-Designs aber dennoch ordentlich Präsenz aus. Der Blickfang bei der Weltpremiere war ganz klar das Crystal Face – auf Wunsch stattet Skoda seinen schnittigen Elektriker nämlich mit einem leuchtenden Grill aus. Das mag vorerst etwas überdrüber klingen, doch lasst euch versichern: In natura machen die strahlenden Rippen nicht nur richtig was her, sondern sind auch keineswegs übertrieben oder anstrengend. Die Balance aus Dezenz und Extravaganz ist den bodenständigen Tschechen hier perfekt gelungen.

Darüber hinaus erkennt man den Enyaq iV glasklar als Skoda, dennoch wirkt das Design frisch und zeigt eindeutig, dass dieses Auto etwas ganz Neues ist, in das viel Hirnschmalz geflossen ist. Kein abgespactes Raumschiff, aber trotzdem einen Schritt weiter gedacht. Skoda demonstriert, dass uns bei Elektroautos noch viel erwarten kann. Wie zum Beispiel der schlichte, aber höchst moderne Innenraum, der so richtig premiummäßig rüberkommt und vielfach gestaltet werden kann. Von den superfeinen Sitzen bis zum schneidigen Cockpit mit recycelten Materialien und riesigem 13 Zoll-Touchscreen haben wir hier schon beim ersten Probesitzen große Lust auf eine Ausfahrt bekommen. Dazu kommen spannende Extras wie das Augmented-Reality-HUD, mit dem der Enyaq iV Informationen quasi direkt auf die Straße „projiziert“. Und natürlich unzählige Assistenten und Hilfssysteme, die dem Fahrer zwar nicht die Verantwortung, aber quasi jegliche Mühe abnehmen.

Okay, also er ist superfesch und so. Aber jetzt kommen doch sicher die typischen Elektro-Haken, oder? Sollte man eigentlich denken. Doch bei der Weltpremiere war keiner zu finden. Das Platzangebot für Insassen und Gepäck ist Skoda-typisch erstklassig, die Akkus stören hier in keinster Weise. Und die Reichweite? Ohne jetzt eigene Erfahrungen vorweisen zu können, klingt auch die recht vielversprechend.

Skoda wird den Enyaq iV mit drei verschiedenen Batteriegrößen und fünf Leistungsstufen anbieten. Achtung, Zahlensalat: Akkutechnisch kann man zwischen 52, 58 und 77 kWh wählen, in puncto Kraft werden entweder 109, 132, 150 oder 195 kW zur Verfügung stehen. Von rund 150 bis 265 PS erstreckt sich die Gewalt des Enyaq iV also. But wait, there’s more! Denn es wird nicht lange dauern, bis auch dem E-Skoda ein RS angehängt wird. Da sind es dann 225 kW (306 PS), die den Stromer in 6,2 Sekunden auf 100 schnalzen. Wie lange geht das nun gut? Die Reichweiten bewegen sich zwischen 340 und 510 Kilometern, wobei die Höchstreichweite die große Batterie in Kombination mit dem 150 kW-Motor erreicht. Doch auch der RS wird auf immerhin 460 Kilometer kommen. Die Spitze wird bei 160 km/h abgeriegelt, der schnelle Tscheche darf hier natürlich ein wenig mehr Spaß haben und bis zu 180 km/h auf den Asphalt bringen. Die Qual der Wahl also, die auf zukünftige Enyaq iV-Kunden zukommt. Eine schöne Sache für Gernfahrer: Der Enyaq iV kommt standardmäßig mit Heckantrieb daher! Doch auch Allrad wird es geben, nämlich für die stärkste Standardversion und den RS.

Ihr seht schon, das große Aber bleibt irgendwie aus. Und auch wenn die Reichweite im Alltag wohl nicht ganz diese Zahlen erreichen wird, sie wird schon ganz ordentlich ausfallen. So wie die Felgen, die mit 18 bis 21 Zoll Durchmesser richtig fett daherkommen. Er ist schon ein Styler, der Enyaq iV. Aber dennoch vergisst Skoda nicht auf sein Simply Clever und zaubert so ein durch und durch sympathisches, praktisches und intelligentes Auto auf die Straße. Zumindest vermittelt der exzellente erste Eindruck das. Elektromobilität erscheint hier nicht als Hindernis, sondern als Gelegenheit. Und wem all das immer noch zu uncool ist, der wartet noch ein wenig. Denn dann kommt der Enyaq iV auch als Coupé und wird garantiert nochmal eine Extraportion Sexappeal auftischen. 125 Jahre nach der Firmengründung setzt Skoda mit diesem Auto das Ende der Fahnenstange wieder mal ein Stück höher an.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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