Eine moderne Abgasreinigung oder gar alternative Antriebe sind für sie zu teuer, ihr CO2-Fußabdruck passt deshalb nicht mehr zum Fahrzeugformat und wegen des hohen Preisdrucks lassen sie sich kaum profitabel produzieren – wenn die Autobosse in diesen Tagen über Kleinwagen sprechen, hält sich die Begeisterung in engen Grenzen. Doch Thomas Schäfer lässt sich die Stimmung nicht verderben. Er ist der neue Boss bei Skoda und als erste Premiere unter seiner Ägide steht für diesen Sommer der neue Fabia auf dem Programm. Nach 4,5 Millionen Einheiten in rund 20 Jahren geht er in die vierte Generation und Skoda will mit ihm beweisen, dass auch Kleinwagen noch eine große Zukunft haben.
Das kann man beim Fabia durchaus wörtlich nehmen. Denn mit dem Wechsel in den Modularen Querbaukasten des VW-Konzerns geht er gewaltig aus dem Leim, legt im Radstand rund neun und in der Länge knapp elf Zentimeter zu. Das Ergebnis sind Abmessungen, wie man sie bis dato vor allem aus der Golf-Klasse kannte: 2,56 Meter Radstand und 4,11 Meter Länge garantieren solide Platzverhältnisse auch im Fond und einen Kofferraum, der alle Klassenrekorde bricht. War der Fabia mit 330 Litern schon bislang ein ganz großer unter den Kleinen, fasst er jetzt noch einmal 50 Liter mehr und schließt so tatsächlich zum Golf auf. Und zwar zur aktuellen Generation. Doch Skoda ist das offenbar noch nicht genug. Sondern als letzten seiner Art wird es den Benjamin aus Mlada Boleslav schon bald auch wieder als Kombi geben.
Der Fabia fühlt sich aber nicht nur gewachsen an. Sondern wenn Schäfer aus lauter Stolz noch vor der Weltpremiere im Mai zur ersten Testfahrt im Prototypen bittet, erlebt man den Nachwuchs-Skoda auch als überraschend erwachsenes Auto: Der größere Radstand und das Plus bei der Spurweite lassen den Fabia spürbar gelassener, wirken. Dynamiker sind bei Seat oder Ford vielleicht besser aufgehoben, zumal auch die Skoda-Lenkung alles andere als scharf oder spitz ist. Aber wenn es ums entspannte, gediegene Reisen geht, ist der Fabia unter den Kleinwagen erste Wahl – und klopft auch in dieser Disziplin lautstark an die Tür zur Kompaktklasse.
Dazu gibt es ein Ambiente, das ebenfalls einen großen Sprung macht. Die digitalen Instrumente und den großen Touchscreen kann auch die Tarnfolie nicht kaschieren und als Schäfer später kurz ein ungetarntes Serienmodell auf die Bühne fährt, ist das Staunen ob der Materialauswahl groß: Selbst ein VW Golf sieht bieder und billig aus, wenn man ihn mit dem für die Topversion herausgeputzten Fabia vergleicht. Und der mit dem Rotstift möblierte ID.3 wird gar vollends zum Billigheimer. Allerdings wird es diesen Aufstieg natürlich kaum zum Nulltarif geben: Wo der aktuelle Fabia bei 13.390 Euro startet, wird es künftig wohl kaum unter 14.000 Euro losgehen und für die Top-Versionen ist man schnell in der zweiten Hälfte der Zwanziger.
Zumal Skoda diesmal eine lange Liste an Extras zusammengestellt hat. Zu den serienmäßigen LED-Leuchten reihum gibt es deshalb zum Beispiel bis zu neun Airbags, reichlich Connectivity, Komfortextras wie eine beheizte Frontscheibe, Assistenten zur Wahrung des Abstands, zur Einhaltung der Fahrspur und zum Rangieren, und über 40 praktische Petitessen aus der Abteilung „Simply Clever“, von denen ein Drittel neu sind. Austauschbare Cupholder zum Beispiel, eine abnehmbare Sonnenblende vor dem riesigen Panoramadach oder die variablen Stauboxen im Kofferraum hat es bislang noch in keinem Skoda gegeben.
Während Skoda sonst überall groß aufträgt bei diesem Kleinwagen, lief die Entwicklung bei den Antrieben buchstäblich auf Sparflamme. Denn die Dreizylinder-Motoren gab’s schon im Vorgänger, wenngleich der Sauger nun im sparsamen Atkinson- und der Turbo im Miller-Cycle laufen. Los geht’s mit einem 1,0-Liter-MPI mit 65 oder 80 PS, darüber rangiert der 1,0-Liter TSI mit 95 oder 110 PS und an der Spitze steht ein 1,5-Liter-TSI, der es auf 150 PS bringt und immerhin 225 km/h schafft.
Den Diesel hat Skoda zwar tatsächlich ausgemustert und nach alternativen Antrieben sucht man vergebens. Selbst der Mild-Hybrid-Baustein zumindest für den 1,5-Liter, den es im Octavia schließlich schon gibt, ist den Tschechen für den Fabia noch zu teuer. Doch verspricht Antriebschef Martin Hrdlicka trotzdem einen deutlichen Verbrauchsvorteil. Schließlich wurden die Benziner alle optimiert, das Gewicht ist trotz des neuen Formats kaum gestiegen, und das neue Design ist nicht nur eleganter, sondern auch windschnittiger: Mit einem cw-Wert von 0,28 statt bislang 0,32 ist der Fabia der schnittigste Kleinwagen am Markt. Nicht umsonst haben die Tschechen eine intelligente Kühlerjalousie eingebaut und den Unterboden wie bei einem Sportwagen nahezu komplett verkleidet. Das alles drückt nachhaltig den Verbrauch, rechnet Hrdlicka vor. Und zwar so weit, dass Skoda sogar den Tank um fünf Liter geschrumpft hat.