Die Welt gehört dem SUV und ohne Elektroantrieb ist ohnehin kein Staat mehr zu machen – wenn die vermeintlichen Experten den Automarkt der Zukunft skizzieren, ist für konventionelle Kleinwagen kein Platz mehr. Doch da haben sie die Rechnung offenbar ohne Skoda gemacht. Denn allen Unkenrufen zum Trotz bringen die Tschechen im September zu Preisen ab 17.170 Euro den neuen Fabia an den Start und wollen damit nach knapp fünf Millionen Exemplaren in drei Generationen und gut zwei Jahrzehnten beweisen, dass auch der Kleinwagen noch eine große Zukunft hat.
Das kann man beim Fabia durchaus wörtlich nehmen. Denn mit dem Wechsel in den Modularen Querbaukasten des VW-Konzerns geht er gewaltig aus dem Leim, legt im Radstand rund neun und in der Länge knapp elf Zentimeter zu. Das Ergebnis sind Abmessungen, wie man sie bis dato vor allem aus der Golf-Klasse kannte: 2,56 Meter Radstand und 4,11 Meter Länge garantieren solide Platzverhältnisse auch im Fond und einen Kofferraum, der alle Klassenrekorde bricht. War der Fabia mit 330 Litern schon bislang ein ganz großer unter den Kleinen, fasst er jetzt noch einmal 50 Liter mehr und schließt so tatsächlich zum Golf auf. Und zwar zur aktuellen Generation. Doch Skoda ist das offenbar noch nicht genug. Sondern als einen der letzten seiner Art wird es das Polo-Pendant aus Mlada Boleslav schon bald auch wieder als Kombi geben.
Dazu gibt es wieder mehr als 40 Details aus der Rubrik „Simply Clever“, darunter auch ein paar neue Lösungen wie der Kreditkarten- und Stiftehalter in der Mittelkonsole, sowie ein Ambiente, das ebenfalls einen gewaltigen Sprung macht. Im Cockpit prangen digitale Instrumente, daneben lockt ein großer Touchscreen in die Tiefen des Infotainments und die Material ist erschreckend vornehm: Selbst ein VW Golf sieht bieder und billig aus, wenn man ihn mit dem für die Topversion herausgeputzten Fabia vergleicht. Und der mit dem Rotstift möblierte ID.3 wird gar vollends zum Billigheimer. Allerdings gibt es diesen Aufstieg kaum zum Nulltarif: Der Fabia in der Ausstattungsversion Style lässt sich schon ohne Extras und Optionen auf 22.710 Euro treiben und beweist damit auch in dieser Disziplin eine neue Größe.
Das neue Format schafft nicht nur Raum, sondern auch Ruhe beim Fahren – der größere Radstand und das Plus bei der Spurweite lassen den Fabia spürbar gelassener, erwachsener wirken. Dynamiker sind bei Seat oder Ford vielleicht besser aufgehoben, zumal auch die Skoda-Lenkung alles andere als scharf oder spitz ist. Aber wenn es ums entspannte, gediegene Reisen geht, ist der Fabia unter den Kleinwagen erste Wahl – und klopft auch in dieser Disziplin lautstark an die Tür zur Kompaktklasse. Und wer es etwas strammer mag, bekommt auf Wunsch auch eine Tieferlegung um 15 Millimeter, genau wie ein Schlechtwege-Fahrwerk mit ebenfalls 15 Millimetern mehr Bodenfreiheit.
Während Abmessungen, Auftritt und Ambiente eine kleine Revolution sind, gibt’s unter der Haube nur Evolution – denn die Dreizylinder-Motoren gab’s schon im Vorgänger, wenngleich der Sauger nun im sparsamen Atkinson- und der Turbo im Miller-Cycle laufen. Los geht’s mit einem 1,0-Liter-MPI mit 65 oder 80 PS, darüber rangiert der 1,0-Liter TSI mit 95 oder 110 PS und an der Spitze steht ein 1,5-Liter-TSI, der es auf 150 PS bringt. Der schwächste Fabia gönnt sich damit zähe 15,9 Sekunden auf Tempo 100 und zuckelt mit 172 km/h über die Autobahn, doch das Top-Modell schafft den Spurt in 8,0 Sekunden und ist mit 225 km/h auch auf der linken Spur zu Hause.
Dabei hat Skoda dem Fabia ordentlich den Durst gezügelt, den Verbrauch auf Werte solide unter fünf Liter gedrückt und in der Konsequenz sogar den Tank von 45 auf 40 Liter geschrumpft. Möglich macht das neben den optimierten Motoren vor allem die Aerodynamik. Die schnittigere Form sowie eine Jalousie hinter dem Kühler, neue Räder und mehr Verkleidung am Unterboden drücken den cw-Wert von 0,32 auf 0,28 und machen den Fabia zum Klassensieger im Windkanal.
Fünf Benziner, Handschalter und Doppelkupplung – das ist für einen Kleinwagen nicht schlecht. Aber fehlt da nicht was? Ja! Einen Diesel wird es nicht mehr und eine Elektrifizierung noch nicht geben. Die eine Technik hat sich überlebt und die andere ist bis dato zu teuer. Frühestens zum Facelift in gut drei Jahren können sich die Tschechen einen E-Motor im Fabia vorstellen, und dann wohl auch nur als elektrischen Starter-Generator und Micro-Hybrid. Und statt eines SUV wird es allenfalls eine Scout-Version des Kombi geben. Es dürfte also noch ein bisschen dauern, bis sich Skoda an die Prognosen der vermeintlichen Experten hält.