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Subaru Outback: Der Boxer schlägt zurück

Hätten wir das nicht alle gern? Ein Auto mit viel Platz, solider Verarbeitung, angenehmen Materialien im Interieur, zeitgemäßem Infotainment, Allradantrieb – und all das zu einem mehr als nur fairen Preis? Dieses Auto gibt es wirklich und es heißt Subaru Outback. Doch zwei Zahlen lassen den anfangs begeisterten Kunden zögern: 8,6 und 193. So viel Liter Benzin säuft, beziehungsweise Gramm CO2 speit der Outback nämlich im WLTP-Zyklus.

Subarus Treue dem Boxermotor gegenüber ist beeindruckend. Auch heute setzen die Japaner voll und ganz auf das sonst nur mehr bei Porsche so richtig relevante Aggregat. Petrolheads freuen sich darüber erst mal. Schließlich denkt man bei einem Boxer zuerst an Tradition und fühlt sich in romantischere automobile Zeiten zurückversetzt. Subaru beweist mit der sechsten Generation des Outback, dass der Boxermotor auch 2021 (oder jetzt halt 2022) ein modernes Auto von klagloser Qualität antreiben kann. Blöd nur, dass ausgerechnet der Antrieb irgendwie das größte (wenn nicht sogar einzige) Problem des geräumigen Kombis ist. Nicht falsch verstehen: Auch wir finden Boxermotoren cool. Aber die 2,5 Liter-Maschine in Kombination mit dem CVT-Getriebe des Outbacks wirft im Alltag die Frage auf, ob es nicht Zeit für etwas anderes wäre.

Sportlicher Antritt mag jetzt nicht die große Stärke des Outback sein. Muss er aber auch nicht. Denn ein 4,87 Meter langer Kombi mit 169 PS will ja auch gar nicht den Asphalt von der Straße reißen. Zum schwungvollen Überholen reicht es aber auch auf der Autobahn – auch wenn die Geschichte dann doch sehr von Heulen und Jammern untermalt wird. Aber gut, der Outback erledigt die Sache unterm Strich dennoch brav. So weit, so gut. Aber wie man im Jahr 2022 einen WLTP-Verbrauch von 8,6 Litern rechtfertigen kann, ohne zumindest einen Kompaktsportler zu bewegen, ist eine verzwickte Frage – permanenter Allrad hin oder her. Und 193 Gramm CO2 pro Kilometer schießen den Umweltvogel sowieso ab. Nur zur Erinnerung: Der Flottengrenzwert der EU liegt derzeit bei 95 Gramm.

Außerdem muss man sich das bei den aktuellen Benzinpreisen auch erst mal leisten. Einem Bentleyfahrer mag das monetär wurscht sein. Aber der Outback richtet sich doch eher an preisbewusstere Käufer. Aber trotz allem: Ein Preis von 46.490,- Euro für die getestete Ausstattung Adventure, die sich deutlich an das Offroadpublikum richtet und auch darüber hinaus viele feine Komfortextras bietet, ist in dieser Klasse eine ordentliche Kampfansage. Wer wirklich jeden Winter Allrad braucht, und davon soll es in Österreich ja ein paar Leute geben, fährt mit dem Subaru Outback garantiert gut. Auch wenn er sich den einen oder anderen Liter mehr gönnt.

Gut fährt man einerseits dank der recht verbindlichen Lenkung und des vor allem im Sportmodus sehr brav ansprechenden Motors. Doch auch dank Dingen wie dem großformatigen Infotainmenttouchscreen, den beheizbaren Sitzen vorne und hinten(!) sowie einem ebenfalls wärmenden Lenkrad. Hinzu kommen beim Outback Adventure wasserdichte Sitzbezüge, die sich aber keineswegs nach Funktionsmaterialien, sondern eher wie weiches Kunstleder anfühlen. Auch sonst ist das Cockpit gut eingekleidet, Hartplastik findet man eigentlich nur dort, wo nie die Sonne hinscheint. Ein paar Tasten sind rund um den Bildschirm geblieben. So lassen sich Temperatur, Front- und Heckscheibenheizung und Lautstärke immer noch haptisch bedienen – sehr willkommen.

Die Lenkradtasten fallen etwas kantig, aber dafür einfach blind zu bedienen aus, auch hier ist alles gut. Analoge Instrumente mögen heutzutage zwar schon fast eine gefährdete Spezies sein, stören aber keinesfalls. Wer ins große Autokino will, sollte sowieso lieber zu Benz und Co. greifen. Unmengen an Platz sowohl in der zweiten Reihe als auch im riesigen Kofferraum runden die Bereitschaft für die Fahrt ins Abenteuer, die mit der Offroadbeplankung außen schon angepriesen wird, ab. Apropos: Auch wenn wir uns mit dem Outback nicht gerade durchs Unterholz geschlagen haben, zugeschneite Straßen bei Minusgraden und ordentlicher Steigung hat er ohne jedes Zucken und Murren souverän bewältigt. So stellt man sich ein stets verlässliches Auto vor. Apropos verlässlich. Der Outback geht mit seiner EyeSight-Technologie auf Nummer sicher und behält den Fahrer per Kamera immer im Auge. Schaut man etwa nach unten (aufs Handy) oder driftet zu sehr in Landschaftsbeobachtungen ab, mahnt das Auto einen per Piep zur Aufmerksamkeit. Sicher nicht jedermanns Sache, aber auch nicht blöd.

Der Subaru Outback mag nicht das erotischste Auto der Welt sein. Aber er leistet sich auch kaum Schwächen. Ja, über den Antrieb muss man diskutieren. Doch davon abgesehen hält der Japaner in allen Disziplin brav mit – zu einem echt knackigen Preis. Der Boxer schlägt zurück, sozusagen. Schön, weil der Motor im Outback auch im E-Zeitalter noch in einem wirklich ansprechenden Alltagsauto seinen Platz findet. Und vielleicht auch ein bisschen dino-mäßig, weil er doch irgendwie ein bisschen out of date wirkt. Aber die romantisiertesten Autos hatten immer schon ihre Macken. Das darf auch 2022 so sein. Denn der nächste Dreizylinder-Plug-in-Hybrid kommt bestimmt. Nur nicht bei Subaru.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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