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Stalzamt: Wird der Volkswagen Manipulations-Skandal die ganze Autoindustrie umkrempeln?

Die Schummeleien der Wolfsburger (und, mutmaßlicherweise auch einiger anderer Hersteller …) könnten die Reputation des Dieselmotors nachhaltig schädigen. Und damit schwere Folgen für die Konsumenten zeitigen.
von Philipp Stalzer

Volkswagen hat nicht sehr viel Glück in letzter Zeit. Der unschöne Abgang von Piech, strauchelnde Geschäfte, wenig Marge. Die unschöne Abgas-Geschichte in Amerika kommt noch dazu. Doch was ist Volkswagen da wirklich vorzuwerfen? Ist es wieder so eine aufgebauschte Lobby-Geschichte wie bei den wundersam selbstständig Gas gebenden Toyotas, dessen technische Problemlösung dann die bessere Befestigung der Fußmatten war? Vermutlich nein, denn was Volkswagen bei der Abgas-Einstufung gemacht hat, ist leider etwas mehr als tricksen im erlaubten Rahmen.

Dass alle Hersteller ihre Motoren auf den im jeweiligen Land herrschenden Testzyklus zur Geräuschmessung, Verbrauchsmessung und Abgas- bzw. Schadstoffmessung hinentwickeln, ist ein „offenes Geheimnis“, erlaubt und legitim. Was Volkswagen gemacht hat, ist eine Codezeile ins Motorsteuergerät eingefügt, die den Motorlauf und die Abgasnachbehandlung drastisch ändern, sobald der Testzyklus mit Hilfe von Parametern wie Stellung des Lenkrads (Lenkwinkelsensor), gefahrene Geschwindigkeit und Dauer des Motorlaufs erkannt wird. Was zu einem fairen Testverfahren führen soll, nämlich ganz genaue Rahmenbedingungen für den Testlauf, werden da recht schamlos für eine Detektion benutzt um dann im Rahmen der technischen Möglichkeiten das beste Abgasverhalten zu erzielen, das aber vermutlich mit einer praxistauglichen Motorchrakteristik nicht vereinbar ist.

Vermutlich ist Volkswagen mit den Dieselmotoren des Typs EA 189 (2,0 Liter Common-Rail Diesel, auch in anderen Markenderivaten verbaut, wird jedoch nicht mehr verbaut) innerhalb bezahlbarer Entwicklungskosten einfach nicht auf die erforderlichen Werte gekommen. Der Ausstoß von Stickoxiden pro Kilometer ist nach den US-amerikanischen Regularien laut „Tier II BIN 5“ mit 31 Milligramm begrenzt, die aktuelle Euro 6-Norm hierzulande billigt bis 80 mg/km. Die realen Ergebnisse überschreiten die Grenzwerte (je nach Einsatzgebiet, Stadt- oder Autobahnverkehr) um den Faktor 10 bis 40.

Auch wenn ich mich da jetzt recht weit aus dem Fenster lehne, aber dieser „Skandal“ könnte für die ganze Automobilindustrie schwerwiegende Folgen haben, denn vermutlich ist nicht nur Volkswagen unter Zugzwang trotz technisch fast unmöglich zu stemmenden Abgasvorschriften Autos zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Sollte da nun ein größerer „Sumpf“ bei mehreren Herstellern aufpoppen, bezahlt es im Endeffekt wieder nur einer – und zwar der Kunde.

Was Volkswagen gemacht hat, ist eine Codezeile ins Motorsteuergerät eingefügt, die den Motorlauf und die Abgasnachbehandlung drastisch ändern, sobald der Testzyklus mit Hilfe von Parametern wie Stellung des Lenkrads (Lenkwinkelsensor), gefahrene Geschwindigkeit und Dauer des Motorlaufs erkannt wird.

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